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von Susanna Ka

Folgende SATIRE habe ich im Sommer des vergangenen Jahres geschrieben. Erdacht für mein Kaffeekränzchen schreibender Damen. Sie greift die Themen unseres Schreibkurses an der VHS auf, sowie verschiedene politische Ereignisse.
NICHT gemeint sind die terroristischen Anschläge und Ereignisse der jüngeren Vergangenheit.

Report to
Agent James NO
On Her Majesty’s Secret Service MI6

written by
Agent Amanda SPY
On Her Majesty’s Secret Service MI6

Sehr geehrter Mr. NO
(Liebster James)

Bereits drei Mal konnte ich als V-Person an den Treffen der sogenannten „Schreiberinnen“ teilnehmen. Die Damen befleißen sich einer fast perfekten Tarnung und ich bin mir immer noch nicht über ihre Ziele im Klaren. Nach außen hin wirken diese Zusammenkünfte völlig harmlos – zu harmlos für meinen Geschmack.
Sie treffen sich 14tägig jeweils donnerstags im Café „Ladys Corner“ in einem Stadtteil von Hannover.
Einen genauen Lageplan füge ich diesem Bericht bei.
Das nächste Treffen ist für den 25.06.2015, 15.30 pm angesetzt.
Es handelt sich um eine gesellige Runde Damen mittleren Alters, fünf bis acht an der Zahl. Ihre Zusammenkünfte beginnen mit Eiskaffee, Schokoladentorte und Trüffeln.
Wie heißt der deutsche Song? - „Aber bitte mit Sahne“
James, dieser Auftrag geht mächtig auf die Hüften.
Nachdem die Damen ihre Kuchen- und Trüffelschlacht geschlagen haben, widmen sie sich ihrer Tätigkeit als „Schreiberinnen“.
Einen feministischen Hintergrund, wie die Betitelung vielleicht vermuten ließe, können wir ausschließen. Ich habe mit Alice gesprochen, sie lehnt jede Verbindung ab.
Eher haben wir es mit einer getarnten Dienststelle des Bundesnachrichtendienstes zu tun. Der BND hat ja bereits drei geheime Standorte im Raum Hannover zugegeben. Es wäre durchaus möglich, dass es sich hier um einen vierten handelt.
Besagte Damen schreiben tatsächlich kleine Texte. Sie benutzen schon fast kindliche Titel wie:
„Im Zoo“
„Im Bahnhof“
„Aufräumen“
„Schuhe kaufen“
Eine der Geschichten heißt sogar „Oh, Handy“
Lieber James, diese Titel sind nun wirklich zweideutig und leicht zu durchschauen, aber wie wir beide wissen - das sicherste Versteck befindet sich immer hinter der Wahrheit.
Ich habe herausgefunden, dass es sich um geheime Schriften handelt, die wegen ihrer Brisanz handschriftlich oder mir einem geschützten Textverarbeitungsprogramm nicht netzfähiger Software erstellt werden.
Bei „Zoo“ und „Bahnhof“ könnte es sich potentielle Anschlagsziele handeln. Die Städte, in denen die geplanten Anschläge stattfinden sollen, konnte ich allerdings noch nicht ermitteln. Und mit wem oder was wollen sie „Aufräumen“?
Ich fürchte, dass dieser kleine „Club der Dichterinnen“ gefährlicher ist, als wir zunächst annahmen. Vielleicht sind es keine „Schreiberinnen“, sondern „Schläferinnen“. Und planen hier gemütlich bei Kaffee und Kuchen ihre nächsten politischen Aktionen.
Was mit dem Titel „Oh Handy“ gemeint ist, liegt auf der Hand. Das Weiterleiten von Daten sowie deren Ver-und-Entschlüsselung per Smartphone scheinen alle Teilnehmerinnen perfekt zu beherrschen. Doch muss ich dazu sagen, dass zwei dieser Damen weder ein normales Handy noch eines der hochentwickelten spionagefähigen I Phones benutzen. Das heißt, wir können sie nirgends orten um ihre Tätigkeiten außerhalb dieser Schreibgruppe zu verfolgen. Ich halte eine ganz genaue Observierung für notwendig.
