Die ganz neue Schlankheitskur

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

(nach einer Idee von Miriam Schmelzer)

Seit Kurzem munkelt man in gut informierten Kreisen über eine neue, umwerfende Diät aus Saudiarabien, die sogenannte „Henkersmahlzeit“. Auch begeisterten Essern soll es dabei gelingen 30 Kilogramm in 30 Tagen abzunehmen. Die Abnahme ist garantiert – weshalb nun bereits deutsche Krankenkassen, vor allem in ganz besonderen Fällen von enormer Fettleibigkeit, zu einer baldigen Mahlzeitkur und einem möglichst langen verbleiben im Orient raten.

Nachdem der Nahe Osten, vor allem Saudiarabien, ja immer mehr Henker sucht, die Stellen, der mangelnden Attraktivität wegen, aber kaum noch von Einheimischen besetzt werden können, ist nun, die an Fettsucht erkrankte europäische Bevölkerung aufgerufen, dort, sozusagen als neue Janitscharen, anzutreten. Das hat im Morgenland eine lange Tradition, die nunmehr, auf wieder einmal sehr ehrenvolle Weise, weiter gepflegt werden darf.

Eine Henkersmahlzeit ist streng zufällig und ausgesucht freiwillig – eine erstklassige Diät also. Sie einzuhalten bedarf keiner Aufsichtsperson und sogar nicht einmal einer Anleitung – und sie ist sportlich akzentuiert, da sie mit körperlicher Arbeit und einer gewissen Anstrengung verbunden ist. Dank all dieser Komponenten gelingt es auch dem Unentschlossensten Möchtegern-Faster, unfassbar schnell abzunehmen. Allein schon, die kurz nach der Willkommensparty einsetzende Ausbildung zum Beileschwingen, ertüchtigt die, ansonsten eher noch träge wirkenden Anwärter auf das attraktive Amt, dessen Folge die erhebliche Erleichterung ist.

Da wird, nicht nur einerseits, der Staat um unbequeme Elemente erleichtert, sondern andererseits und vor allem, das dafür zur Verfügung stehende Personal um die, so belastenden Pfunde gebracht, die einem das Leben schwer machen können. Wichtig ist nur die eiserne Selbstdisziplin – und zwar nicht unbedingt im Willen, sich beim Essen zurückzuhalten, sondern vielmehr die Torturen eines Henkers ertragen zu lernen…

Immerhin muss er, nach einem arbeitsreichen Tag, nicht nur die abgeschlagenen Hände und Füße sortieren und sie namentlich den jeweiligen Opfern zuordnen, damit keine Missverständnisse entstehen. Nein, er muss natürlich auch die blutüberströmten Köpfe einsammeln, ihnen ins Gesicht sehen und zweifelsfrei angeben können, wem sie einmal gehört haben. Wie man sich jetzt wahrscheinlich ohne Weiteres vorstellen kann, fällt die sauer verdiente Henkersmalzeit nun, den Umständen entsprechend, mager aus.

Meist hat der Henker entweder gar keinen Hunger mehr, oder er muss sich andauernd übergeben, sobald er sich, mit aller Gewalt, etwas Essbares in den Magen gepresst hat. Das ist hocheffizient! Und schon bald nach der Einreise liegen die ersten, umwerfenden Ergebnisse vor. Ein last not least nicht zu verachtender Vorteil, ist die geringe Gebühr für diese einmalige Form der Diät. Sie geht nahe null! Der Veranstalter streicht lediglich den Lohn des Vollzugsbeamten ein, für Logis ist gesorgt und für die Verpflegung muss so gut wie nicht aufgekommen werden! Den Rest legt die Kasse drauf. Man kann die Kur nur wärmstens empfehlen!

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