Fabrikokuluss - Teil 1

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von Frank Tegenthoff

Neue Welten schaffen; ja das wollte Anonymus unbedingt. Neue Erzählungen,fantastische Reisen über Ozeane und in Luftschiffen durch Wolkenmeere, wo Fantasie und Wirklichkeit zueinander finden. Zwei Vertraute und sich doch dabei fremd geblieben sind. Egal wieviel Zeit sie bisher miteinander verbrachten. Anonymus hält sie einzigst und allein für seine Geschichten zusammen. Sonst wären sie schon längst voneinander getrennt worden.
Mit dem ersten Buchstaben beginnt Anonymus äußerst zaghaft. Sein Kopfkino dreht sich aus der hintersten Ecke seiner Gedanken. Mit jeder geschriebenen Zeile zwängt er sich aus einem Kokon. Womöglich entpuppt sich etwas Neuartiges,etwas Zauberhaftes. Würden seine Worte hier enden, käme auch etwas zum Stillstand. Fast hätte er es vergessen: Nach jedem Satzende muss nicht alles enden. Es kann nach dem Punkt neu beginnen. So wie in dieser Geschichte vom mysteriösen Mister Speed!
Derweil nistet etwas Unbekanntes, etwas ohne Form und Gestalt zwischen seinen Zeilen. Es drängte sich in seine Fantasie und begann, mit seinen Worten zu spielen.
Was als kunterbunt, lebensfroh und süß gedacht war, verwandelte sich düster und verschwand allmählich.
Dann klopfte es an seiner Tür! Immer und immer wiederholte sich das Klopfen. Weder an der Tür noch in seinen Ohren wollte es verstummen. Was oder wer es auch immer war. Schließlich schloss Anonymus auf. Die schwere Haustür knarrte lautstark auf. Und in der Tür bemerkte er einen Schatten. Es war seine erste Begegnung mit Mister Speed - dem Geist auf einem Monsterbike. Dieser hatte etwas von einem Glücksritter oder einem verwegenden Einsiedler. Nur was wollte dieser Fremde von ihm?
Er schien triebhaft nach ihm zu suchen. Hatte seine Witterung schnell aufgespürt. Jetzt steht er zweimeterhoch vor seiner Haustür - versteckt vorm Licht! Sein Gesicht noch verdeckt. Dann spricht es; aber es ist mehr ein Wispern und hört sich kehlig an. Anonymus spürt ein Zittern in beiden Knien. Allmählich erkennt er ein Gesicht. Es ähnelt aber mehr einem Gesicht. Sein Antlitz wirkt maskenhaft entstellt. Aber weit entfernt von einem Clownsgesicht!
,,Ein Spiel?" fragt es. Fast grinst es ihn an.
,,Sagen wir es einmal so," der Fremde überlegt nur kurz. Sein Grinsen versteinert sich kurz darauf.,, Wir spielen um mehr Zeit bis ich wiederkomme."
Vor Schreck wollte Anonymus nichts sagen. Doch irgendetwas musste er sagen.,, Was soll das für ein Spiel sein. Klingt mehr nach einem Deal." Er konnte es nicht sofort erkennen. Daher:,,Um was soll es genau gehen?"
,,Um was du willst. Gib mir nur was von deiner Zeit, indem du nicht aufhörst zu schreiben!" Dabei hatte sich der Tonfall bedrohlich verändert. Ist das wirklich nur ein Spiel. Geht es dem Fremden wirklich um mehr Zeit. Was gewänne Anonymus dabei? Und bis zur Endlosigkeit schreiben. Hat dieser Mister Speed so viel Macht über die Zeit?
Letztendlich gibt Anonymus nach und schließt den Deal ab. Sogleich beginnt er mit der ersten Seite vom ,,Kinderland". Bevor er aber zur nächsten Seite wechseln kann, bemerkt er eine wesentliche Veränderung. Sein ,, Kinderland" verändert sich mit jeder weiteren Zeile.

,,Fabrikokuluss" ist als fantastische Reise gedacht. Anonymus ist ein Schreiberling, der sich auf einen diabolischen Handel einlässt.

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