Nach unglaublich langer Denkarbeit ist es nun einem Team von „tatsächlichen“ Geisteswissenschaftlern (das ist ein völlig neuer Forschungszweig) gelungen, sowohl die Existenz Gottes nachzuweisen, als auch sein Aussehen genauestens zu beschreiben: Er sieht aus wie ein riesiger Krake! Mathematische Studien haben ergeben, daß er mindestens 8 Milliarden Arme besitzen muss – Tendenz steigend. Da er sich den fortwährenden Veränderungen seines wachsenden Universums anpassen muss, bzw. diese initiiert, ist die Summe seiner Möglichkeiten variabel.
Er befindet sich praktisch überall, herrscht über Epochen, Räume, Zeiten und Dimensionen ... hauptsächlich deswegen, weil er sich, durchaus- und durchein, an jedem Ort, gleichzeitlich und gleichzeitig, aber auch so gut wie nirgends befindet. Sein tatsächliches Vorhandensein wiederum errechnet sich aus der Gesamtsumme menschlichen Fehlverhaltens, wie auch kollabierender Sterne, die er allerdings mit dem großen Zeh dirigiert, wohin man schaut oder nicht schaut.
Praktisch veranschaulicht werden diese Thesen täglich durch die normalen Weltnachrichten, die ohne Gott gar nicht mehr stattfinden könnten, da wir, logisch betrachtet, schon längst ausgestorben sein müssten. Dies ist ganz leicht nachzuweisen. Allein die Waffensysteme, die sich in den Händen geistig verwirrter Personen, oder auch in denen endlos gieriger Geschäftemacher befinden, deuten einwandfrei darauf hin. Dafür muss man nicht einmal die Mathematik bemühen!
Deshalb, so argumentieren die profiliertesten Gehirne des neuen Forschungszweiges der „Tatsächlichen Geistesforschung“ auch folgerichtig, müsse Gott in seinen Milliarden Tentakeln sogenannte „Arschlochalarmsensoren“ haben, die ihm sofort sämtliche Schnapsideen seiner Geschöpfe aufzeigen, damit er ihnen sofort und geradezu automatisch zuwiderhandeln kann. Nur auf diese Weise ist es ihm möglich, geeignete Gegenmaßnahmen bei Bedarf zu ergreifen. Hinzuzufügen wäre allerdings noch, daß der Bedarf permanent besteht!
Sollte ihm eines der vermeintlich frei agierenden Arschlöcher zu mächtig erscheinen, kann er beispielsweise dafür sorgen, daß es sich Hals über Kopf verliebt, oder auch, daß es sich absolut nicht verliebt, aber nur, wenn es noch nicht mächtig genug ist. Wenn es zwischendurch so aussehen sollte, die Menschheit ginge herrlichen Zeiten entgegen – was gleichbedeutend mit drohender Denkfaulheit wäre - , dann schreitet er ein, indem er ideologische Verblendungen ausstreut ...
Selbstverständlich liefern ihm auch die fantastischsten, respektive die fanatischsten Religionen und Weltanschauungen wertvolle Stilmittel zur Kursbestimmung eines Verlaufes, den er natürlich durch seine Omnipräsenz überall ausgiebig mit genießt. Die Welt der Menschen ist für ihn ein (hoffentlich) nie endendes Juxtheater, ein Cabaret der Sensationen, dessen Eindrücke auf ihn sehr stimulierend wirken!
Das geschieht fast ausschließlich zu seinem Glück, das selbstverständlich auch nur von ihm geplant ist, weil nur er weiß, was sich tatsächlich hinter den Kulissen abspielt. Nur er kann daher auch beurteilen, was, warum, wann und wo, gut für das Gesamtprojekt ist und was nicht. Die sogenannten „Verantwortungsträger“ der Menschheit sind dagegen völlig ungeeignet für nahezu jede Art von sinnvollen Problemlösungen, da sie die eigentlich relativ einfachen Aufgaben, vor die sie sich gestellt sehen, regelmäßig scheitern lassen. Daß sich dabei bisher nichts wirklich gravierend Weltzerstörendes ereignet hat, kann nur einem Gott zu verdanken sein.
Trotz des großen Erfolges unseres völlig neuartigen Forscherteams, sind sich jedoch die daran beteiligten Kapazitäten und Koryphäen derzeit nicht mehr darüber einig, ob noch weiter geforscht werden soll, oder nicht - um beispielsweise zu ermitteln, welchen IQ Gott zur Verfügung hat. Einige davon befinden sich bereits in psychiatrischer Behandlung, ein paar von ihnen haben sich in den Urwald, zu archaisch lebenden Stämmen geflüchtet, einer hat Drillinge bekommen und ein weiterer hat sich entmaterialisieren lassen, um Gott näher zu sein. Daraus leiten wir also künftig das Hoffen ab?