Es gab auch schon Gegenstandsbeschreibungen, bei denen unschwer zu erkennen war, dass es sich um militärische Objekte handelte. Eine der „Schreiberinnen“ zelebrierte die Handhabung eines als Kugelschreiber getarnten Torpedos so geschickt, dass Q vor Neid erblasst wäre.
Beim vergangenen Treffen ging es um die Charakteristik einer Person. Anhand eines fotografischen Portraits ermittelten sie nicht nur die gesamte körperliche Erscheinung, sondern auch das Wesen einer sehr schönen Frau. Ich bin mir allerdings nicht sicher, für welchen Geheimdienst diese Agentin arbeitet und ob sie angeworben oder eliminiert werden soll. Tatsache ist, so viel Schönheit ist zu auffällig und bedarf einer Verhüllung, vielleicht einer Burka oder eines Tschadors.
Das Foto finden Sie auf dem Datenträger, mein Lieber.
Bitte lassen Sie sich nicht von dem Aussehen dieser Dame täuschen.
Zwei andere der Frauen möchte ich zwecks genauer Beobachtung besonders erwähnen.
Die Erste gibt ihren Beruf mit Dolmetscherin an. Sie spricht nicht nur mehrere Sprachen fließend und akzentfrei, sie ist wahrscheinlich auch eine Spezialistin für Dechiffrierungen. Außerdem benutzt sie eines jener Smartphones, die von Q und seinem Team speziell für Ihre Einsätze, lieber James, entwickelt wurden. Eine gefährliche Waffe für die Handtasche.
Arbeitet sie eventuell auch für den MI6?
Ist sie eine Doppelagentin?
Die zweite Dame erscheint mir noch gefährlicher zu sein. Es handelt sich um eine Musikerin. Sie geht viel auf Tournee und führt ihr Cello immer mit sich. Ein Hohlkörper, der sich perfekt zum Schmuggeln von geheimen Dokumenten, Datenträgern ebenso wie von Handfeuerwaffen oder deren Munition eignet.
Es wäre auch eine Wiederholung der Aktion des BNDs von 1995 denkbar. Erinnern sie sich, lieber James? Ich kam damals als Praktikantin in Ihre Abteilung und … nein, das gehört nicht hierher. (jetzt hat die Erinnerung mich aus dem Text geworfen …)
Also …
Mitarbeiter des BND hatten 1995 einen Plutoniumschmuggel initiiert und per Flugzeug waffenfähiges Material von Moskau nach München verbracht. Im Handgepäck - in einem Aluminiumkoffer. Und was Männer zum Strahlenschutz in einen Metallbehälter packen, hüllen wir Frauen in Haushaltspapier und verstecken es in hölzernen Kisten. Ich kenne mich selbst.
Lieber James, seien Sie bitte äußerst vorsichtig, sollten Sie sich dieser Dame persönlich nähern. Ich bin nicht sicher, in wieweit das Haushaltspapier überhaupt einen Schutz vor radioaktiven Strahlen bietet.
Bleibt noch zu sagen, dass die Gruppe der „Schreiberinnen“ weder bei Facebook, noch bei Twitter oder in irgendeinem anderen sozialen Netzwerk auftaucht. Es existiert keine offizielle Website, kein Blog und auch die einzelnen Schreiberinnen haben keine eigenen Sites im Netz. Sie bezeichnen sich als Ehefrauen, Mütter und Großmütter und schon alleine das ist äußerst suspekt.

Geschätzter Herr Kollege,
soweit mein erster Bericht über die fragliche Gruppe der „Schreiberinnen“. Alle weiteren Schritte überlasse ich nun Ihnen. Morgen früh um 6.00 am lasse ich das Täubchen mit der Datenkapsel fliegen. Es überbringt Ihnen meine allerbesten Grüße.

Mit vorzüglicher Hochachtung.

Ihre Amanda SPY
( your’s for ever )

Quellen:
die ZDF PolitSATIRE „Die Anstalt“ von Max Uthoff und Claus von Wagner. Wikipedia und die älteren James-Bond-Filme.
Ähnlichkeiten mit existierenden Personen oder Lebensumständen sind nicht beabsichtigt und daher rein zufällig.

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