Die Wunder des Reichtums und der Macht

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von Alf Glocker

Viel zu bestaunen gibt es auf der Welt! Es sind nicht nur die schönen Lebewesen, Blumen, Bäume, Leoparden, Albatrosse, sondern natürlich auch faszinierende Erscheinungen wie der Fujiyama, die Niagara-Fälle, oder, ganz anders: die schönsten Menschenfrauen. Allesamt genießen sie unsere Bewunderung, in aller Stille, oder durch unglaubliche Taten, die, vor allem in den Augen der Vernunft, manchmal absurd erscheinen.

Der Frauen wegen sind schon Reiche zerstört worden, Leoparden hat man, unter Lebensgefahr, fotografiert (Frauen ebenfalls) und die höchsten Berge wurden von wagemutigen Geistern bestiegen, die entweder den Göttern näher sein oder eine Bestätigung der weiß Gott wievielten Art erfahren wollten. Blumen wurden gezüchtet und gehegt, der Lebensqualität und sogar der Spekulation wegen. Kaum zu fassen!

Absurd erscheinen jedoch auch bisweilen die Monumente der Macht. Die begabtesten Menschen haben sie erschaffen und ihr Glanz wird hoffentlich unsterblich sein. (Möge niemals ein System die Erde beherrschen, das sie abreißen und zerstören lässt!!) Ich meine da Gesamtkunstwerke wie den Petersdom, Versailles, oder aber selbstverständlich auch Einzelteile (nicht nur) davon. Die Pietá sei hier erwähnt, die Mona Lisa, das Jüngste Gericht von P. P. Rubens, etc.

Die Welt ist voll von solchen Zeugnissen menschlicher Leistungsfähigkeit, die zunächst mit übergroßer Schaffensfreude erzeugt und später sehr oft von Despoten für die Zurschaustellung ihrer Möglichkeiten verwendet wurden. Aber sie sind da! Und sie erfreuen heute das Auge von jedermann, sie eigenen sich hervorragend für den Schulunterricht – ebenso wie die großen Werke der Musik und der Literatur! Wer daran achtlos vorübergeht, der hat „Besseres“ zu tun.

Die Unreife des Homo sapiens kann sich ja in vielerlei Narreteien ausdrücken – die schlimmste davon ist sicher, etwas aus Gründen des Glaubens, oder auch des Unglaubens zu vernichten. Ebenso dumm ist es allerdings auch, derzeit herrschende Despoten, die über Kunstschätze verfügen, mit diesen zu identifizieren! Der Papst hat z.B. rein gar nichts mit der Pracht des Petersdomes zu tun – er nützt sie nur geschickt für seine Zwecke aus. Das ist zwar verwerflich, aber erlaubt.

Und so entsteht das letzte, bestaunenswerte Wunderwerk auf diesem Planeten: Leute, die mit dem, womit sie sich brüsten (fremde Federn) überhaupt nichts zu haben, werden demonstrativ damit in Verbindung gebracht, und sie lachen sich ins Fäustchen! Das lässt den Kleinen Mann auf der Straße erschauern, das lehrt aufrichtige Philosophen das Fürchten, das lässt Menschen, vor der Unantastbarkeit von verkleideten Magnaten, frömmeln, sich ducken – doch in Wahrheit tun sie das nicht.

Sie haben Ehrfurcht vor den großen Erscheinungen ihrer Zeit, der sie ja, durch ihre Geburt, nicht ausweichen konnten, und sie suchen Halt. Den, zusammen mit dem Trost über ihre eigene Unfähigkeit hinweg, finden sie bei Edgar Allan Poe, bei Michelangelo Buonarroti, bei Edwin Hubble, bei Voltaire und Vermeer, bei Homer und noch viel mehr, aber natürlich auch bei der Cosa Nostra und anderen Kunstsammlern auf der Welt. Die Verehrung von Kraft und Schönheit hängt leider nicht vom Charakter ab.

Gerade den Reichen bleibt es vor allem vorbehalten, sich damit zu umgeben, sich die Kultur zu kaufen, die für sie sprechen soll, als von Wesen mit Niveau! Aber auch sie müssen sich in Acht nehmen, denn die Zerstörungswut völlig vertrottelter Neider ist überall spürbar. Sie können zwar nicht die Niagara-Fälle austrocknen oder den Fujiyama einebnen, doch seien wir uns sicher – sie täten es, wenn sie könnten, nur um einem idiotischen Idol zu gefallen! Das entspricht leider den Tatsachen!

Das faszinierendste „Kunstwerk“ der Natur ist (und bleibt nicht unbedingt) die menschliche Phantasie! Sie erhebt sich, flügelleicht, über allem, doch sie wird auch geschmäht und gejagt. Irgendein dreckiger Despot dürstet zwar immer nach ihren Früchten, aber er versucht sie, in seinem perversen Sinne, stets einzuengen, damit sie ausdrücke, was er, der selbst keine hat, wünscht. Doch auch darin liegt ein staunenswertes Phänomen: Es ist kurios, daß man solche Leute nicht sofort erschlägt!

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