Wer oder was denkt? Wo lässt man denken? Denkt ein Kollektiv, eine Partei, eine Glaubensgemeinschaft? Denken Führungspersönlichkeiten? Denken Pragmatiker – also das Geld? Was ist „Denken“ überhaupt und wie kommt es zustande?
Nehmen wir einmal an, wir haben ein Werkstück vor Augen, das wir bearbeiten sollen. Als Seele des Staates verfolge ich so ein Schauspiel viele tausend Male täglich. Das ist spannend! Denn was nun abgeht, veranschaulicht Denkprozesse.
Ob der Mensch etwas gelernt hat, ob er geschickt oder unbeholfen ist, wird offenbar, sobald er vor einer Aufgabe steht, die theoretisch lösbar, praktisch aber schwierig ist. Dabei setzt sich etwas in Gang, das auf vielen Faktoren beruht.
Echte und irgendwie „freie“ Denkprozesse löst die Paarung bei Menschen aus. Hierbei nützt es nicht sehr viel etwas gelernt zu haben. Jeder ist auf Improvisation angewiesen, schließlich kann niemand wissen, wie der andere ist, der da gerade auf einen zukommt.
Dabei verändert man seine Persönlichkeit, so gut es geht, wenn auch meistens nur zum Schein – da eines gewiss ist: man/frau möchte sich unbedingt, aus ihm/ihr scheinbar nachvollziehbaren Gründen, mit dem Partner in Spe vereinigen…und zwar nicht unbedingt zum eigenen Nachteil.
Allen Beteiligten bleibt folglich nichts anderes übrig, als so intelligent wie möglich zu lügen, herauszufinden wie etwas gestrickt ist, das man haben möchte, oder fantasievoll zu fabulieren, wie sonst vermutlich nie mehr im Leben, denn der unbewusste Zweck, die Reproduktion, will erfüllt werden.
Im übrigen Leben befasst man sich dagegen vorwiegend mit Wiederholungen. Erlerntes wird jeden Tag hervorgeholt, aufoktroyierte Denkmodelle werden, wie Glaubensbekenntnisse, nachgesprochen, damit ein Zustand entstehe, auf den man sich angeblich verlassen kann!
Eine eher geniale Seite des Lebens zeigt sich in der Kunst. Dort ist man, sofern man nicht dem Wahnsinn verfallen ist, man sei, eines Studiums wegen, bereits genial genug, um die Gesellschaft verarschen zu können, möglichst kreativ. Wer Glück hat, den küsst eben die Muse und er kann täglich Neues erschaffen!
Das betrifft auch die, oder sollte auch in der Wissenschaft angewandt werden! Immer wieder bekannte Formeln herunter zu leiern bedeutet gar nichts – es reicht höchstens für den Unterricht absolut Unwissender, die noch im Niemandsland, zwischen kommenden Entscheidungen stehen.
Sinn und Zweck von Wissenschaft und Philosophie ist jedoch nicht die Pflege des Gewussten, sondern die Erweiterung der Horizonte. Wer das nicht kann, wen die Muse nicht küsst, wer nicht die Ozeane des bislang Unbekannten befährt, der kann auch nicht wirklich denken!
Das hat, vor allem in der Politik, fatale Folgen! Jede Beurteilung einer neuen Situation, nach alten Mustern, führt augenblicklich ins pure Verderben! Nur eine ständige „Anpassung“ (nicht im Sinne von Unterordnung) ist nötig, alle Klippen zu umschiffen, die ein "gnädiges" Schicksal bereit gestellt hat.
Wie man sieht, besteht das Denken also aus 2 Pyramiden! Beim Einzelnen, steht es über allem Erlernten und Erlernbaren, und in einem Staat sollten die Teilnehmer, je höher sie eingeordnet sind, exponentiell mehr Denkvorgänge aufweisen, als jene, die ihnen anvertraut wurden. Leider ist das aber nur selten der Fall!