Als, damals, im 3 Millionenjährigen Krieg, der Feldherr Knallbrecht von Knallenstein vor die Tore der befestigten Stadt Kackdeburg zog, um für seinen heiß geliebten Glauben zu kämpfen, da erschraken zunächst einmal alle Bürger!
Der Meister der Bürger, der Bürgermeister, ließ eiligst alles verrammeln. Zusammen standen sie, die Bürger und der Meister, auf der Mauer, um das große Heer zu bestaunen, das der ehrenwerte Knallbrecht von Knallenstein mitgebracht hatte und alle klapperten hörbar mit den Zähnen.
Nachdem sich keiner wirklich vorstellen konnte, was das schöne Heer da von Kackdeburg wollte, sagte der gute Knallenstein einfach: „Hört, ihr Bürger von Knallenstein, dies ist der 3 Millionenjährige Krieg, der übrigens heilig ist, darum übergebt euch, denn Widerstand ist talentfrei und somit zwecklos!“ Dadurch machte er bei den Kackdeburgern einen unheimlichen Eindruck!
Fieberhaft überlegte man hin und auch her, eher aber hin und kam schließlich zu dem Ergebnis, daß man ein Entsatzheer bräuchte, um dem Entsetzen, wie auch dem Übergeben zu entgehen. Aber keiner wusste eine brauchbare Lösung, oder auch nur ein Lösungsmittel, wo man dies hernehmen sollte.
Doch da hatte der Bürger-Meister eine treffliche Idee! Er öffnete den Mund und rief zu Knallbrecht hinüber: „Warum eigentlich?“ Die Antwort kam prompt und sie bestand aus dem einprägsamen Satz: „Weil ihr die falsche Religion habt! Wir haben die bessere, und die müsst ihr annehmen!“
Da ließ der Meister aller Bürger die Stadttore schleunigst öffnen und er rannte hinaus, umarmte den Feldherrn Knallbrecht von Knallenstein und flüsterte ihm vertraulich ins Ohr: „Mensch, warum hast du das denn nicht gleich gesagt?! Das klingt hochinteressant! Um welche Religion handelt es sich denn?“
Da wurde der Feldherr ein wenig verlegen – er schämte sich seines großen Heeres sichtlich. Dann sagte er: „Es ist der Glaube an Schmalzbrotquattl. Wir haben ihn vor ein paar Wochen frisch aus Süd-Peng-Gonien reingekriegt und er hat dem Kaiser so gut gefallen, daß ich nun den Auftrag habe ihn zu verbreiten!“
„Toll“, sagte der Bürgermeister und alle, die vorher mit den Zähnen geklappert hatten, applaudierten nun stehend. Manche mussten sich aber auch hinsetzen. „Jetzt klär‘ uns schon endlich auf, was wir tun sollen“, riefen einige, von der Mauer herab, aber zuerst gab es ein Fest! „Leerer Bauch will nicht dran glauben“, hieß es überall – weshalb die Gassen der Stadt bald voller gedeckter Klapptische standen und der Wein in Strömen floss.
Alle waren ausgelassen fröhlich, wollte man sich doch eben hier und jetzt aufeinander einlassen. Die Lands-Knechte hatten ihren Spaß mit den Stadt-Mägdchen, die Burgfrolleins mit den Haus- und Hofnarren und umgekehrt natürlich auch, die Rattzherren vermarkteten die Tenderinnen und die Pfaffen pfoffen die putzigsten Liedchen vor sich her.
Inzwischen machten sich Her- und Hinolde an die Arbeit. Sie aßen und tranken was Zeug hielt, wobei sie mit vollem Mund, vollmundig die kuriosen Regeln der brandneuen Religion bekannt machten. Das Wichtigste dabei war der 1. Grund-Satz:
Schmalzbrotquattl ist Schmalzbrotquattl, es gibt keinen anderen Schmalzbrotquattl und Hommehad ist sein Prolet! „Aha!“, sangen die Leute dazu im Chor, „aha!“. Dann redeten die Hin- und Herolde munter weiter, denn das Volk wusste immer noch zu wenig.
„Alle Anhänger von Schmalzbrotquattl tragen die Landesbude als Fee-Tisch mit sich herum – dies müsst ihr auswendig lernen, denn sonst darf man vernichtet werden!“ Die letzten Worte gingen jedoch im allgemeinen Gelächter unter, weshalb nun der Feldherr selbst siegreich aufstand, um den Aufstand zu proben.
