Frauen haben Wünsche – das ist unbestritten! Manche sind vielleicht kurios, wie Mann es nimmt, manche sind für Männer nicht ganz einfach nachvollziehbar und manche sind irgendwas dazwischen. Dazu zählt höchstwahrscheinlich auch der „Kinderwunsch“. Wünschen sich gesunde Frauen Kinder? Gesunde Frauen wünschen sich Kinder! Und das tun sie auch, wenn sie mit einem Stein zusammen sind ...
Aber nachdem Stein sowas von Schlapp war, in allen Bereichen des täglichen Lebens, schien es allein Miss Mutig zu obliegen, ob sie nun schwanger werden würde oder lieber nicht. Sollte sie den Menschen aus Stein, mit dem Herzen aus Stein, einfach vor vollendete Tatsachen stellen und plötzlich „stark angeschwollen“ vor ihm auftauchen, oder sollte sie womöglich dieses Thema „Kind oder nicht Kind“ mit ihm besprechen?
Wie sie Stein kannte, ging das rein gar nicht! Wozu also sollte sie mit ihm reden, wenn mit ihm schlechterdings nicht zu reden war – und zwar über kein Thema?! Dann hätte sie mit ihm ja auch darüber sprechen müssen, daß es mit ihm selbst so nicht mehr weitergehen konnte. Was stellte der dumme Kerl sich eigentlich vor? Wollte er ewig so weitermachen wie bisher? Mit diesem Verdienst konnte er doch keine Familie ernähren!
Ihn in seinen Bemühungen zu unterstützen, hatte sie nie und nimmer vor! Wozu denn auch?! Mit Kunst konnte bestenfalls ein Toter den großen Reibach machen, Stein jedoch schon gar nicht ... war er doch zu allem zu blöde. Warum also sollte ausgerechnet ihm das gelingen?! Also nahm sie sich vor zu handeln, nachdem er ja ausschließlich Däumchen und Träumchen zu drehen gedachte. Kurz nachfragen wollte sie allerdings schon einmal.
„Wie stellst du dir denn deine Zukunft so vor?“, fragte sie scheinheilig, dachte aber nicht im Traum daran, ihn in ihre konkreten Pläne einzuweihen. Die Antwort kam wie erwartet: „Ich werde ein erfolgreicher Künstler!“ Miss Mutig schmunzelte vorsichtshalber, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen ... Leider fügte er noch hinzu: „Vergleiche doch bitte meine Werke mit denen anderer, tatsächlich erfolgreicher Künstler, und dann urteile selbst!“
Was gab's da zu urteilen?! Zugegeben, Stein war eher etwas besser als die Arrivierten, auf keinen Fall schlechter, doch die anderen hatten ihm eine Menge voraus – das waren Männer und keine Warmduscher! Die wussten, was sie taten und was sie zu unterlassen hatten. Er, der Stein, Sohwass von Schlapp, wusste das nicht. Dafür fehlte es ihm an Charakter, an Substanz, an innerer Größe überhaupt.
Ob Stein nun alles fehlte, was ein Mann zum Leben braucht oder nicht – an Intuition fehlte es ihm keineswegs. Und so erahnte er auch, worauf die Miss eigentlich hinauswollte. Er kannte sie zwar nicht unbedingt genau, dafür interpretierte er viel zu viele positive Werte in sie hinein, aber gut genug um zu wissen, daß sie etwas vor hatte. „Ich weiß, daß ich momentan nicht viel verdiene, aber ich kann das ändern“, tönte er großspurig. „Ich werde einen Roman schreiben und wenn ich dann Tantiemen bekomme, können wir ans Kindermachen gehen.“
Jetzt musste Miss Mutig doch lachen. „Du willst wass schreiben – kannst du dasss denn?“ Stein blieb unerschütterlich! „Kann ich!“, sagte er, so trocken wie eine frisch wieder aufgebackene Kaisersemmel. Miss Mutig schüttelte missmutig den Kopf und überlegte sich, wie lange das denn dauern könnte. 10 Jahre bestimmt – und wenn schon ... darauf würde der Stein doch ebenso sitzen bleiben wie auf seinen anderen Ladenhütern. Und warum? Weil er im Grunde eben nichts konnte, rein gar nichts!
Der eingebildete Stein hielt das Gesprächsergebnis jedoch leider für eine Abmachung und ging frisch ans Werk! Von nun an schrieb er jeden Tag. Die Miss beäugte ihn misstrauisch, denn er kümmerte sich dabei noch weniger um sie als sonst. Er hatte kaum noch Zeit für Spaziergänge, er beendete erst spät am Abend seine Arbeit, denn er malte ja auch noch (unverkäufliche) Bilder – und er kümmerte sich um seine Kundschaft, die mal eine Geburtstagszeitung von im verlangte, mal eine Familienchronik.
Aber 2 Jahre später hatte er genau 1325 Seiten geschrieben: eine komplette Romantrilogie! Darin ging es um Sex & Crime, Politik und Gesellschaftskritik, um „Gespenstisches“ – und sogar eine völlig verrückte, astrophysikalische Theorie. Miss Mutig ließ sich herab und las … konnte aber nicht sehr viel damit anfangen Und wenn, dann hätte sie ihren Gefallen daran absichtlich unterdrückt, denn IHREM Ziel, aus dem Stein einen brauchbaren Familienvater zu machen, brachte sie dieses Machwerk keinen Schritt näher.
