Dumme, böse und sinnlose Gedanken

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von Alf Glocker

Wenn wir uns einmal vor Augen führen, daß es „Gedanken“ überhaupt gibt – wir also nicht nur als Manifeste eines verrückten Universums existieren –, dann stellen wir fest, daß manche dieser sogenannten „geistigen Vorgänge extrem dumm, böse, oder überhaupt sinnlos sind und nicht bloß so erscheinen, weil wir glauben sie entstammten einer uns unbekannten Wahrheit, oder wir verstünden sie einfach generell nicht …

Sollten wir jedoch jemals den Mut aufbringen, ehrlich zu uns selbst, wenigstens sein zu wollen, dann könnte es sein, daß wir tatsächlich vorhandene Hintergründe auf einmal recht gut begreifen, erfassen können. Beginnen wir mit dem Begriff „Notwehr“ – er ist wertfrei! Wie bei allen anderen Sachverhalten gibt es jedoch auch hierbei mehrere Betrachtungsmöglichkeiten. Eine Notwehr kann spontan, unwillkürlich erfolgen, aber auch von langer Hand geplant sein und zur Befreiung einer Person aus einem Joch dienen. List sei dann ebenfalls erlaubt …

Dann setzen wir eins drauf und sagen einfach: Man auch sagen, man befände sich in einer Situation, die eine Notwehr erforderlich mache, und müsse deshalb jetzt einen Präventivschlag führen. Dieser Methode bedienen sich hauptsächlich Diktatoren, damit sie eine Ausrede für ihr unerklärliches Machtstreben vorweisen können. Dies könnte man, bei ungeheuerlich viel Wohlwollen, noch als „natürlichen Vorgang“ bezeichnen, weil alles in der Natur nach einer gewissen „Vorherrschaft“ strebt, um selbst überleben zu können …

Starke Bäume verdrängen schwache vom Licht! Starke Löwen töten die Jungen der Konkurrenten, um selbst wieder Nachwuchs zeugen zu können. Mächtige Konzerne kaufen weniger erfolgreiche Unternehmen auf, damit ihre Führungsposition am Markt gesichert werden kann. Bei allen, hier erwähnten, Vorgehensweisen handelt es sich um nicht bzw. sehr wenig sublimierte Evolutionsverfahren, die es dem „Guten“ ermöglichen, über das „Schlechte“ zu siegen … und zwar im Sinne einer Gesunderhaltung von … der Sieger möge seine Nachkommen eintragen lassen, wofür das alles notwendig war. Vermutlich geht es um das nackte Überleben …

Wenn es darum geht, einen Verdrängungsprozess richtig zu etikettieren, geraten wir bereits in Schwierigkeiten, da wir vergeblich die von uns so häufig propagierte „Menschenwürde“ darin finden werden. Wir können nicht sagen: „War das jetzt wirklich dumm, böse, oder sinnlos?“ Wie aber sieht es mit Absichten aus, die nichts als die plumpe Befriedigung von primitiven Ansprüchen erstreben? Entspringen sie dem Wahn ihres Verfechters, stellen sie einen „wichtigen“ Teil der Weltgeschichte oder unserer persönlichen dar? Sind sie schlichtweg überflüssig? Was davon können wir als „böse“ entlarven …

Ungeachtet ihrer schicksalhaften Relevanz (imaginärer Lernprozess) müssten wir, kalt und logisch, behaupten: „Ja, sie sind böse – samt und sonders … ‚gottgewollt‘ oder nicht!" Doktrin und Religionen haben dafür auch schon manche schönere Erklärung gefunden. Sollte jedoch ein dem Wahn zum Opfer gefallener Despot dabei etwas zerstören, das in der Lage ist, der Menschheit und ihrer Weiterentwicklung dienlich zu sein, dann müssen wir was feststellen? Die Erklärung ist logisch einfach: Der Despot war ganz einfach dumm …

Sollte nun gar keines der aufgeführte Beispiele auf einen von uns beobachteten Vorgang zutreffen, dann stehen wir einigermaßen ratlos da – solange wir uns nicht mit vorgegebenen Denkmustern aus der Patsche helfen. In diesem Fall ist eine Erklärung natürlich leicht. Wir prüfen, was gegenwärtig gerade gedacht werden darf und schon haben wir die Lösung für alles! Was aber, wenn wir denken?? Müssten wir dann sagen „Ein Unternehmer, der Politiker besticht, Leute für ihn zu organisieren, die er in seinem Betrieb gar nicht brauchen kann, handelt hochgradig sinnlos!“ Selbstverständlich kann dieser Unternehmer einer intelligenten, bösen Philosophie gemäß vorgegangen sein … logisch war es trotzdem nicht, so oft man es auch drehen und wenden mag ...

Auch im umgekehrten Fall, wenn also ein gewissenloser Politiker, der, sagen wir mal, einem Wahn anheimgefallen ist, Unternehmer besticht, Leute einzustellen, die volkswirtschaftlich gesehen, völlig unbrauchbar sind, sollten wir nicht nur die Bosheit des Betreffenden, sondern wohl auch die letztendliche Sinnlosigkeit des dummen Unterfangens feststellen können. Wenn wir dazu nicht einmal in der Lage sind, ist sogar bei uns selbst, dem betrachtenden Inhaber der so oft propagierten „Menschenwürde“, eine Schraube locker und nachweislich alles sinnlos gewesen …

Sollte es uns nun, wider Erwarten, gelungen sein, sämtliche Beispiele ergebnisträchtig durchzukauen, ohne uns, durch allzu scharfe Schlüsse, seelisch verletzt zu haben, dann könnten wir darangehen, uns höchstselbst in eine der Kategorien „Dumm, Böse, Sinnlos handelnd“ einzuordnen. Damit wäre ein erstes, großes Ziel erreicht … immer vorausgesetzt, daß es uns a) gelungen ist, ehrlich zu bleiben, wir uns b) locker auch selber als böse bezeichnen können, respektive wir c) auch in der Lage sind, Sinnlosigkeiten überhaupt ausfindig machen zu können. Im Regelfall trifft das immer dann zu, wenn wir wenigstens zu irgendwas willens sind!

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