„Noch nicht alles wisst ihr, oh, ihr gewonnenen lieben Jünger des Schmalzbrotquattl. Ihr müsset noch sehr viel dazu lernen!“ „Hört, hört“ antworteten die Gläubigen im Chor – insofern sie nicht grade aßen, tranken, küssten, oder die Töpfchen füllten. „Was denn?“
„Na, zum Beispiel die 113 Verbote, die ich jetzt an die Tür eures schlossähnlichen Tempels nageln werde, damit sie alle bewundern können, sobald sie wieder vollkommen nüchtern sind – hicks“. Damit fiel er hintüber, direkt in die Arme des nächstliegenden Flintenweibes, das sich seiner erbarmen wollte.
Am nächsten Morgen, als noch ein angenehm, nach Alkohol duftender Nebel über den Schnapsleichen lag, versammelten sich die ersten vor dem Tempeltor und entzifferten die grausame Handschrift des Feldherrn wie folgt…
Die Einfalt ist ebenso heilig, wie alle anderen Falten, die Zwiefalt oder die Dreifalt(igkeit), nebst sämtlichen Dackelfalten!
Wer im Glashaus sitzt, der werfe den 1. Stein!
Schmalzbrot bleibt Schmalzbrot und außer dem Schmalzbrot gibt es kein Schmalzbrot!
Ich hab mein Herz an Schmalzbrotquattl verloren.
Eins und eins ist scheißegal!
Nie sollst du mich befragen, weil ich dir keine Antworten gebe – und wenn, dann sind sie Schmarren!
Klein sein ist auch eine Methode!
Die Einen sagen so, die andern sagen so.
Entweder ist Oder, oder Oder ist Entweder, usw.
Du sollst alles auf einmal essen!
Nehmen ist seliger und Geben.
Wer dem das nicht will, der füg auch keinem Menschen einen zu.
Der Wille des Menschen ist unfrei, während der Wille des Unmenschen völlig frei ist.
Soweit einige Auszüge!
Den Bürgern machte es Spaß, den Quatsch erst nachzulesen und dann immer wieder zu rezitieren und bald hallten Gassen und Plätze der Stadt wider vom lustigen Geplänkel der Gemeinden, die sich in Windeseile gebildet hatten.
Überall fanden theologische Colloquien statt, in denen man das neugierig erworbene Wissen untereinander austauschte und bald gab es wahre Koryphäen darin, sich hochgebildete Floskeln um die Ohren zu hauen. Wenn einer z. B postulierte: „Ein jeder vor des andern Tür“, dann musste sein Diskussionspartner darauf richtigerweise antworten, „dann passt es mit dem Stadtquartier!“
Widerspenstige Eigenbrötler, die sich anmaßten überhaupt keinen Glauben annehmen zu wollen, wurden von den Bütteln solange gekitzelt, bis sie sich vor lauter Lachen eben doch bekehren ließen. Und schließlich, wie auch endlich erkannten alle, daß es völlig wurscht ist, warum man glaubt – Hauptsache daß!
Das verrückte Heer des Knallbrecht von Knallenstein aber zog weiter, das heißt diejenigen, welche nicht an Ort und Stelle, besitzergreifend verheiratet wurden, um andere Städte zu bekehren, womit sie das beste Beispiel gaben, das irgendwer immer geben kann: das der Ungezwungenheit in Heiligkeitsfragen. „Man muss ja nicht sofort jemanden totschlagen“, hieß es seitdem, flussauf und abwärts, „nur, weil er nicht ganz zu irgendwas rechnungsfähig ist“.
Und damit endet diese kleine, aber vorbildliche Geschichte aus dem 3 Millionenjährigen Krieg, mit einer passablen Moral. Wie man sieht, ist es vor allem gut, es sich gut gehen zu lassen. Was dabei für komische Regeln befolgt werden sollen, verordnet von „da oben“, das darf zwar oberflächlich akzeptiert, niemals jedoch wirklich ernst genommen werden. Damit verdirbt man nur kleine Kinder!
Kommentare
Witzig und klug glänzt jenes "Märchen" -
Von den drei Millionen Jährchen!
LG Axel
Gern gelacht und mitgedacht ...
LG Ralf
Gut.
...möchte mich kurz bedanken...
bin in Eile
Lg an alle
Alf
Gefällt mir sehr!
Liebe Grüße,
Angélique
Danke liebe Angelique
LG Alf
Lieber Alf, ein großes herzliches DANKE für dein Werk und liebe Grüße!
Ein Gruß zu Dir liebe Christine!