Wo das Glück liegt

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von Alf Glocker

„Wozu brauchen wir einen Körper?“ Diese Frage dröhnt aus dem Universum in den Bereich des puren Seins hinüber und löst dort … nein, nicht „Begierden“, aber eine Art Verlangen aus, auch einmal am Leben zu sein. Seinen „Ausdruck“ zu finden, „Ereignis“ zu werden (wie Goethe schon sagt), darauf kommt es anscheinend an. Denn der Körper scheint die Lüftung des Geheimnisses zu sein, warum es so schön ist, sich nicht frei entscheiden zu können …

Wir kreieren eine Persönlichkeit! Besser: Wir werden als Persönlichkeit kreiert – und dadurch verlieren wir uns in den Gesetzmäßigkeiten der Zeit (sprich: in der physikalischen Abhängigkeit einer Real-Illusion, die man „Vergänglichkeit“ nennt). Dabei gilt das weltumspannende Allgemeinprinzip: Je primitiver man ist, desto intensiver befindet man sich im Irrtum und kann deshalb umso problemloser einer Beschäftigung nachgehen, also „praktische Aufgaben“ verrichten.

Denn die Praxis ist ein weites Feld! Und darin ist praktisch alles enthalten, was so erfrischend nervt. Liebe, Hass, Not und Entbehrungen, Leid, Kriege, was das Herz halt nicht begehrt … und gelegentlich auch etwas, wonach man sich sehnen kann, damit die Widrigkeiten zum Füllblatt in einem spannenden Buch werden, das – bis auf die schönen Teilchen – keiner lesen möchte, es aber trotzdem aufschlägt. So hallt der unverschämte Satz „mach was dagegen“ völlig unerhört, pardon ungehört, durchs Universum, um sich, gleich hinter dem Urknall, urkomisch zu verlieren.

Und wie komisch es doch ist, daß man – sofern man mitten Im Leben stehen will – erstaunlich wenige Voraussetzungen braucht. Im Prinzip würde ja ein großes Gebiss genügen, aber es soll ja, in den höheren Regionen der Schöpfung, wenigstens ein bisschen nach Mensch aussehen – weshalb man eben ein sogenanntes „Gehirn“ aufgesetzt bekommt, mit dessen Hilfe man, nach ein paar Unterweisungen, die Uhr ablesen, oder Auto fahren kann … also mehr oder weniger … Manche dürfen dazu noch „schön“ sein, damit Lockungen ausgestreut werden können.

Schließlich wollen die Sinne zu irgendetwas angespornt werden und sei es auch nur, um sich lächerlich zu machen … was ja nicht weiter schlimm ist, wenn dadurch Tore geöffnet werden können, die weitere Teilnehmer herbeizaubern können. Und irgendwie ist das „lächerlich Machen“ ja auch mit dem Begriff „Humor“ verbunden, einer Eigenschaft, die ganz besonders der Mensch zum Überleben dringend braucht … wenn er kein großes Gebiss hat. Genau genommen sollte der uneingeschränkte Humor eigentlich alles ersetzen, alles, was man sich „denken“ kann – und das ist, wider Erwarten, sehr viel:

die Phantasie, die Gerechtigkeit, die Menschenwürde, die höhere Einsicht, sämtliche Wünsche, eigene Ziele – ja, sogar die „Liebe“ ließe sich mit Humor viel besser ausleben. Niemand müsste Angst vor einem Partner haben, der einen eventuell misshandeln möchte, denn da lachen wir doch nur drüber! Wenn wir nun schon mal da sind, dann können wir ebenso gut lachen wie weinen, nur, daß Lachen viel mehr Spaß macht als Weinen. Das beste Beispiel hierfür ist der heilige Laurentius. Er bat den Kaiser Valerianus, ihn auf dem Rost wenden zu lassen, weil er auf einer Seite gar sei. Danach musste er, der Heilige, nicht der Kaiser, weinen …

Aber diese Tränen wurden zu fliegenden Sternen am Himmelszelt, wo sie noch heute, am 11. und 12. August zu sehen sind. Dasss ist Humor! Dasss ist Leben! Was macht es denn schon aus, wenn man sich ein Diesseits in Frieden und Eintracht vorgestellt hat, hier aber nur Kummer und Auseinandersetzungen zwischen lauter unschuldigen Wesen vorfindet, die doch alle nur fehlgeleitet sind und halt eben gar nicht anders wollen können als sie sind?! Da wünschen wir ihnen doch ganz einfach viel Glück und drehen uns um, weil wir einerseits schon gar sind und andererseits nicht genug abbekommen können, vom Rücken der Pferde – dort liegt das Glück!

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