Komische Wirklichkeiten (Irgend etwas dazwischen)

Bild von Alf Glocker
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Kann ich sehen, wie der Saft im Baum hochsteigt? Kann ich sehen, wie du rollig wirst? Kann ich die Gedanken lesen, die du nicht einmal kennst, weil sie aus einem Bereich der Natur kommen, den du nicht abzuschätzen vermagst? Ich kann dich fühlen, wenn uns die Macht zusammengeführt hat, die in unzähligen Flackerlichtern durch das Universum flimmert! Aber ich kann ihr nicht das Zepter aus der Hand nehmen und sagen: Jetzt gehorchst du mir!

Denn sonst muss ich vergessen wie der Saft in mir hochsteigt, als wäre ich ein Baum, muss ich vergessen, daß du überhaupt rollig wirst, um mich in dir aufzunehmen, wie quasi der Baum einen anderen Baum, aber das klappt nur bei beweglichen Wesen der Schöpfung. Dann muss ich vergessen, daß ich hier sein wollte, nachdem ich gemerkt habe, daß ich es bin, der da IST und nachdem ich erkannt habe, daß das ein Wesen ist.

Kann ich fühlen, wie sich in den Steppen die Herden und Horden versammeln, weil sie einem Gebot folgen, das „Arterhaltung und Verbreitung“ lautet? Ja, aber nicht am eigenen Leib! Im eigenen Leib ist das Empfinden der Bäume, in denen der Saft hochsteigt und das Verlangen nach den rolligen Katzen, die meinen Weg kreuzen und deren Gedanken ich zum Glück nicht lesen kann.

Ich kann es jedoch erfahren, was in deren Köpfchen vor sich geht – durch meinen Körper, meiner sensiblen Psyche, wenn ich die Bäume betrachte, die Katzen und die Herden und Horden in der Steppe, insofern ich mich nicht davor fürchte weiter zu leben, hier, in einem Terrain aus den Flackerlichtern den Universums. Und ich kann versuchen zu einem Geheimnis durchzustoßen, dessen Namen mir nicht geläufig ist, sonst würde ich es einfach andauernd anrufen!

Ich würde einfach sagen: „Gib dich zu erkennen, du seltsames Etwas, das spürt, wie der Saft in den beweglichen Bäumen nach oben steigt, um das Gehirn so lange zu betäuben, bis es nur noch rollige Katzen sieht, und so lange, bis es alle seine Gedanken an etwas ausrichtet, was es großspurig die „Realität“ nennt.

Dann kann ich versuchen meine Gedanken zu lesen, die ein Teil dessen sind, was da in unzähligen Flackerlichtern durch das Universum flimmert, und ich kann versuchen zu verstehen wie jemand denkt, der sich als mein Ich bezeichnet, weil er mich aufdringlich mit den Problemen der Selbst- und der Arterhaltung konfrontiert.

Sollte ich damit wenigstens ein kleines bisschen Erfolg haben, dann werde ich mich mithilfe der Seele, sofern ich sie spüren kann, um ein Verständnis der Welt bemühen, in welcher der Saft in den Bäumen hochsteigt und die Katzen rollig sind, in der Herden und Horden durch die Steppe streifen, ohne ein Verständnis dafür zu haben, was für Wesen sie sind. Denn ich bin nicht was ich bin, und bin doch was ich bin – aber in keiner Wirklichkeit, sondern in meiner Wahrheit bin ich irgend etwas dazwischen!

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Kommentare

19. Okt 2019

Drum soll man nicht sensibel sein -
Sonst stellt sich so was wirklich ein ...

LG Axel