Ich bin durch – mit den Weibchen der Gattung „Homo sapiens sapiens".
Dafür, dass sie für eine Art stehen, die vernunftbegabt sein soll, sind sie mir persönlich viel zu unvernünftig und kompliziert.
Sicher, man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich rede hier auch nur für mich.
Wenn jedoch ein anderer männlicher Mensch gewisse Parallelen zieht, dann nenne ich ihn gerne Bruder.
Da ich seit längerem Single bin, aber trotzdem auch immer noch Mann, nutzte ich das World Wide Web
immer wieder, um einen weiblichen Part zu meiner Selbst zu finden.
Ich wurde fündig, aber nie war es das Wahre. Anscheinend hatte die Evolution das Ihrige getan, um Männlein und Weiblein auf emotionaler Ebene zu entfremden.
Natürlich stehen auch bei mir die Grundbedürfnisse vorne an, genau wie bei jedem anderen, glaube ich. Trotzdem möchte ich mich fallen lassen – die Beziehung ohne Kompromisse laufen lassen können und mich immer als Mann fühlen dürfen.
Immer will ich meiner Partnerin ein Fels in der Brandung sein, an dem sie ihren sicheren Hafen hat und Halt findet. Doch aufgrund der Emanzipation der Frau fühle ich mich, als wäre ich hundert Jahre zu spät geboren.
Das Internet, mit seinen verschiedenen Partnerbörsen, versucht eine vernünftige Wahl zu suggerieren.
Fakt ist für mich jedoch, dass alle, die hier suchen, durch zerbrochene Partnerschaften in ihrem Empfindungs- und Urteilsvermögen, da bereits geschädigt, stark eingeschränkt sind.
Die Menschheit wird sich aufgrund dessen wahrscheinlich fortpflanzen können, wenn sie es will; die Emotionalität wird freilich auf der Strecke bleiben.
Aber ich schweife ab …
Ein letztes Mal wollte ich es noch im Web versuchen.
Nachdem ich Alexa virtuell kennenlernte, verabredeten wir uns bei Costa, meinem Lieblingsgriechen.
Sie erschien in einem türkisenen Strickkleid, welches knapp ihre Oberschenkel bedeckte, der Ausschnitt desselben lieferte großartige Aussichten, und die High Heels sowie die großen silbernen Ohrringe, die durch ihr schulterlanges, offenes, brünettes Haar glitzerten, ließen die anwesende Männerwelt erstarren.
Sie setzte sich zu mir, sah mir mit großen grünen Augen in meine und sprach mit dunkler, erregender Stimme: „Ich glaube nicht, dass es hier Sex on the Beach gibt, aber ich hätte heute furchtbar gerne welchen."
Diese Zweideutigkeit gefiel mir ausgezeichnet und weckte mein Interesse und nicht zuletzt mein Verlangen. Sie war eine sehr sexy Frau. Wir redeten viel an diesem Abend und wir kamen uns dabei immer näher, ich fühlte mich wirklich zu ihr hingezogen. Wir tranken eine Menge, ihre Ohrringe klimperten, wenn sie sich, mit weiblicher Gebärde, mit roten Fingernägeln durchs Haar fuhr.
Da erkannte ich es zum ersten Mal – sie hatte sechs Finger ... an jeder Hand.
Da ich jedoch genug Alkohol im Blut hatte, war es mir ziemlich egal, wir hatten Spaß,
waren auf einer Wellenlänge – und das zählte.
Als das Taxi uns dann zu mir nach Hause brachte und wir intimer wurden, sah ich, dass sie auch sechs Zehen hatte. Das störte mich überhaupt nicht, wir verstanden uns und hatten wirklich guten Sex.
Als sie mir erzählte, dass sie nicht „Alexa", sondern „Quorx" heißt und vom Sonnensystem Alpha Centauri
stammt, war ich wirklich sehr erleichtert.
Heute, viele Jahre später, sind wir ein glücklich verheiratetes Paar, unsere Kinder haben an jeder Hand sechs Finger und an jedem Fuß sechs Zehen, ich bin ein Fels in der Brandung und fühle mich als Mann, habe intergalaktischen Sex und bin für immer durch – mit den Weibchen der Gattung „Homo sapiens sapiens" ...
Intergalaktisch
von Michael Dahm
Prosa in Kategorie:
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