Schmale Schultern.
Ein Kind noch.
Das schwarz-weiß karierte Flanellhemd reicht ihm bis zu den Knien. Die viel zu langen Beine der Jeans hat er kurz über den Turnschuhen abgeschnitten, doch der Hosenboden schlottert unter dem Hemd hervor.
Er füttert die Vögel auf dem Bahnhofsvorplatz.
Ohne Jacke und Schal - eigentlich müsste er frieren, aber er hat sich selbst und die Welt vergessen.
Ein paar Krümel seines Dönerbrotes auf das graue Pflaster, und schon scharren sich Spatzen und Tauben um seine Füße.
Dann stößt er einen Schrei aus, reißt die Arme hoch und die Vogelschar fliegt erschrocken auf.
Sein glückliches Lachen berührt die Herzen der Vorübergehenden. Hier und da huscht ein kleines Lächeln über angespannte Züge.
Nun beginnt er sein Spiel von Neuem, streut wieder Brosamen auf den Platz und die Vögel lassen sich zu seinen Füßen nieder. Er jubelt, reißt die Arme hoch …
Ein kleiner Weiser aus dem Morgenland, der sich selbst einen Moment Glückseligkeit schenkt und ein Lachen in ein Land voll Kälte und Ablehnung bringt.
diese kleine Szene habe ich auf dem Bahnhofsplatz von Hannover beobachtet.
Sie erschien mir wie ein Leuchten aus einer anderen Welt.