Mummenschanz
Aus dem Dämmer der Gezeiten,
hohle Phrasen ohne Sinn,
die Verlegenheit verbreiten
schon vor allem Anbeginn.
Hülsen für die schönen Worte,
Streichelkur für Egos sind,
spitzenmäßig edle Borte,
dem Narziß-Charakter-Kind.
Wohliges sich Streicheln, Recken,
jeder Spiegel ist da recht,
der dem ach so stolzen Gecken
sich farbenfroh erscheinen lässt.
Weihrauch strömt aus jeder Phrase
und vernebelt das Gehirn,
steigt in die erhob'ne Nase
hilft beim In-die-Irre-Führ'n.
Lass sie nur den Grat erreichen,
der Verstand von Anstand trennt,
und erkenne du die Zeichen,
die "Erfolg" und "Ruhm" man nennt.
Am Olymp herrscht groß' Gedränge,
Einsamkeit, das war einmal,
wer ihm folgt, dem Drang der Zwänge,
dem ist dies Detail egal.
Und so tanzen sie den Tanz
in dem Weihrauch-Wolken-Nebel,
drehen spiegelnd sich im Glanz,
sitzen an dem läng'ren Hebel.
Dass dieser Mummenschanz mal ende,
bleibt ein steter Dämmertraum,
dass "zum Guten" es sich wende,
dazu reicht Träumers Kraft wohl kaum.
© noé/2014. Alle Rechte bei der Autorin.