Die Seele des Staates 14

Bild von Alf Glocker
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Schwarze Schafe, weiße Schafe, Schafe haben kein Kalkül! Man benutzt sie stets zur Strafe – Schafe haben viel Gefühl! Schafe können sich nicht wehren, Schafe haben kein Gebiss! Schäfern, die das Schaf nicht ehren, ist das eine ganz gewiss: sie verlieren ihren Stab, sie sind furchtbar schlechte Hirten – was das Schaf auch immer gab, es wird sie nicht mehr bewirten!

Schafe können sich nicht schützen, Schafe lassen sich benützen, färben lassen sie sie sich auch! Schafe denken aus dem Bauch! Weiße kann man locker schwärzen, sagen: „Du bist furchtbar schlecht!“ Schafe leiden unter Scherzen – Schafe kriegen niemals Recht!

Schafe sind nur ganz alleine, ob im Pferch, ob in der Herde, Schafe sind ganz arme Schweine, ziellos irrend auf der Erde! Sie verrichten ihre Dienste und sie grasen vor sich hin und das Gras ist nicht das grünste, doch es ist ihr Reingewinn!

Ohne Murren geh’n die weißen ihrer sturen Arbeit nach. Und die schwarzen Schafe hoffen, daß das pure Ungemach eines Tages – völlig offen – sich verwandelt in ihr Glück. Doch dann kommt es meistens dick! Man greift sie an, sie sind verloren! Dummes Schaf – umsonst geboren!

Wer ein Schaf ist, darf nicht klagen! Niemals soll die Wahrheit sagen, wer dazu nicht vorbestimmt, ausgesucht und hin getrimmt! Nur die Wölfe dürfen heulen, schauerlich beim Mondenschein, wenn sogar bei Nacht, die Eulen Köpfe drehen, und wir frieren, Stein und Bein.

Alle dunklen Kreaturen hacken auf die Schafe ein, weil sie wehrlos sind und brav! Doch die frechsten Wolfsnaturen tarnen sich bei Tag als Schaf, behaupten steif und fest, ich tue weiter nichts als meine Pflicht. Und weil sich das nicht ändern lässt, geben sie noch Unterricht!

Für das lichtscheue Gesindel gibt es stets ein off’nes Ohr! Jeder andre trägt sein Bündel, denn ihm steht noch viel bevor – weil als Schaf er nur geboren, hat er nicht viel zu erwarten! Er wird immerzu geschoren – außerhalb vom Rosengarten…

…der den Wölfen reserviert und von Uhus überwacht, sich in Träumen gern verliert, die ein Schaf sich ausgedacht. Denn wer Schaf ist, muss sich fügen, fordern soll er für sich nichts! Nein, Schafe lassen sich belügen, auf sie fällt kein Glanz des Lichts!

Schafe sollte ich doch pflegen, als die Seele eines Staats, ihre Furcht zugrunde legen und die Früchte des Verrats, fern von ihnen aussortieren, und behaupten, „was es Gutes gibt ist zu bewahren! Nein, ich will euch nicht verführen, sondern stärken mit den Jahren, damit wir immer Wolle haben und die armen Wesen achten, die sie leidvoll für uns gaben! Jene, die wir gern verlachten…

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Kommentare

24. Nov 2015

Wer nicht schützt die Schafe, die schwachen -
Mit dem ist eigentlich kein Staat zu machen...

LG Axel

25. Nov 2015

Genau!
mann dankt!
LG
Alf