Nachts liegen die schmalen steil, ansteigenden Straßen verlassen vor mir. Die kleinen Pflastersteine glänzen wie poliert, reflektieren das Licht der Straßenlampen. Pechschwarz und prächtig hoch steht der Himmel über den kleinen Häusern, große kräftige Sterne funkeln fantastisch und begleiten mich. Hinter den geschlossenen Fenstern flimmern Fernseher. Die Leute tun, was alle Leute tun in den nächtlichen Städten. Junge Katzen flitzen vor mir über die Straße, warten scheu unter einer Motorhaube ab, bis ich vorbei bin. Gehört die Nacht den Katzen? Aus den Bars erschallt laute englische Rockmusik, harte spröde Klänge, die überall anders und doch so metallisch gleich klingen. Eine handvoll junger Leute lungert in ihnen herum, sie spielen an Automaten oder trinken. In einem dunklen Eingang übernachtet ein Mann auf flacher Pappe, er hat sich in eine Wolldecke gewickelt, sein Rucksack steht neben seinem Kopf. Er schreckt auf, als er meine Schritte nahen hört. Ich sehe das Weiß seiner Augen aufblitzen. Dann legt er sich wieder zurück und döst weiter. Auch ich bin müde. Mein Schatten läuft mir voraus und wird immer länger. Er zieht mich den letzten Hügel hinauf.
Nachtspaziergang
von Monika Jarju
Prosa in Kategorie:
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