Die Herrlichkeit auf Erden (Ein Rundbrief mit Ecken und Kanten)

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von Alf Glocker

Haben Sie besondere Veranlagungen, Vorlieben, Wünsche? Sind Sie womöglich kriminell ambitioniert? Dann haben Sie sicher auch Schwierigkeiten mit der Umsetzung Ihrer Träume in die Wirklichkeit! Diese ist ja bekanntlich rau und manchmal sogar so stur, daß jene solcherart ambitionierten Subjekte auf die Macht des Gesetzes stoßen, wenn sie sich selbst verwirklichen möchten. Sich damit abzufinden wäre nun aber für das eine oder andere Individuum, ja sogar für eine breite Masse von Individuen, ungünstig, denn damit droht quasi das ganze Leben ungenützt an ihm, dem speziellen Indiduum, vorüberzugehen, wenn es nicht in der Lage ist, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.

Aber welche könnten das sein? Soll nun einer, der auf Sklaverei steht, einfach eine Firma gründen? Das wäre eine Möglichkeit, aber vermutlich müsste er dann, über kurz oder lang, das Land verlassen und sich eines suchen, in dem Sklaverei nicht nur erlaubt, sondern erwünscht ist. Das gefällt ja auch nicht jedem – man könnte schließlich höchstpersönlich davon betroffen sein! Wenn jemand die drängende Lust in sich verspürt, andere Menschen zu demütigen, zu foltern oder zu unterdrücken, dann wird es für ihn ebenfalls nicht ganz leicht, sich auszuleben. Er muss dann schon Angehöriger eines Volkes sein, bei dem dies an der Tagesordnung ist und die Leute jeden Morgen, frischfrommfröhlichfrei, zur täglichen Abreibung aufstehen müssen. Auch das könnte nicht unbedingt befriedigend für den Betreffenden selbst ausgehen.

Was also mache ich in einer Region, wo die sogenannten „Menschenrechte“ fast schon wie eine Pest um sich gegriffen haben und dem ganz besonders „anders“ geratenen Menschenwesen wenig Frei- oder Spielraum für seine wahren Absichten lassen? Wie komme ich dort nicht mit der angewandten Moral in Konflikt und erlebe trotzdem, was ich erleben möchte?? Die Lösung ist verblüffend einfach: Ich gründe eine Religion, oder trete einer bereits bestehenden Gemeinschaft bei, die genau, oder in wesentlichen Zügen, meine Ideale vertritt, die ich allein gar nicht umsetzen könnte ... jedenfalls nicht als normaler Bürger eines modernen Staates!

Religionsgemeinschaften sind jedoch unantastbar, denn es steht zwar nicht unbedingt jedem frei, sich an der übrigen Menschheit schamlos abzureagieren, aber es steht jedem absolut frei, eine „geistliche“ Bewegung zu gründen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, sich an der übrigen Menschheit schamlos zu bedienen. Man muss nur darauf achten, daß man nicht alleine bleibt. Scharen sie schnell ein paar komische Mitläufer um sich, die es z.B. genießen, ausgepeitscht oder missbraucht zu werden und vergessen sie niemals zu sagen, daß das ein Gott so will. Sonst werden sie selbstverständlich scheitern, denn was verboten ist, ist verboten, außer es ist Bestandteil eines Rituals.

Sollte es dem leidenschaftlichen Mitglied oder Repräsentanten einer frommen Richtung gelingen, einen großen Teil der normal gebliebenen Bevölkerung an Einfluss (= Mitgliederzahl) zu überflügeln, dann brechen für ihn rosige Zeiten an. Dann steht es all denen frei, sich ungehindert auszutoben, die bisher in der Diaspora – um nur ein putziges Beispiel zu nennen – lebenden Tieren die Beine ausreißen mussten, um dem gesunden Appetit zu frönen. Oder man schlägt gerne das andere Geschlecht ... hierbei ist es unbedingt notwendig, daß sämtliche Umstehenden dies nicht als Verstoß, sondern als Gottesdienst ansehen. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch, wenn man auf Kinder abfährt. An sich genießen die ja den Schutz der Gemeinschaft ... aber eben nicht überall und schon gar nicht immer.

Fassen Sie Mut – gehen Sie nicht ins Gefängnis, ziehen Sie 4000 € ein, gehen Sie direkt über Drauflos, und tun Sie, was sie wollen! Ziehen Sie die Ereigniskarten aus dem eigenen Depot, aber passen Sie auf, daß sie nicht erkannt werden. Seien Sie doch nicht dumm – malen Sie den Teufel an die Wand und verkünden Sie laut, er würde all jene holen, die sich Ihnen nicht unterwerfen. Brandmarken Sie ihr Eigentum mit der entsprechenden Uniform und sehen Sie zu, daß niemand ein Auge darauf wirft, denn so gehört es Ihnen am sichersten. Reden Sie allen Kindern ins Gewissen und schärfen Sie ihnen ein, daß etwa das Leiden der höchste Genuss für ein Mitglied ihrer Sekte ist. So bekommen die Kleinen Angst vor einer Zukunft, in der sie womöglich nicht brav sein wollten.

Nachdem Sie alles nach dem richtigen Muster entworfen haben, nachdem Sie eine Gruppe gefunden haben, die es Ihnen ermöglicht, straffrei zu bleiben, obwohl Sie Missetaten begehen möchten, oder bereits begangen haben, können Sie praktisch überall hingehen und sich nach Belieben benehmen. Aber seien Sie vorsichtig – suchen Sie keine Weltregionen auf, in denen sich schon ein anderes Dogma als Staatsraison etabliert hat. Wenn Sie dort etwas zum Besten geben, das den dort herrschenden Dienern eines anderen Gottes nicht gefällt, dann sind Sie dran. Dann müssen Sie selbst aufpassen, nicht gevier- fünf- oder gezehnteilt zu werden. Dieser unser Ratgeber ist nur auf Hemisphären anwendbar, die sich der freien Entfaltung der Person verschrieben haben. Hier und NUR hier haben Sie Raum für alle Herrlichkeit auf Erden.

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