„Donauwelle oder Teilchen?“, fragt die mundgeschützte Backwarenverkäuferin. Fühle mich hamstern. Mit gefüllter Papiertüte in der Hand gehe ich nach Hause, verzweifle an meiner Langsamkeit. Verzehre ohne Zögern hier das Gekaufte. Sonnenstrahlen in meinem Käfig, brennen Gitterspuren in mein Fell. Versteck es schnell unter auffallenden Klamotten.
Nicht Alle Menschen stehen still in dieser Krise. Nicht alle stehen in der Warteschlange. Neben meinem Hamsterrad, rotiert ein systemrelevantes Riesenrad. Ich flüchte mich in Gedankengänge, beim Versuch, Auswege für alle zu finden. In mir suche ich das Labyrinth auf. Erkunde jede Sackgasse, werde dabei mir auch als Raubtier begegnen. Mit Rätseln spiele ich dort, die anderen vielleicht entgingen. Ich denke an Parallelen und dann an Parallelwelten. Daran ist nichts romantisch. Sie werden sich nie begegnen, treffen sich nie in der Wirklichkeit. In meinem Traum aber verirrt sich die Existenz. Die Fugen der Zeit zerbrechen, der Raum schmilzt. Kein Wesen bewegt sich mehr. Dornröschenschlaf der Galaxien. Ein schwarzes Loch küsst sie wieder wach.
Gefühl zu Fallen, das geschieht mir während des Erwachens. Meine Füße berühren schnell wieder sicheren Boden. Wie, um sich zu versichern, dass sich Energie immer noch zu Materie zusammenfindet. Physikalische Gesetzmäßigkeiten beschwichtigen mich in außergewöhnlichen Situationen. Der Wecker klingelt heiter am Morgen. Ich verweile noch etwas in einem Heute meiner Wahl. Manierlich waren meine Gesten auf den Achsen dieser lebenswerten Stadt. Fast haptisch beleuchtete die Lichtverschmutzung meine Form. Später erleuchteten Glühwürmchen das Auwalddunkel, in dem ich mich auf mich zu bewegte. Erinnernswert.
Bleib ich noch etwas in Gedanken, oder geh ich wieder meinen Pflichten nach? Mein System reagiert sensibel auf äußere Reize. Vielleicht zu oft schone ich mein Nervenkostüm. Doch in einer Welt auf Speed und Risiko, sinkt mein Stresslevel, wie der Wasserstand eines Baches in der Frühlingsdürre. Nichts fließt mehr. Die Nachrichten prasseln auf mich ein. Moria, Trump, Brasilien, Femizide, … Gelähmt gehe ich einer Arbeit nach. Versuchte und versuche die Flucht ins Private:
Denkwürdig: Du hast beendet, was noch nicht begonnen hatte; hier unter Menschen, die thronten, während ich in mir zusammenstürzte. Wollte Wege finden, dass nie mehr zu erleben. Eine Entscheidung steht noch aus: Verbrenn ich, was ich kann oder geh ich im Vorbeigehen, als ginge mich nichts etwas an?
Traumbeladen: Suchte nach Nähe in geistiger Umnachtung. Lief einem Gespenst nach, selbst erschaffen. Redete mit einem lieben Geist, der mich ungehört Schlampe taufte. Meine Stimme verkaufte ich, um der Muse barfuß über Messerspitzen laufend nachzujagen. Das Timing war die Schlampe. Ihr Tempel bleibt offen für Opfergaben. Ich war die falsche Braut. Wenn ich davon geh, überstürzt und überlegt, streichelt das Abenteuer meine blutenden Fersen.
Zum Reflektieren: Perspektiven spiegeln meine Haltung in Liebesdingen. Ich gehe lieber auf dich zu, statt hinter dir her. Umkreisen uns und prallen manchmal aufeinander. Eine Form der Ablenkung, vielleicht hin zur Zweisamkeit. Deine Hände wärmen mich am Strand. Innehalten. Drama mit Eitelkeiten vereiteln, da ich ich sehr gern bleibe.
Abends schreibe ich, allein vor mattem Bildschirm, erlebte Reflexionen auf. Streite mich mit meiner Trägheit um Worte, denen Taten folgen. Wir gehen aufeinander zu, im Glauben, das Kreise Kreise nach sich ziehen. Ich freue mich auf die bunten Lichter in Städten und Dörfern, auf die farbenfrohen Kleider der Menschen. Frieden liegt in der Luft, die Angst hat sich verflüchtigt. Im Vorbeigehen verschmilzt alles zu Lichtreflexen. Ganz gleich welche Quelle, sichtbar wird die Form der wandelbaren Welt.
JB-04-2020
Kommentare
Vorbei gingen die Worte kaum -
Der Leser fand ihn, jenen Raum ...
LG Axel
Danke für deinen Kommentar.
Liebe Grüße, Johanna