Vielleicht ist doch noch etwas von dir hier. Gewiss, die Erinnerung an eine kleine große Frau. Das letzte Treffen dort, am Eckcafe, mit Blick auf das Wasser, und immer die Hunde dabei, unsere Kameraden, dir und mir unendlich ans Herz gewachsen. Dies Treffen, dieses immer mal wieder sich begegnen, als Mysterium, als füllender Kosmos von Kunst und Fantasie, hatte etwas Bleibendes, das von Unsterblichkeit raunte.
Und heute, schon beim Vorsatz, mit dem Hund zum Cafe zu fahren, hatte ich dein Bild vor Augen, Mara. Du, auf dem Weg zum Cafe, mit dem aufrechten Gang einer Tänzerin. Rote, an den Seiten hochgesteckte Zöpfe, eine Latzhose und Sportschuhe. Zierlich und alterslos. Kleine große Frau. Und irgendwo wieselte dein Hund als Zeichen von Freiheit und Vertrauen.
Unser Begegnungsritual. Kurze Umarmung, mit sanfter Distanz, nie erdrückend, angemessen für uns.
Worte, von dir zu mir, von mir zu dir, an dem kleinen Tisch mit Blick auf den Fluss. Worte, so wichtg, so verbindend, wurden wie goldene Bälle hin- und hergereicht.
Zumeist draußen auf der Terrasse, im Rausch von Gesundheit und Nase im Wind. Und immer wollten wir geschundene Hunde retten. Ein Heim für alte und kranke Geschöpfe gründen. Bauten Luftschlösser, träumten von einer besseren Welt.
Beim Gedanken an etwas, das niemals eingetroffen ist und niemals mehr die Chance zur Verwirklichung hat, schrumpft mein Magen und wird zu Stein.
Da stehe ich nun mit meiner Hündin vor dem Eckcafe. Sie zerrt an der Leine und will hinein.
Mein: "Komm weiter. Mara ist nicht mehr da. Es gibt sie nicht mehr", klingt fremd in den eigenen Ohren. Ich ziehe die Hündin fort. Brauche Distanz. Nochmals, etwas weiter, mitten auf der Straße, bleibt das Tier stehen. Weigert sich, weiter zu gehen. Schaut zum Cafe, nach links, nach rechts, starrt vor sich hin, irritiert von etwas, das ich nicht wahrnehmen kann. Dieser Moment des Abschieds, des unwiederbringlichen Träumens miteinander, zerreißt endgültig den Zauber, der uns lange miteinander verband.
Adieu Mara, du einzigartiges Wesen. Freundin mit ganz eigener Welt. Abwesend streichel ich über den Kopf meiner Hündin. Dann trotten wir benommen zum Auto. Heim geht's.
Und dennoch, vielleicht ist da doch noch etwas von dir hier, du gute Seele, zu früh und unverhofft gestorben, doch immer Mara.
Eckcafe am Fluss - in memoriam Mara
von Monika Laakes
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