O sole mio in Venedig

Bild zeigt Olaf Lüken
von Olaf Lüken

Venedig, Ziel vieler Hochzeitsreisen.
Allein zähle ich zu den Waisen.
La Gondola bietet Zweien Platz.
Ein Reise-Guide ist kein Ersatz!

Hör nur das Flüsterwort „Venedig".
Nur Blinde verreimen es mit „ledig".
Die Serenissima in „azzurro" ist verliebt,
weiß, dass es keinen schöneren Himmel gibt.

In Venedig bin ich ein Signore.
Hier mache ich alles con amore.
Abends spielt im Kerzenschein das Lido-Trio.
Der Gondoliere schmettert ein „O sole mio".

Venedig ist ein großes potemkisches Dorf,
mal Kitschkulisse, mal Krimi-Drehort.
Das Lagunenhotel, in dem ich wohne,
spielt Todesmelodien von Ennio Morricone.

Ob Veronese, Giorgione, Tintoretto,
ob ein Espresso auf der Piazza di San Marco.
Der Tourist schwärmt von Venedigs Carnevale,
kennt die Seufzerbrücke, Murano und jede Kathedrale.

Abends auf dem „balcone", denke ich an Dante,
trinke meinen Lieblingssekt, Asti Spumante.
Ich träum vom Bild „Die Venus" von Botticelli
und löffle meine Brodo Vermicelli.

(c) Olaf Lüken (13.10.2020)

azzurro = hellblau
Brodo Vermicelli = Fadennudelsuppe
carnevale = Karneval
Signore = Herr
con amore = aus Liebe
Piazza di San Marco = Markusplatz

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: