Die Reise ins Glück

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von Alf Glocker

Mach mit mir eine Reise ins Glück. Es liegt irgendwo im Nirgendwo. Da gehört es auch hin, denn eine Garantie auf die Erfüllung der Wünsche kann es leider nicht geben. Das macht aber nichts, denn Hauptsache, man ist gesund. Sonst wäre man außerstande, die gestellten Anforderungen des Nirgendwo erfüllen zu können. Selbstverständlich hat das Nirgendwo gar keine Forderungen an uns, weil es kein Nirgendwo gibt, aber wenn es welche hätte, dann müsste es uns belohnen, bevor es uns ausnimmt, wie eine Weihnachtsgans.

Das Nirgendwo, liegend im Irgendwo, ist jedoch klüger als alle Irgendwos zusammen, in denen sich das Glück befinden könnte, denn es kann gaukeln ... es spiegelt uns so gerne was vor – etwas, das aussieht wie das pure Glück. Nachdem aber das Nirgendwo weiß, daß Glück für uns keine Selbstverständlichkeit ist, „denkt“ es praktisch darüber. Es macht Selbstverständlichkeiten, ohne die es uns gar nicht ausnehmen könnte wie eine Weihnachtsgans, zu Besonderheiten, an die wir gerne denken, ohne sie jedoch bekommen zu können.

Sollten wir sie dann doch irgendwann einmal im Irgendwo bekommen haben, dann haben wir gesündigt! Das macht das Glück noch wertvoller als eine bloße Selbstverständlichkeit eben nur sein kann. Und uns macht es stumm, denn wir sind gerne zufrieden und wir träumen gerne – am besten von einem Etwas, das keine Selbstverständlichkeit ist, obwohl es vom Nirgendwo als eine solche betrachtet wird. Verkleidet ist diese Selbstverständlichkeit, die keine ist, als das Glück.

Sobald wir Glück und uns versündigt haben, werden wir aufgespürt. Ganze Wissenschaftszweige und eine Unmenge Sachverständigenteams haben sich an unsere Fersen geheftet um uns zu erklären, was wir dann tun müssen. Wir müssen das Glück vervollständigen! Und deshalb lacht es von Werbeplakaten, aus Propagandasendungen, in Politikerreden und last not least hören wir es natürlich aus diversen Predigten heraus.

Da wird dann plötzlich selbstverständlich, daß wir es, das Glück, gar nicht verdient haben, obwohl es irgendwo im Nirgendwo auf uns gewartet hat, sondern, daß wir dafür büßen, oder es uns noch einmal verdienen müssen. Obwohl wir bereits das Gewünschte in Händen halten, wird es uns noch einmal entrissen, gesegnet, in Abrede gestellt, dann wird uns vorgeworfen, daß wir es haben, es wird mies gemacht und wir werden dazu erzogen, es als etwas ganz anderes zu schätzen, als es eigentlich ist.

Denn in Wirklichkeit ist das Glück für einen Menschen, der sich nichts zuschulden kommen ließ und ansonsten auch nicht unsympathisch ist, absolut SELBSTVERSTÄNDLICH! Nichts an ihm ist schlecht oder unannehmbar. Es hat nichts Anrüchiges an sich und es ist auch KEINE Sünde! Jeder, der ehrlich darauf hingearbeitet hat, darf es behalten! Es gehört ihm! Sorgenfrei ist es eh nicht, und wer es uns madig machen will, der soll dahin gehen wo der Bartel dem Teufel seinen Most holt!

*

Die Glücksfee

Zeig mir das versteckte Glück und binde
für mich einen schönen Kranz aus Rosen.
Und dann sag mir: es ist keine Sünde -
nicht im Ganzen, nicht im Großen!

Wer es hat, der darf behalten was da ist!
Und wer es schätzen kann und achten -
wen es hier im Leben nicht vergisst -,
der hat die Chance es zu betrachten.

Er kann es, wenn er will, genießen,
er kann sich darin baden, oder lachen,
wenn um ihn helle, goldne Zweige sprießen:
denn Glück ist nichts zum Selbermachen!

Doch wenn du es nicht wirklich immer suchst,
lebst du vergeblich in den Welt-Strukturen,
wobei du strebst und bittest, oder fluchst -
du folgst doch nur den irr gemachten Spuren!

Was vor dir, hinterm Vorhang, so entsteht,
das ist die Zukunft, die dich bald beglückt.
Woher der Wind aus ihr, in deine Wege weht
sagt dir, wohin dich deine Glücksfee schickt.

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