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Ein kurzer Blick in den Südwesten von Australien
31. Januar – 14. Februar 2008
Zwischenstation Singapur
Der normalerweise 12-stündige Flug von Kopenhagen nach Singapur mit Singapore Airlines dauerte nur etwas mehr als 11 Stunden. Wir hatten bis zu 200 km/h Rückenwind. Auf dem Bildschirm an der Rückenlehne des Vordermannes verfolgte ich alle möglichen Flugdaten.
Die Stewardessen waren genau so klein, freundlich und hübsch in ihren engen, langen, fein gemusterten Kleidchen (Uniform wäre eine Beleidigung) wie bei unserer ersten Reise 2006. Nur diesmal war ich darauf vorbereitet.
Meine Frau (Gullan) beantwortete alle möglichen und unmöglichen Fragen auf den Einreisepapieren, eine wichtige Sache und eine Voraussetzung, wenn man ohne Verzögerung durch die Kontrollen auf dem Flugplatz kommen will. Ein zeitsparender Vorteil, wenn man dies schon im Flugzeug erledigt.
Ich habe wie immer den Flug ohne zu schlafen durchgesessen, Gullan ist schon mal eingenickt.
Geldumtausch auf dem Flugplatz, Sohn in Brisbane anrufen, Anmeldung zum Hoteltransfer an einem bestimmten Schalter in der riesigen Halle: Alles Routinesache vom letzten Mal.
Wir wollten eigentlich wieder in unser vertrautes Hotel Marina Mandarin, da es uns gefallen hat und auch nicht so hoch war. Nun sollten wir ins Swissotel Stamford ganz in der Nähe, das höchste Hotel in Südostasien. Unser Zimmer lag im 25. Stock. Doch wir waren wieder einmal begeistert: Die Innenstadt mit der Marina Bay, der absolute Top-Stadtteil in Singapur, sahen wir direkt vor uns durch die gläserne Wand mit dem Balkon davor.
Wir kamen ziemlich früh am Morgen an und wir waren überrascht, dass wir bereits um 12 Uhr einchecken konnten. Wir liefen ca. 2 Stunden ziemlich müde und ziellos durch die endlosen, ober- und unterirdischen und fast zu stark gekühlten Einkaufspassagen.
Am Abend wollten wir in einer dieser Einkaufspassagen italienisch essen. Noch bevor der Betrieb dort richtig los ging, gingen wir ins Hotel und schliefen 15 Stunden an einem Stück. (Es stellte sich dann heraus, dass wir damit die Zeitumstellung so gut wie überstanden hatten, auf alle Fälle im Vergleich zu 2006, als wir über eine Woche kaum etwas unternahmen.)
Am nächsten Nachmittag gingen wir dann bei gut 30 Grad ausgiebig durch das uns zum Teil bekannte Zentrum und notierten verschiedene bauliche Veränderungen. (Wir werden noch viele sehen bis zu unserer vorerst letzten Reise 2013.) Wir sahen die Vorbereitungen für das kurz bevorstehende Neujahrsfest. Das neue Jahr (2008 war das Jahr der Ratte nach dem chinesischen Kalender) wird immer festlich Eifer und mit viel Straßenschmuck eingeleitet.
Am nächsten Tag 9:30 Uhr Abflug nach Perth in Westaustralien. Hier zeigte es sich, dass es gut ist, mindestens zwei Stunden vor dem Abflug seinen Flug einzuchecken: Ich hatte ein Papier vom australischen Konsulat in Schweden auf dem stand, dass ich ein Visum für 3 Monate habe. Die Dame am Schalter wollte das aber gar nicht sehen sondern kontrollierte das lieber direkt über ihren Computer mit der australischen Behörde. Daraufhin sagte sie, dass ich kein Visum hatte. Als ich ihr mein Papier zeigte wiederholte sie den Check am Computer. Diesmal mit positivem Resultat für mich. Das war aber nicht ausreichend sondern nur ein Grund für die gründliche Beamtin, den Schalter erst mal zu schließen, sie müsse diesen Fall an anderer Stelle gründlich untersuchen. Die ungeduldige Schlange hinter mir verteilte sich an die anderen Schalter und Gullan und ich setzten uns auf eine Bank in dieser riesigen und vollkommen neuen Super-Abflughalle. Nach ca. 45 Minuten bekam ich grünes Licht und meine Boarding Card. Es folgte Passkontrolle, Boarding Card-Kontrolle, Gepäckkontrolle, Wanderung durch endlos lange Gänge mit Teppichboden, neue Boarding Card-Kontrolle und dann nach nur kurzer Wartezeit der Einlass in den Jumbo-Jet.