Sohwass von Schlapp blieb nichts anderes übrig als sein Machwerk einem seiner größten Kritiker vorzulegen, dem hier schon erwähnten Magister der Germanistik, der, wie sich Stein dachte, den Roman in unbrauchbare Fetzen verreißen würde. Doch es kam ganz anders. Die betreffende Person, die „Autorität“ in Sachen Sprache, bezeichnete Steins Arbeit als „Jahrhundertwerk“ – und Miss Mutig blieb die Spucke weg. Wollte sich dieser Wicht bei dem blöden Stein einfach nur einschmeicheln? Aber warum in aller Welt wollte er das??
Als sich noch einige andere Leute, die, mehr oder weniger unfreiwillig, in den Genuss dieser absurden Lektüre gekommen waren, auch noch positiv darüber äußerten, sah sie sich selbst zum Handeln veranlasst. Consuela musste herhalten! Ihre alte, hochgebildete und sogar esoterisch angehauchte Freundin aus der Hauswirtschaftsschule, sollte ihre Meinung zu Schlapps Roman abgeben … und so packte sie die den ganzen Müll und suchte die gute Frau auf … zwei Wochen später sollte sie dann, zu einer Besprechung, wiederkommen.
Stein und Mutig fieberten dem Termin entgegen! Auch Sohwass von Schlapp hielt einiges von der klugen, ehemaligen Mitschülerin seiner Lebensgefährtin – nicht zuletzt deshalb, weil er sie nicht nur für sehr klug, sondern auch auf eine eigentümliche Weise für attraktiv hielt (Männer!). Sie verstrahlte eine, sagen wir „urtümlich“ weibliche Wärme … meinte zumindest ein Stein, der ansonsten für menschliche Wärme ja kaum empfänglich war. Sorgen machte er sich also nicht, als Miss Mutig ging, um seinen Stapel Papier abzuholen.
Am späten Abend kam sie zurück. In ihren Augen blitzte ein seltsames Feuer. Sie funkelte ihn böse an! „Und?“ fragte Sohwass dämlich. Was dann kam, traf ihn tief in seiner düsteren Seele, brachte ihn eine Stunde später aber auch wieder zum Lachen. „Du bist ein Riesenarschloch!!“, fuhr ihn die Miss an. „Was du da angestellt hast, kann uns das Leben kosten!“ Stein legte den Kopf schief, um besser verstehen zu können, was ihm da vorgeworfen wurde. Wie sollte denn dasss gemeint sein?
„Du hast uns die ganzen bösen Geister der Dämonenwelt ins Haus geholt – die werden uns jetzt Tag und Nacht verfolgen und alles zerstören, was wir (sie meinte ICH, also sich selbst) aufgebaut haben. Auf eine so blöde Idee kannst auch nur du kommen! Du bist wirklich an Naivität und schlechtem Charakter nicht mehr zu überbieten!“ Stein versuchte zu grinsen … hatte er so überzeugend spannend geschrieben, daß man gleich Angst davor bekommen konnte? Doch Miss Mutig war noch lange nicht fertig …
„Wir müssen sofort die ganze Wohnung ausräuchern!“, schrie sie. „Hilf mir wenigstens dabei!!“ Dann zog sie einen kleinen Räucherkegel aus der Handtasche, legte ihn in einen gläsernen Aschenbecher, zündete ihn an und schickte sich an, eine kleine graue Wolke nach sich ziehend, sämtliche Zimmer durchzugehen. Das versuchte sie zumindest. Aber bereits im Wohnzimmer zerbrach der Aschenbecher, fiel zu Boden und verstreute seine Scherben auf dem Parkett. Der kleine Räucherkegel rollte zum Teppich und brannte dort ein hübsches Loch hinein.
Da rannen Miss Mutig die Tränen übers Gesicht, während sich Stein vor Lachen kugelte. „Was machst du denn da für einen Sch…?!“, prustete er. „Glaubst du denn wirklich, wenn es diese Dämonen wirklich gäbe, von denen dir deine Consuela erzählt hat, daß sie sich vor ein bisschen stinkendem Rauch fürchten?“ Komischerweise dämmerte jetzt auch bei der Miss ein kleines Lichtlein im Grunde ihres enormen Geistes auf und sie musste mitlachen. „Das ist doch schon immerhin etwas“, dachte sich Stein und wurde auf seine Weise „dominant“.
Er nahm die arme Miss bei der Hand und zog sie, die sich anfangs noch ein wenig sträubte, ins Schlafzimmer. Dort entkleidete er sie und sich selbst, warf sie aufs Bett und verging sich, mit sanfter Gewalt, dreimal an ihr, bis sie so laut stöhnte, daß er sich um die hellhörigen Ohren der Nachbarn Sorgen machen musste. Trotz allem musste das jetzt sein, fand er, denn irgendwo und irgendwie wollte er schließlich auch einmal triumphiert haben! Dann umfing die beiden Verrückten eine Nacht, die frei von Dämonen, aber schwarz und traumlos war.
Kommentare
Künstlerisch geht's zu im Text:
Dämonisch, wie er Bilder hext!
LG Axel
Ende gut, alles gut, könnte man nun meinen.
Und in neun Monaten erscheint ... die Trilogie! :-)
Überlegt schon mal die Namen...
LG Monika
Ich glaube Stein dachte damals an "Beelzebub" oder "Beelzemaid"
LG Alf
Beachtlich!!