Codename Sandmann / Teil 2

Bild von Frank Tegenthoff
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Da steht er nun mit verwaschener Jeans und einem Lacostehemd,das die Parties offenbar heil überstanden hatte. Dieser schmächtige ,,Halunke" besaß ordentlich Chuzpe. So dachte Sand sofort. Ist dieser der richtige Mann,um seine Truppe auf Vordermann zu bringen? Er maß ihn in Gedanken nach Größe und Statur. Sein Name ,,Johann Ferner" klingt nach einem Showmaster,der vor Ort mal eine Sendung moderierte. Moderat wirkte auch dieser Mann auf ihn. Um sich abzulenken,um ja nicht vorschnell zu entscheiden,lutscht Sand an seinem Brillengestell. Das ist zwar für einen Chef unpassend,aber er möchte die Pause kunstvoll ausschöpfen. Schließlich fällt sein Spruch,als säße Ferner vor einer Richterkammer.
,,Okay - auf Probe dann!" Das saß wie ein Urteil. Er hatte seine Chance bekommen und so blickte Sand mit festen,ernsten Blick.
Kurz darauf kam ein Wusel von Frau aus dem Hinterzimmer geschlichen. Sie schien immer noch mit einer imaginären Person im Raum zu reden. Das kannte Sand von ihr und störte sich nicht weiter darum. Derweil huschte die Frau zum Schreibtisch,der mit seiner Wucht an Breite das halbe Büro einnahm.
,,Frau Wacker!Führen sie den neuen Kollegen mal durch unsere Fabrik." Dann gewann seine angekratzte Stimme wieder an Volumen:,,Und erklären sie ihm alle Vorgänge so,dass Herr Ferner es verstehen kann!Bringen sie ihn dann zu Luigi."
Ihr Blick senkte sich kurz,zu einem stillen Okay. Und schon war sie mit Ferner unterwegs. Unterdessen schrillte das Telefon laut auf. Schon hatte Sand ein Deja-vú. Immer,wenn seine Sekretärin jemand herumführte kam ein Anruf. Diesmal klang die Stimme am anderen Ende der Leitung gestresst. Dessen Stimme purzelte in unterschiedlichen Oktaven,als setze ein erneuter Stimmbruch ein. Der Mann war garnicht zu halten.Sand musste sich einen langen Monolog anhören. So wurden aus fünf Minuten eine gefühlte halbe Stunde. Aber es sei wichtig genug. Es solle demnächst ein Besuch vom Gesundheitsamt kommen,um die Standards beim Unfallschutz und der Hygiene zu überprüfen. Auch die Werkstätten kämen dran,wo die Sandsteine zu Pflastern zerkleinert werden. Sand hatte vergessen,das ihm Auflagen aufgebrummt wurden. Die muss er wohl oder übel erfüllen. Noch vor kurzem ist sein Vorarbeiter Luigi ins Büro gekommen,weil ihm die Arbeitsschuhe drückten und eine Nummer größer bräuchte. Aber Sand konterte süffisant;stülpte seine Hosentaschen nach außen bis der Sand daraus rieseln konnte.
,,Mehr als Sand habe ich nicht,Luigi. Ich hatte doch 'mal einen Stapel gebrauchte Sicherheitsschuhe mitgebracht. Schau doch mal durch,ob passendes dabei ist!"
Luigi,auch Lullu genannt,reagiert wie gewohnt stoisch,dann etwas heftiger auf seine südländische Art und Weise. Er betont dabei immer, aus Sizilien zu kommen und er könne es partout nicht leiden,das Problem mit den zu kleinen Schuhen auszusitzen. Die Tür knallte dann entsprechend zu. Daraufhin genehmigte sich Sand erst einmal einen Schluck Bourbon. Er war den ganzen Vormittag bis jetzt trocken geblieben. Wäre auch jetzt Zeit für eine Stippvisite,unten in der Halle. Fast zeitnah fällt ihm wieder der angkündigte Besuch vom Gesundheitsamt ein. Er entdeckt schließlich auch die Visitenkarte der Frau Dr.Dr. Nora van Ween...

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