Perth
Der Flug nach Perth, der Hauptstadt des australischen Bundesstaates Western Australia, dauerte nur 5 Stunden. Unser Endziel war die Ostküste, da die Sohnfamilie dort in Brisbane wohnen. Wir wählten diesmal, vom Westen her anzugreifen. Vor zwei Jahren hatten wir es erfolgreich direkt von Singapur getan.
Wir hatten uns vorher eigentlich keine Informationen über Perth eingeholt. Wir hatten genug zu tun, dort (und zusätzlich an 4 weiteren Orten) einen Haustausch-Partner zu finden und die Kontakte zu pflegen. (Ein kostenloser Wohnungstausch ist eine notwendige und hervorragende Maßnahme, um einen Drei-Monate-Aufenthalt an verschiedenen Orten finanziell überhaupt durchführen zu können.)
Wie erwartet, war es auch dort kein Problem zurechtzukommen und die Stadt kennenzulernen.
Unser Haustausch-Partner Gary empfing uns mit einem Schild mit der Aufschrift GRIGOR hinter der Passkontrolle. Er war ein jovialer Typ, minimal gekleidet (Sandalen, kurze Hosen, schwarzes T-shirt). Es musste wohl ziemlich warm sein. Als wir die gekühlte Halle verließen schlug uns 38 Grad warme Luft entgegen. Bis zur Stadt waren es ca. 30 Minuten. Die Klimaanlage im Auto gab unzureichende Kühlung. Er fuhr Umwege um uns eine kleine Stadtrundfahrt zu geben. Dann fuhren wir in die Zweitwohnung seiner Familie, ein Haus einige Kilometer von der Innenstadt entfernt. Es war ganz neu und sehr gepflegt. Wir fühlten uns direkt sehr wohl hier.
Mit Hilfe von freundlichen Busfahrern und Wochenkarte für Bus und Zug sowie vielen Fußwanderungen lernten wir schnell die Innenstadt und verschiedene Vororte kennen. Wie alle Städte in Australien wurde auch Perth von den englischen “Eroberern” Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet. Immer entweder an einer geschützten Bucht oder einem Fluss nicht weit von der Küste.
Perth liegt an einer schönen Stelle, wo der Fluss Swan River sich zu einem See verbreitert. Kommt man mit einem Boot nach Perth, hat man einen tollen Blick auf die Skyline, die mittlerweile alle großen Städte in Australien haben (es sind nicht so viele). Imponierend ist auch der Blick auf die Stadt und das Wasser vom wunderschönen Kings Park (im englischen Stil wie fast alle großen Parks in Australien), der sich direkt an das Stadtzentrum anschließt aber etwas oberhalb liegt.
Dort liegen auch die Häuser mit den teuersten Eigentumswohnungen. In so einer Wohnung im 5. Stock, mit tollem Blick mit Blick auf den Swan River, wohnt Gary mit seiner Frau. Sie werden Anfang Mai für zwei Wochen in unserem bescheidenen Heim in Schweden wohnen. (Es stellte sich heraus, dass sie aus irgendeinem Grund gar nicht kamen.)
Einem Nachmittag waren wir bei ihnen eingeladen zu einem Drink auf dem Balkon. Ich muss davon erzählen, da wir dort auch ein kurios/lächerliches Erlebnis hatten.
Auf dem
© Willi Grigor, 2008 (rev. 2016)
Prosa und Gedichte:
https://www.literatpro.de/willi-grigor