Recht gerecht

Bild für das Profil von Heide Nöchel (noé)
von Heide Nöchel (noé)

Wie immer ging es nicht allein darum,
Recht zu bekommen.
Wie immer bliebe noch zu klären,
von wem man es begehrte.
Dass es nur EIN Recht gibt,
das gilt so allen Frommen,
doch gab's seit jeher immer wen,
der ihnen dieses wehrte.

Als Untertan des Kaisers
in dessen weitgestrecktem Reich,
und - zwangsverpflichtet -
auch desselben Glaubens,
war immer jemand da,
der gleicher war als gleich,
ein virtuoser Künstler
hier des Dienerns, dort des Raubens.

Nicht immer war'n es Güter,
materielle Werte,
viel schwerer doch
wog da die Reputation.
Auch, wer an frecher
Übergriffigkeit sich störte,
endet' als Unschuldslamm
vorm Richterthron.

Und dieser Richter ließ sogar
den großen Gott entscheiden:
Hat dieser Sünder nun gefehlt
gegen des Kaisers Wort?
Zuvor, und auch im Tod noch,
ließ man ihn dann leiden,
erneute Anklage
wischt' lauten Zweifel fort.

Der Kaiser kämpft'
in seinen Randgebieten
und feiste Mäuse
tanzten hinter seinem Rücken.
Auch andere,
die leis' ein Wort des Unmuts führten,
ließ man, samt ihrem Wort,
in aller Heimlichkeit ersticken.

Wie gut, dass dies vorüber ist -
so mag man meinen.
Doch wer genauer hinschaut,
der gerät ins Fluchen.
Denn so nostalgisch fern uns
diese Zeiten scheinen:
"Verantwortliche"
kann man auch heute lange suchen.

Genau wie einst
in eines fernen Kaisers Reich,
ist dem, der's Sagen hat,
das Einzelschicksal gleich.

© noé/2015 Alle Rechte bei der Autorin

Gedichtform: