Über die Unmöglichkeit, nicht belästigt zu werden

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von Alf Glocker

Kaum ist man da, ist man eigentlich schon wieder weg, genauer, der Selbstbestimmung beraubt, verplant, im Voraus verheizt, verarscht, verraten und verkauft! Kaum zu glauben, aber leider nur allzu wahr!

Lange haben die Eltern nicht Gelegenheit, auf ihr Selbsterhaltungsprodukt stolz zu sein, da wird es ihnen auch schon aus den Händen gerissen, damit es programmiert werden kann: Vorschule und Schule stehen an. Diese Einrichtungen warten erst gar nicht ab, wofür sich ein Individuum zu interessieren beginnt, sie grapschen sich alles, bevor es überhaupt zählen kann. Von „bis auf 3“ kann hier also nicht mal die Rede sein.

Es ist ein einziger Sklavenmarkt! Wie ist das Kind gebaut, ist es gesund, zeigt es die handelsüblichen Reaktionen auf die Plattitüden der jeweiligen Kultur usw. Zuallererst aber wird es auch noch einer verrückten Glaubensgemeinschaft zugewiesen, die es von Anfang an zu prägen versucht! Von freier Entscheidung kann keine Rede sein …

Aber wen juckt das schon?! Immerhin handelt es sich ja um kein Tier, sondern um einen Menschen – und der hat zunächst einmal weniger Rechte als ein komischer Vogel (vogelfrei), zu Wasser, zu Lande und in der Luft.

Nun zeigt sich bald, was aus dem vorgeprägten Opfer seiner Zeit werden kann. Was ist aus ihm zu machen – ein Sklave, ein Sklaventreiber, ein Sklavenhändler … oder hätten die Altvorderen, zumindest theoretisch die Möglichkeit ihr Kind zu beschützen? Entstammt es einem „Gottesgnadentum“, oder wenigstens dem Geldadel?

Wen juckt das schon?! Aus allen Ablegern müssen Kampfmaschinen gemacht werden, die sich zu behaupten wissen, wenn es um nichts geht, d. h. nicht um Phantasie, nicht um Lebensqualität, nicht um die Freiheit, frei zu denken, sondern lediglich darum, der Erste zu sein in einem wahnsinnigen Rennen. Daraus formt man schließlich einen Staat!

Der unempfindliche Ignorant kann viel damit anfangen, denn phantasielos wie er nun mal ist, braucht er sich nur an eine der angebotenen Richtlinien zu halten, um nicht unangenehm aufzufallen … und auch nur ER erkennt, worauf es im Leben ankommt: Einfach von Anfang bis Ende durchzuhalten!

Und: ehrlich gesagt – aus unseren Bedürfnissen ergeben sich natürlich auch Forderungen, die an uns gestellt werden können … außer wir sind im Urwald, oder haben ihn zumindest mitgebracht. Will heißen: Wenn wir etwas wollen, müssen wir auch dafür etwas geben.

Der Urmensch ist gefordert Gewalt einzusetzen, wenn er seinen Trieb befriedigen möchte, wenn er z. B. Hunger oder Durst hat, denn da sind noch andere, die ebenfalls Nahrung, Wasser und Weiber beanspruchen. Er muss sich also anstrengen. Das ist nicht ganz einfach und sollte auch nur dort gemacht werden, wo die äußeren Umstände dem genetischen Vokabular entsprechen. Anderswo eben besser nicht, sonst läuft der Urmensch Gefahr erschlagen zu werden, oder er vernichtet wertvolles, anderes Genmaterial, das er mit dem seinen einfach nicht ersetzen kann.

Wenn du also ein Urmensch bist, oder dir einer begegnet, dann finden Belästigungen statt. Keiner von beiden wird zufrieden sein, wenn er sich nicht aus der Affäre ziehen kann. Entweder findet einer von beiden (oder beide) den Tod, oder aber es kommt anderweitig nichts Gescheites dabei heraus.

Früher gab es ja dann auch gleich Kriege zwischen den Kulturkreisen, weil sie sich einfach nicht miteinander arrangieren können. Übertrieben wurde das vor allem innerhalb von genetisch favorisierten Kulturkreisen, die sich genetisch nur sehr wenig voneinander unterschieden und sich deshalb eigentlich auch nicht unbedingt voreinander retten mussten.

Daraus entwickelte sich, was den Einzelnen betrifft, dann auch die brutalste denkbare Belästigung überhaupt: die Einberufung zum Kriegsdienst! Ohne nachvollziehbare Not mussten dann ehemals unschuldig geborene Kinder gegeneinander kämpfen, sich umbringen, sinnlose Befehle erteilen oder entgegennehmen und sterben oder verwundet werden, während sich in anderen Hemisphären die wahre Bedrohung in aller Ruhe ausbreiten konnte.

Daraus wird sich nun in naher Zukunft die nachhaltigste aller Belästigungen ergeben, die sich nicht auf die Entsendung von Missionaren beschränken wird, sondern die Auslöschung einer bestimmten Sorte Mensch zur Folge hat. Denn jede Form der Belästigung gipfelt schließlich in einem Wettstreit der Systeme, nicht der Individuen, weshalb es auch grundsätzlich als schädlich zu bezeichnen ist, neugeborene Menschenwesen in vorgefertigte Formen pressen zu wollen.

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