Die Seele sucht sich ihren Körper aus?

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Wir leben im Zeitalter der Renaissance der Esoterik, der Glaubensgemeinschaften, der Sekten und Insekten, der Heuschrecken- und anderer Plagen, in denen so viel wie nichts am Leben bleibt und so gut wie alles untergeht, in einer allumfassenden Weisheit, die vor allem eines in sich einschließt: das Nichts! Wie wir inzwischen ja alle wissen – ich habe es oft genug erwähnt – kommt nichts/Nichts ohne Grund vor … wie man es zu nehmen beliebt. Und gerade auch deshalb, oder eben sei’s drum, versucht man nun, oberschlau, zu erklären, warum „es“ ist, wie „es“ ist. Was dabei herauskommt, ist haupthaarsträubend!

Viele Menschen wissen auf einmal aus sicherer Quelle, daß alles gut wird, und manche wissen auch noch, warum. Ich bin da eher platt wie eine Flunder, gerührt wie ein Martini von James Bond (der ihn niemals geschüttelt möchte), oder auch verwundert wie Oma Eusebias Eierkuchen. Und weil ich alles ganz genau wissen möchte, also durch eigene Erfahrung sozusagen, habe ich natürlich auch überprüft, ob sich die Seelen wirklich ihre Körper aussuchen können, dürfen, wollen. Zuerst dachte ich „warum nicht“, dann kam ich ins Grübeln, und schließlich unternahm ich eine kleine Reise ins Nirgendwo (Jenseits).

Ich yogierte im Lotussitz mehrere Tage, stundenweise, bis ich ihn schließlich fand: den Zugang zur übergeordneten Unterwelt. Ich machte die Augen auf, die ich davor absichtlich sanft geschlossen gehalten hatte und traute ihnen nicht – denn unter mir lag die Erde – blau, auf dem Schwarz des Hintergrunds „Himmel“, wo sie sich langsam drehte. Ich drehte mich mit – allerdings nicht ohne Furcht, denn um mich ertönte ein entsetzliches Getöse! Die Stimmen erkannte ich zwar nicht, begriff jedoch, daß es sich um Milliarden handeln musste.

„Da kommt ja ordentlich was auf uns zu“, lamentierte ich in mich hinein, und ich versuchte herauszufinden, was da im Einzelnen gesprochen wurde. „Vorsicht, lasst mich vorbei, da will ich geboren werden!“, sagte die eine, und hunderttausend andere antworteten „Das könnte Dir so passen, die ganze Not dort selbst auskosten zu wollen!“ Eine andere Stimme dachte so laut, daß man glauben könnte, sie habe sich bereits in einem Menschen manifestiert: „Glaubt Ihr vielleicht, ich möchte als böser Ausbeuter auf die Welt kommen?!“

Ich verstand nicht. Über den armen Weltregionen ballten sich riesige schwarze Seelenwolken wie für Gewitter zusammen, die sich in Geburtenfeuerwerken zu entladen drohten und ich konnte das Glück nicht fassen, das dabei empfunden werden sollte. Eigentlich begriff ich rein gar nichts mehr. Anscheinend schien es das oberste Anliegen reiner Wesen zu sein, dorthin zu gelangen wo ihnen unendliches Leid bevorstand: Hunger, Diktatur, kaum Platz für einen Menschen, unglaublich schlechte Arbeitsbedingungen usw. *

Also – im Diesseits hätte ich Einstein und Einbein darauf geschworen, daß jeder halbwegs zurechnungsfähige Lebensimpuls pränataler Natur, unter – von uns aus gesehen – vernünftigen Bedingungen verkörpert werden und in einer Umgebung aufwachsen möchte, die ihm Aussichten verschafft und Rechte gewährt, welche ihm seine Eltern ermöglicht haben. Aber anscheinend weit gefehlt! Denn wenn jeder sich sein irdisches „Behältnis“ aussuchen kann, dann werde ich hier Zeuge eines wahrhaft unglaublichen Vorgangs!

Oder habe ich begonnen, dem Mainstream angepasst zu halluzinieren? Habe ich mir vorgemacht, unter allen Umständen den größten Blödsinn glauben zu wollen, nur damit ich im Trend liege? Dann wäre das so eine Art „Marienerscheinung“ gewesen, die bei den Kelten vielleicht eine Begegnung mit Epona, bei den Griechen mit Venus, bei den Inkas mit Pachamama, oder bei den afrikanischen Buschleuten mit Bumbulumba gewesen wäre. Der Glaube versetzt Berge, aber wenn sich ein Zwerg auf einen Berg stellt, wird er nicht größer.

Mir scheint mein meditativer Ausflug auch ein wenig geschadet zu haben, denn ich fühle mich plötzlich von allen guten Geistern verlassen. Ich falle nach hinten um und ersticke fast an einem Lachanfall, der schließlich zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn führt, was mich wiederum die Dinge sehen lässt wie sie sind: Anpassung muss nicht im philosophischen Sinne von „Ich stelle mich klug auf die sich ständig verändernden Umstände ein“ gedeutet werden, sondern muss wörtlich genommen sein! Also glaube ich, was man mir sagt. Rülps!

* Besonders komisch erschien mir das schon allein aus dem Grund, daß, wenn sie erst einmal in der Not angekommen sind, doch plötzlich alle wieder woanders hin möchten: dorthin, wo ein geregelter Ablauf Wohlstand garantiert …

Veröffentlicht / Quelle: 
auf anderen webs.

Interne Verweise

Kommentare

06. Mai 2020

Stellt Krause sich auf einen Berg,
Dann wird der Berg sofort zum Zwerg ...

LG Axel

06. Mai 2020

große menschen fallen auf -
den berg runter und ihn rauf!

lg alf

06. Mai 2020

Lachanfall - köstlich satirisch dieses Wort- und (Un)Sinnspiel,

Grüßchen, Monika

06. Mai 2020

Fein! Ich danke Dir !!

Grüßchen zurück, Alf

06. Mai 2020

Gerne gelesen mit breitem Schmunzeln im Gesicht ;-)))

Schönen Abend
Uschi

07. Mai 2020

einen guten morgen und vielen dank, uschi!

alf