Komische Wirklichkeiten (Die Wahl des Bundespräsidenten)

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von Alf Glocker

Jetzt stelle mer uns wieder mal janz dumm und mer sage, mir wäre en Zoo – welchet Tier würde mer dann zum Bräsidente wähle? Also, Quatsch beiseite, wir wählen ihn ja eh nicht, das macht die Bundesversammlung ... die Bande, die sich gegen uns verschworen hat, Verzeihung, es sind natürlich die Edelsten von uns, die wir in ihr schweres Amt gewählt haben.

Und die sagen ja klar und deutlich – so klar und deutlich, wie das in Deutschland halt üblich ist - „der Bundespräsident soll einer sein, der uns, also das Volk (harharr) am besten re-prä-sen-tiert“. Also ist doch wieder das Tier dabei. Aber welches Tier könnte uns nun am besten Repräsen-Tieren, darstellen was wir sind?

Mit kommt sofort der Adler in den Sinn, dieser majestätische Vogel in den Lüften, der alles im Blick hat ... Nun ja, der kann es also nicht sein. Ich gehe folglich ein bisschen weiter runter und denke an eine Giraffe. Sie ist zumindest ein großes Tier, das an die süßesten Früchte kommt. Gut! Das passt auf einige wenige von uns, nicht aber auf das ganze Volk, denn hierzulande gibt es immer mehr Leute, die unterhalb der Armutsgrenze leben.

Der Elefant vielleicht? Er ist sehr stark, so wie unsere Wirtschaft und vor allem: nicht angreifbar! Der kann es demnach auch nicht wirklich sein, denn wir werden fortlaufend angegriffen, und wir machen keine sehr gute Figur dabei! Also dann: der „König“ der Tiere, der Löwe. Zumindest Bayern hat ihn im Wappen. Der Löwe ist ein Macho, er fällt dann wohl auch flach. Die deutschen Männer tun sich nicht unbedingt als Helden hervor. Wer's nicht glaubt, der höre sich deutsche Liedermacher an und schaudere vor ihrem Gewinsel zurück!

Der Igel wäre noch als Repräsentant zu nennen, aber auch der ist wehrhaft und zeigt sich feindlichen Einflüssen gegenüber als widerstandsfähig. Der Fuchs ist eindeutig nicht zu gebrauchen – er ist viel zu schlau! Der Wolf kommt schon eher in Frage, da er bisweilen mit den Wölfen zu heulen pflegt und dem Rudeltrieb folgt. Aber auch der ist noch zu energisch um uns, in unserer Gesamtheit darstellen zu können.

Jetzt fällt mir leider nur mehr was Ausgestorbenes ein: der Tyrannosaurus Rex! Nein, das war einmal. So imposant sind wir nun auch wieder nicht. Dann das Krokodil, ein Verwandter dieser angeblich ausgestorbenen Tiergattung der Großreptilien? Immerhin ist es öfter mal zu Tränen „gerührt“. Die Schlange wäre eventuell noch besser, sie spricht mit gespaltener Zunge ... da fallen mir gleich mehrere Parlamentarier ein.

Aber eigentlich ist das alles falsch – es muss etwas ganz Harmloses sein ... harmlos und hochintelligent, vielseitig verwend- und verwertbar. So manche Fremde haben uns auch längst als solches erkannt ... es ist das Schwein! Es lässt sich einpferchen und abschlachten, es schmeckt denjenigen, die es fressen wollen ausgezeichnet. Selbst frisst es jeden Dreck und es ist leicht zu halten und zu führen. Das ist es: Der Zoo würde das Schwein wählen! Mir selbst fällt natürlich noch was Besseres ein – die eierlegende Wollmilchsau, aber die gibt es ja leider nur in unserer Fantasie und das, obwohl wir eigentlich gar keine (mehr) haben.

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