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der dieses unglückliche Volk bald unter den Phöniziern, bald unter den Babyloniern, unter den Persern, Syriern, den Römern usw. schmachtete?
Ihren Ezechiel halte ich entweder für ein großes Schwein oder für einen sehr wollüstigen Menschen, wenn er Kot ißt. Und es ärgert mich, wenn er einem jungen Mädchen sagt: »Als deine Brüste sich bildeten, habe ich mich auf dich gelegt, ich habe deine Nacktheit bedeckt und ich habe dir schöne Dinge geschenkt. Aber du hast dir ein Freudenhaus gebaut, du hast dich auf öffentlichen Plätzen geschändet. Du hast mit Eifer gewünscht, mit denen zu schlafen, die Eselsglieder haben und die Samen ausspritzen wie Pferde.« O, schamhafte Justine, kann man ein solches Buch ein heiliges nennen und es jungen Mädchen in die Hand geben?
Ist die Geschichte Ihres Jonas, der drei Tage im Bauche eines Walfisches zubrachte, nicht widerlich und ist sie nicht eine deutliche Nachbildung nach der Erzählung von Herkules, der von ebensolchem Tiere verschlungen wurde, dann aber, geschickter wie Jonas, die Leber des Walfisches aß?
Aber beim Neuen Testament werden mir Ihre Erklärungen notwendiger sein, Man sagt mir, daß Matthias dem Josef Jakob zum Vater gibt, während Lukas ihn als Sohn des Elias hinstellt. Man wird mich fragen, wieso der eine sechsundfünfzig und andere nur zweiundvierzig Generationen aufzählt. Wozu dient übrigens dieser Stammbaum für Josef, welcher doch gar nicht der Vater Jesu war? Sind Sie der Ansicht, des heil. Ambrosius, der sagt, der Engel habe Maria ein Kind durch das Ohr gemacht (Maria per aurem impraegnata est), oder des Jesuiten Sanchés, der behauptet, daß sie entlud, während der Engel sie fickte?
Wenn ich nach Matthäus von der Flucht nach Egypten sprechen wollte, würde man mir entgegnen, daß diese Flucht ein Roman ist, von dem keiner der anderen Evangelisten spricht. Und wenn ich nun zugebe, daß die heilige Familie in Judäa blieb, wird man behaupten, daß sie in Egypten war.
Und glauben Sie, daß die Astronomen nicht über mich spotten werden, wenn ich ihnen von dem Stern erzähle, der die drei Könige in einen Stall leitete? Es ist ärgerlich, daß kein Geschichtsschreiber dem angeblichen Kindermord zu Hilfe kommt. Es wäre im Interesse der Menschlichkeit sehr zu wünschen, wenn die Massenmorde der Bartholomäusnacht, von Merindol, Cabrières usw. ebensowenig beglaubigt wären.
Aber was ich hoffe, von Ihnen aufgeklärt zu sehen, ist die entzückende Geschichte, in der der Teufel Gott entführt und ihn auf einem Berge absetzt, von dem aus man die ganze Erde sehen konnte. Der Teufel, der Gott alle Reichtümer verspricht, falls er ihn anbeten wolle, wird viele anständige Leute ärgern, weshalb ich für ihn ein Wort der Empfehlung erbitte.
Wenn Sie heiraten werden, Justine, werden Sie mir erzählen, wie Gott, der auch bei einer Hochzeit teilnahm, sich dabei benahm.[60] Wasser in Wein zu verwandeln und das zu gunsten von Leuten, die schon betrunken waren.
Wenn Sie Ende Juli Feigen zum Frühstück essen werden, werden Sie die Güte haben, mir zu sagen, weshalb Gott, der auch Hunger hatte, im Monat März Feigen suchte, wenn das nicht die Zeit der Feigen ist.
