Verschiedene Rezensionen im Konvolut 2

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REZENSION zu „Humboldtstraße, römisches Rot" von Klaus Hensel, Schöffling Verlag

Liebe Lyrikliebhaber, ich mag die kurzen, auch prägnant gebundenen Texte von Klaus Hensel … ich dachte, Liebesgedichte, die höchste Kunst, sei seit Rilke nicht mehr besetzbar. Viele gleichen sich und langweilen ... Wie oft musste ich Ostermaier lesen ... Was er äußert, ist in einem Buch gesagt und wird ewig langweilig ...

Wie anders bei Hensel, einem Seelenverwandten meiner Herkunft. Hensel, aus Siebenbürgen stammend, einem guten Ort, um Dichter zu werden, beschreibt die römischen Stätten und Straßen, aber auch die Abstellkammer. Nicht mal störend, dass er versucht, Tabstopps zu setzen, nein wohlsehend für das Auge ... Man mag in seine Welt dringen, seine Erfahrung teilen und bewundern. Er ist ein Mann der Romantík, ufert nie aus, er beschreibt! Keine verstörende Metapher, kein böses Blut ... Er ist dabei, genau zu sezieren, Worte zu setzen, die im Fluss seiner prosaischen Gebilde stehen! Ich bin kein Freund von versetzten Texten ... von Sprachbildern umgeben, trifft jede Zeile den richtigen Beginn …

LESENSWERT! Auf weitere Bücher von ihm freue ich mich!

Uwe Kraus, den 07.10.2019

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Hasune El-Choly –

„Jetzt bleiben Fragmente", Mitlesebuch 144, Aphaia Verlag

Zum Ersten möchte ich anmerken, dass ich Lyrikliebhaber bin und auch seltene und kleine Ausgaben verehre. Meine ersten zwei Bände vom Aphaia Verlag habe ich somit bestellt und möchte nun meinen Eindruck zu meiner ersten Leseerfahung kundtun:

Hasune El-Choly ist mir unbekannt gewesen, was ein Fehler war, ein Sammler von Eindrücken, die Bilder aufs innere Auge projizieren ... Er schreibt von Liebe, kalten Nächten, von Häfen, auch zeigt er Bilder seiner Heimatstadt Hamburg. Was mir sehr gefällt ist, dass jedes Bild genau gesetzt ist und wenn ein Eindruck aufhört, fängt der nächste an ... Bilder von Bomben, ineinandergreifende Hände, sich drückend und fühlend... es sind Bilder, die man in die Hände nehmen kann. Man spürt, so genau seziert ist es geschrieben, den eigenen Druck der Handflächen, wie wenn man selbst der Liebsten die Hand gibt ... es erfreut diese kompakten, da wirklich messerscharf geschliffenen Bilder zu fühlen, wie eine Erfahrung eines Augenblicks, der Sehnsucht, aber auch eigenes Wünschen, ist dem Leser das Hirnkino beschieden ... Aphaia ist kein großer, aber entdeckenswerter Verlag ... Die Bücher sind sehr groß, fast wie Schulbücher oder Magazine. Aber das ist eine Eigenheit, die nicht von Nachteil ist ... Im Übrigen: Hasune ist mit zwei Jahren nach Deutschland gekommen und studierte Verfahrenstechnik ... ein Beweis, dass sehr viele Menschen sich sehr wohl gut in unserer Gesellschaft etablieren, auch wenn sie nicht unbedingt Muttersprachler, sondern Freigeister sind.

Herzlichen Dank für diesen Band, Hasune El-Choly ...

Uwe Kraus

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Rezension

„Fermaten", Edition Azur, von Dominik Dombrowski

lch finde auch seine Sprache sehr gut, manchmal klingend wie ein Buch Paul Austers, T. C. Boyles, auch getrieben von wirklichem Leben, Lebenserfahrung und harten Bildern – es ist ein Einblick in seine 27-qm-Welt. Mir gefällt auch das flapsige, das zu großer Poesie wird, indem er seine Gedichte lenkt durch wichtige Einschübe, was das Leben alles bereitgibt, hat er erlebt, in vollen Zügen – harter Tobak, wie wenn man eine Ernte 23 raucht. Auch wenn es scheint, dass er sehr gerne arbeitet an seinen Werken, bleibt kaum Luft zwischen den Worten, es ist schön, diese prosaischen Gebilde zu lesen ... ich denke, es fehlt zur großen Form nicht viel. Es sind auf jeden Falle keine Fermaten – da bleibt kein Auge trocken. Ruhe strahlen die Gedichte aus, auch wenn in diesen Poemen das Leben mit Kraft genossen wird, eben wie eine Ernte 23.

