Unbedingt diesen Zeilen vorauszuschicken ist Folgendes: Sie sind nicht für Kinderhände bestimmt und können, als Licht, so gefährlich werden wie Messer oder Gabel, wie auch Scher'. Denn tatsächliche Fehlleistungen gibt es gar nicht. Es kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an ... wie im Universum, so auch hier! Bedenken wir nur einmal, wie ungleich ein Elefant intelligenter ist als eine Eidechse, und trotzdem leisten sich beide praktisch keinerlei Fehler oder Fehlleistungen. Ihre Gehirne sind nur verschieden groß, verschieden ausgeprägt und verschieden veranlagt. Das ist aber auch schon alles! Daraus lässt sich für niemanden ein Strick drehen, auch für den Einzeller nicht, dessen Denkvermögen sich nun wirklich auf die allerprimitivsten Funktionen beschränkt. Ich gehe sogar so weit zu sagen, daß man beim Einzeller von einem Denkvermögen überhaupt nicht sprechen kann – wobei demnach Fehlleistungen gar nicht möglich sind.
Da sind z.B. zuallererst mal die Gene. Wir lassen eine Winzigkeit weg und schon werden wir zu Neandertalern, oder gar zu Schimpansen, oder zu was ihr wollt. Dann kommen aber gleich die Hormone Testosteron und Östrogen, die sogar aus durchaus vernünftig scheinenden Menschen Halbaffen machen können. Betrachten wir nur einmal, wer sich alles mit wem paart und schlagen wir uns mit der flachen Hand auf die Stirn! Nicht zu verachten ist jedoch auch der Schulunterricht, der in der Lage scheint (aber nicht ist), aus Neandertalern und/oder gar Schimpansen etwas zu machen, das uns höchst fragwürdig erscheint, Geistesgrößen nämlich – und umgekehrt: er kann höchst wertvolle Intelligenzträger zu armen Würstchen herabstilisieren ... wie es der Lehrkraft eben gerade gefällt.
Wie wir jetzt bereits gemerkt haben dürften, haben geistige Fehlleistungen also vor allem anderen etwas mit dem Gehirn zu tun. Je größer es ist, desto mehr interpretiert man in es hinein, und desto eher ist es auch zu Fehlleistungen fähig. Wir brauchen nur die Augen aufzumachen und – Vorsicht vor geistigen Fehlleistungen – schon sehen wir uns konfrontiert mit Fehlleistungen der unterschiedlichsten Art. Natürlich fällt uns auf, daß inzwischen Stolz und Selbstsicherheit mit ins Spiel gekommen sind. Das sind Eigenschaften, die ein Einzeller gar nicht vorweisen kann, ja vermutlich nicht mal eine Eidechse. Aber diese Eigenschaften sind höchst gefährlich und sie verleiten, sobald sie vorhanden sind, zu krassen Fehleinschätzungen der Realität! Falsche Urteile (auch vor Gericht) sind die Folge davon! Hilfreich beim Fehler machen sind aber auch Brauchtümer: eingefahrene Verhaltensweisen, die einer Überprüfung schon deshalb nicht bedürfen, weil sie sich über viele Jahrhunderte mal gelegentlich bewährt haben.
Quintessenz unserer (nicht gemeinsamen) Überlegungen sollte folglich sein, sämtliche Voraussetzungen, als da sind Gene, Hormone, Bildung, Brauchtum, Stolz und Selbstsicherheit, gewissenhaftestens zu überprüfen, bevor wir uns dazu durchringen, auf unsere, ganz spezielle Art, tätig zu werden. Erst dann sollten wir uns ein Urteil erlauben, es hinausposaunen, einen Beruf ergreifen (für Sadisten bietet sich beispielsweise der des Scharfrichters an) und damit zu etwas kommen, das wir vor uns und der Welt vertreten können. Werden wir uns über uns klar! Beschönigen wir nichts, spielen wir aber auch nichts absichtlich herunter, wie etwa ein zwar vorhandenes, von anderen jedoch scharf kritisiertes Talent (wie beispielsweise das die richtigen Schlüsse zu ziehen), oder eine Form der Eloquenz, die es versteht mit stichhaltigen Argumenten zu jonglieren. Und: Trösten wir uns – auch die vernünftigsten Menschen dürfen ruhig einmal darauf bauen, daß selbst ihre Leistungen nicht grundsätzlich Fehlleistungen sind!
Kommentare
Keine Fehlleistung, dieser Essay:
Im Gegenteil - er ist okay!
LG Axel
Vielen Dank lieber Axel!
LG Alf