Dann müßte ich beispielsweise erwähnen, daß Gott wegen der Erbsünde ans Kreuz geschlagen wurde. Man wird mir aber antworten, daß weder im Alten noch im Neuen Testament jemals die Rede von einer Erbsünde war und daß bloß gesagt wird, Adam müsse an dem Tag sterben, da er von dem Baume der Erkenntnis essen würde, und er trotzdem nicht starb.
Und ich fürchte, daß man mich für verrückt hält, wenn ich behaupte, daß Gott wegen eines 4000 Jahre vor seinem Tode gegessenen Apfels ans Kreuz geschlagen wurde.
Soll ich mit Lukas sagen, daß Jesus in dem kleinen Dorfe Bethaniens gen Himmel fuhr oder mit Matthäus, daß es aus Galiläa geschah? Oder soll ich gar die Meinung eines Gelehrten teilen, der zur allgemeinen Beruhigung behauptet, Gott habe einen Fuß in Galiläa und den anderen in Bethanien gehabt?
Sagen Sie mir, warum Jesus nicht sieben Sakramente aufgestellt hat und Ihre Religion; doch deren sieben aufzählt? Weshalb Sie die Dreieinigkeit anbeten und Jesus doch niemals von dieser Dreieinigkeit gesprochen hat. Mit einem Wort, weshalb Ihr so mächtiger Gott uns doch nicht über alle diese für unser Heil wichtige Wahrheiten aufklären konnte?
Aber lassen wir einmal alles beiseite, was man von Ihrem Christus spricht und beurteilen wir ihn einmal nur nach seinen eigenen Worten und seinen eigenen Handlungen. Wie, frage ich Sie, können vernünftige Menschen den dunklen Worten und geschickt vorgetäuschten Wundern des ekelhaften Gründers dieses Gottesdienstes Glauben entgegenbringen? Gab es jemals einen Spiegelfechter, der mehr den öffentlichen Unwillen herausgefordert hätte? Durch Kunstkniffe, Zauberstückchen und Kalauer10 kündet sich der Abgesandte Gottes der Welt an. In der hochachtbaren Gesellschaft von Gauklern, Handwerkern und Freudenmädchen erzählt er von seiner Macht.
Indem er mit dem einen trinkt und mit dem andern fickt, unterwirft der Sohn Gottes, der selbst Gott ist, verhärtete Sünder seinem Gebot. Jedoch hat er Erfolg, wie immer er es anstellt. Flache Tölpel schließen sich dem Schuft an und bilden eine Sekte. Die Glaubenssätze dieses Schweinehundes verlocken einige Juden. Als Sklaven römischer Macht waren sie froh, eine[61] Religion zu finden, die sie von den politischen Ketten befreiten und sie nur in religiöse zwang. Man errät ihre Absichten und sie werden verhaftet. Ihr Führer kommt auf eine im Verhältnis zu seinem Verbrechen sehr milde Art um, aber man begeht einen unverzeihlichen Fehler und läßt die Jungen dieses Schädlings frei laufen, statt sie auch aufzuhängen. Nun ergreift der Fanatismus die Geister. Frauen schreien, Narren streiten, die Dummköpfe glauben. Und so wird das niederträchtigste aller Wesen, der ungeschickteste aller Gauner, der plumpste Betrüger, den es je gab zum Gott, zum wahren, dem Vater gleichgestellten Sohn Gottes. Der Schoß seines sagenhafen Papas öffnet sich, um ihn zu empfangen. Und dieser Schöpfer, dar ehemals allein war, wird nun dreigestaltig. Alles nur, um seinem würdigen Sohn einen Gefallen zu tun. Aber nicht einmal dabei läßt es dieser heilige Gott bewenden. Auf den Wunsch eines Priesters, das heißt eines lügnerischen und verbrecherischen Schuftes, läßt sich dieser große Gott, der Schöpfer des Weltalls, zehn- oder zwölfmillionenmal an einem Morgen in ein Stück Oblate nieder. Und alles das, nur um seinen lieben Sohn zufriedenzustellen, der diese Gottlosigkeit zum erstenmal