Heute Morgen, es war noch nicht hell, traf ich im Morgengrauen das Grauen am Morgen. Es war wie ein Fastnichts, kein Tier, kein Mensch, kein Insekt, keine reale Erscheinung? Ja, was war es denn dann? Es war zunächst ein Geräusch, als ich den Wintergarten betrat. Ich schloss die Tür zum Wintergarten und es knackte ganz laut und ganz scharf. Das ist, weil ich die Türe schloss und dadurch ein Fenster wackelte. Dann knackte es noch einmal! Da ist doch was, sagte mir mein Instinkt. Habe ich über Nacht ein Tier eingesperrt? Kauert Nachbars Katze voller Angst in einer Ecke und traut sich nicht heraus?
Aber die Katzen der Nachbarn haben gar keine Angst vor mir, fällt mir ein. Dann ist es eine von weit her, oder es ist ein Vogel, der sich verflogen hat und nun geschwächt irgendwo sitzt und sich verbirgt … hinter einer Pflanze, dem großen Geldbaum vielleicht? Ich schmunzle, weil ich einen Geldbaum, aber kein Geld habe. Er hat jedes Jahr 2000 Blüten – haha. Aber zurück zum Thema. Ich sehe mich um und finde nichts. Aber ein bisschen unheimlich ist mir geworden. Also mache ich das Licht an und sehe mir das Ganze noch einmal im Hellen an. Nichts – aber wenn ich an eine bestimmte Stelle im Wintergarten gehe, bekomme ich Gänsehaut!
Ich bin ein Mann, sage ich mir innerlich laut vor, und dazu noch einer, der mühelos 2 Zentner auf der Bank drücken kann. Wieder fällt mir eine kuriose Wortbedeutung auf … ich 2 Zentner auf der Bank drücken? Daß ich nicht lache. Ich habe fast nichts auf der Bank, mir gehört nichts, außer daß ich hin und wieder seltsame Begegnungen erlebe. In diesem Moment, gerade als ich „seltsame Begegnungen“ denke, höre ich eine Stimme. Sie macht „Uuuhhhmmmhh“. Es klingt, als würde mir ein Geknebelter etwas sagen wollen. Natürlich erschrecke ich andererseits und verstehe andererseits aber überhaupt nichts. Die Gänsehaut wird krasser.
Habe ich jetzt nichts gehört, nichts gefühlt, oder nichts erlebt? Ich habe ein Fastnichts gehört und erlebt … ein weniger als nichts? Habe ich mich in einem Vakuum aus weniger als nichts befunden und dort jemanden getroffen, der sich, aus seinem Zustand heraus, nicht wirklich mit mir in Verbindung setzen konnte, es aber trotzdem tat? Dann „überfällt“ mich ein Text: „Die Toten begleiten uns sanft durch die Nacht, sie sind aus dem Geheimnis der Welt gemacht, das uns in eine Versuchung führt, die aus der puren Hoffnung herrührt. Sie verstehen ganz genau was wir tun, aber sie sind gegen den Wahnsinn immun, der uns am Leben als Verrückte erhält – ergibt dich, du Menschenkind in deine Welt!“ Ich falle aus allen Wolken!
Was ich wohl heute Nacht geträumt habe? Mir fällt ein, daß ich Freunde traf … aber, ja, ich traf sie in einer anderen Zeit. Eine Illusion hielt uns umfangen. Sie waren wie sie früher einmal aussahen, ich aber hatte mich sehr stark verändert. Ich war der Typ von heute. Wieder rattert die Textmaschine: „Höre die Stimmen, die dich vermissen, wage zu zweifeln an dem was du siehst und beachte unser zeitloses Wissen, bevor du, aus Angst noch, vor uns fliehst! Wir stehen nicht in deinen Problemen, aber wir sehen auch, wie du dich plagst. Leute, die dich verachten, sollten sich schämen – ja, sie verachten auch, was du sagst!“ Ich habe noch eine Gänsehaut, schwitze aber.
„Sei dir gewiss, so kann es nicht bleiben …“ Da ist es wieder – Geräusche gibt es keine mehr, jedenfalls keine, die ich mir nicht erklären könnte, denn jetzt ist die Sonne aufgegangen und alles ertrinkt im Tageslicht. Die Geschäftigkeit der Menschenwesen hat begonnen. Der dadurch erzeugte Lärm ist erklärbar! Doch die Stimmen sind keineswegs verklungen. In meinem Innern tost ein ganz anderer Lärm: „Erkenne, Mensch was dir geschieht! Du bist zwar ganz und gar verloren – weil man dich mit hinunter zieht, in einen Sumpf, der auserkoren ist von den Kreaturen, die Angst vor der Erkenntnis haben und reichlich kleine Geistesgaben. Doch lasse du dich nicht beirren … du musst den Knoten noch entwirren!“
Während ich das Diktat aufnehme, wird mir schwindlig. Die Welt dreht sich vor meinen Augen, in einen Abgrund hinein, in dem es brodelt und zischt. Ich blicke in eine furchtbare Zukunft! Atemnot befällt mich und der Blutdruck steigt. Es ist höchste Zeit, daß ich mich wieder – wenigstens kurz – ins Bett lege, um diesen Ansturm zu verdauen. Mir wird klar: Mich dagegen zu wehren, wäre frevelhaft gewesen – aber was bedeutet es, dem Anspruch des Fastnichts, dem Weniger als Nichts gerecht zu werden, mich den Musenküssen zu ergeben? Es handelt sich dabei doch um eine offene Revolte gegen das Establishment herrschender Fakten. Was ist zu tun??
Kommentare
Auf Stimmen darf man auch nicht hören!
(Außer - natürlich - sie gehören ...)
LG Axel
...sowas wie der Berta Krause -
dann sind sie riesig wie ein Stausee....
LG Alf