Gladiatoren der Moderne (Moritat)

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von Dirk Tilsner

Hereinspaziert und füllt die Ränge!
Beim wöchentlichen Schaukampf spritzt
es warm und herzlich in die Menge.
Ein Wort, ein Lächeln, alles sitzt
und bringt den Gegenmann zur Strecke.

Zwei Konkurrenten, die sich hassen:
Der eine – Meier – optimiert
mit seinem Lieblingsschwert: Entlassen!
den Schmidt, der fleißig produziert,
d.h. als Chef für solche Zwecke.

Den ersten Schlag verabreicht Meier
mit Excel-Lenz: die rote Zahl
trifft wie ein Huftritt in die Eier.
Zum Glück sind die bei Schmidt aus Stahl;
drum glotzt er nur verstockt zur Decke.

Der schlägt zurück, mit Argumenten,
so wuchtig wie ein Morgenstern:
„Es fehlt an Bonus und Talenten
und kompetenten Managern!“
Nun röchelt Meier in der Ecke ...

und streckt die Lanze der Bilanzen.
„Da hilft kein Augenschutz, kein Netz:
Die Firma braucht: Verkauf, Finanzen,
kein proletarisches Geschwätz!“
Sein kalter Blick verrät: Verrecke ...

Die beiden scheuen keine Finten:
Diplom, Erfahrung und ‚kein Recht‘.
Man sticht von vorn und tritt von hinten.
Der erste zweifelt am Geschlecht.
Der zweite zeigt es ihm: Komm lecke ...

Schon dringt die Schlacht in die Arena:
IT, Versand, die Qualität,
ja, selbst die Pförtnerin Elena,
ein jeder schimpft, verdrischt und schmäht
und macht den anderen zur Schnecke.

Das Morden ist nicht mehr zu halten.
Verzweifelt wedelt Kaiser Franz
mit seinem Daumen. Die Gewalten,
die er hier rief, sind gar und ganz
kupiert wie eine Gartenhecke ...

Gedichtform: 
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