Rundfunkbeitrag zum Thema "Das Hörbuch als sinnvolle Ergänzung zum gedruckten Text" von Prof. Heinz Meyer-Dill über ein sprachliches Phänomen.
>> Meine sehr verehrten Damen und Herren! Manche Bücher lassen sich einfach nicht ohne die entsprechenden Hörbeispiele mehr erstellen, und darum haben sich die Kultusministerien dazu entschlossen, Hörbücher für z.B. die Doktorarbeiten an Universitäten zuzulassen. Als einleuchtendes Beispiel hier nun ein Auszug aus der als Hörbuch veröffentlichten Doktorarbeit von Markus Bostle aus Lauterswilsch, welches die Notwendigkeit lautmalerischer Akzente zur Textergänzung demonstrieren soll. Da wir hier leider keine Abspielmöglichkeit haben, werde ich Ihnen die entsprechenden Stellen selbst zum Vortrag bringen.
Kapitel VI: Der Einfluss der Zubereitung von Lebensmitteln bei der Entwicklung sprachlicher Fertigkeiten bei den Völkern der Welt, Abschnitt 2: Das Tischgespräch, Absätze 1-3: Die heiße Pellkartoffel.
...so spielten beispielsweise heiße Kartoffeln, insbesondere Pellkartoffeln, durchaus eine tragende Rolle bei der linguistischen Evolution, bei der Sprachentwicklung im Bereich verschiedener Volksgruppen. Im alemannischen Bereich, vorzugsweise in der Schweiz, zerteilte man bewusst die stets knallheiß servierten Pellkartoffeln nicht wie in anderen Regionen vor dem Verzehr in kleinere und mundgerechte Stückchen, sondern versuchte stets, sie jeweils im Ganzen zu verzehren, ja zu verschlingen. Dadurch - und insbesondere durch die dennoch durchgeführten Tischgespräche während des Essens - entwickelte sich der gutturale Wohlklang der Sprache, wissenschaftlich das "Cheiwelörli" genannt. Zum Beispiel: "Des'chalb äässen wie‘rr auch imm‘rr chleine Pellchartoffeln, damit sie bess‘rr in den Chals chinein chommen chönnen."
Ebenso ausschlaggebend für die Ausspracheentwicklung war die Kartoffel in der neuen Welt, in den unter der späteren Bezeichnung "USA" genannten Vereinigten Staaten. Das gebildete, feine, durch Shakespeare mitgestaltete und durch den Mund der Könige populär gewordene Kings-English, berühmt auch durch sein leicht rollendes R (wie bei "Freedom" oder bei "Hörr Mädschdesti Sequiehn"), rutschte nach der Eroberung des Nordens des von Kolumbus entdeckten Erdteils durch den fast Missbrauch zu nennenden Genuss viel zu heiß verspeister Potatoes in den Mundraum zurück und gene-, vielmehr de-generierte so das uns allseits bekannte "Amerikanisch" mit seinem "Lrhaulrhaäijjyy Blrhrammel Blrhäijyn...(etc.)" (man hört ein stark übertriebenes Pseudo-Amerikanisch).
Eine gelungene Synthese dieser beider Sprachentwicklungen finden wir im arabischen Idiom. Die Tischkonversation und ihr dazugehöriges Vokabular ist geprägt vom Mut und der Durchsetzungskraft der Wüstensöhne und ihrer unbeirrbaren Bereitschaft, selbst unter Lebensgefahr kochendheiße Lebensmittel hinunterzutransportieren, wobei es sich nicht zwangsläufig und ausschließlich um heiße Kartoffeln handeln muss. Ausschnittsweise hier ein Beispiel klangprägenden orientalischen Tischgespräches, wobei ich jedoch keine Verantwortung übernehmen möchte für eventuell hierbei zufällig entstehende Aussagen, die sich nicht mit den Überzeugungen der Sprecher vereinbaren lassen. "..älächrääm äähelchaa cham alcham al achraham...(etc.)" (man hört stark übertriebenes Pseudo-Arabisch).
Soviel zu dem Hörbuch. Übrigens, die einzige Möglichkeit, die darin beschriebene gehörschädigende Entwicklung zu stoppen, sah in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Fernsehkoch Clemens Wilmenrod und erfand den "Gut gekühlten Kartoffelsalat nach Art des Hals-Nasen-Ohrenarztes". Leider spielte aber die Krankenkasse mal wieder nicht mit und alles blieb beim Alten. Guten Abend.“ <<
vcj