Liebe Grüße nach Bonn,

Uwe Kraus

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Rezension: „Spurensuche" von Şafak Sarıçiçek

Elif-Verlag

Ich habe das Buch bis Seite 80 sofort gelesen. Ich werde nachher weiter lesen. Es macht Spaß, das zu lesen! Es ist auch von der Aufmachung toll und noch nicht mal teuer! Was mir unklar bleibt, ist das Auftauchen von Käfern und Fliegen ... ich denke dabei immer an Hitze und Sonne, warme Regionen, Frühjahr, und dann taucht es immer wieder als Moment auf, was gar nicht zu seinen Texten passt, da alles harmonisch fließt, wie ein dialektisches Bild der Käfer – vielleicht gibt es auch eine Bewandtnis in der Türkei, die diese Bilder erklären – Ich finde gut, dass er politisch schreibt. Fürs Layout wäre es interessant gewesen, bis zur Hälfte eine Gegenrichtung des Gedruckten zu machen. Am besten gefällt mir das Gedicht von Heidelberg vom Laufen. Im Übrigen: seine ersten Gedichte sind besser als das Politische, obwohl das eine Richtigkeit hat. Er sollte mehr über seine Umgebung schreiben. Das Heidelberg-Gedicht ist wunderbar ... das andere klingt wütend, was man sehr gut nachvollziehen kann ... es ist zu stark, seine Enttäuschung zu verstehen .... Aber ich wünsche, dass er mehr die Facetten seines Lebens und seiner neuen Heimat beschreibt. Auf jeden Fall, er schreibt besser als ich. Die Kurzgedichte hätte ich weggelassen, ihm gelingt mehr das Große ... es sind schöne Worte dabei und vor allen Dingen schreibt er so, dass es interessiert ... Ihm fällt etwas ein! Er muss nicht artifiziell tricksen, er kann schreiben! Ich sehe ihn als neuen Chamisso-Preisträger!

Herzlichst, Uwe Kraus

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Nora Bossong, „Kreuzzug mit Hund", Suhrkamp Verlag

ich lese gerade kreuzzug mit hund. es ist sehr geradlinig und einfach ... ich finde, ich hätte mir gerne etwas verspielteres gewünscht, eine goldigere sprache ... mir fällt auf, dass sie ernsthaft schreibt, wobei ein abschweif für zukünftige bücher schön wäre. ich hatte etwas an frau scheuermann gedacht, der tag, an dem die möwen zweistimmig sangen. aber es ist so viel kluges dabei, solch interessantes. ich denke, diese meinung ist subjektiv ... frau bossong erzählt interessantes, aber man wird nicht direkt darauf hingewiesen, in welchem ort sich das gedicht befindet ... kreuzzug mit hund soll ja räume und wichtige denkmäler beschreiben, somit bleibt die orientierung eine metapher, die das buch doch interessant macht, auch wenn es mir zu rational erscheint. nora bossong ist einfach zu intelligent, da sollte sie in der romanform bleiben, denn das kann sie ... 3,8 Sterne!

Uwe Kraus, den 13.10.2019
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„Spitzen: Gedichte. Fanbook. Hall of Fame", Suhrkamp Verlag, Anthologie

Ich lese gerade „Spitzen: Gedichte. Fanbook. Hall of Fame" und frage mich, wie man ein solches Werk, mit solch einem Titel belegen kann. Es sollen außergewöhnliche Gedichte sein, wundersame Hingaben an die Lyrik. Bei der Hälfte der Texte ist mir die Leidenschaft zum Lesen des Buches vergangen! Nur drei Gedichte sprachen mich an – der Rest ist Flickwerk. Ist denn nicht Poesie etwas, das man erlebt, das erzählt oder ist Lyrik ein Aneinanderreihen von noch nicht mal schönen Sequenzen. Es tut mir leid. Vor zwei Jahren gab es die Anthologie der „Magischen Welten". Das war eine Anthologie von Facebookschreiberlingen, die zum Thema Fantasy etwas schreiben sollten. Das Buch ist vergriffen, aber es war wenigstens lesbar! Ich glaube, die hochgestochenen Herrn und Fraun Lyriker kommen gar nicht mehr zu Boden vor lauter sinnlosem Geschreibsel! Ich habe meine Texte vor Jahren an Herrn Forster gesendet. Er riet mir, beim konkreten Alltag zu bleiben, etwas zu schreiben, was ich erlebe. Davon sind diese Lyriker weit entfernt! Unlesbar, durchschnittlich – wo sind die Ostermaiers und Lindemanns. Die, die noch erzählen können ... Keine Leseempfehlung für jemand, der lernen will, wie man Gedichte schreibt. Im krassen Gegenzug möchte ich an Drawerts
„Lagebesprechung" erinnern! ... 3 Sterne, Uwe Kraus

Interne Verweise

Kommentare

03. Aug 2020

o lieber olaf, danke dir!