Briefe an dich - Page 3

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für mich hattest. Ich kannte das bis dato nicht von dir. Meine Eifersucht machte mir mehr als verständlich, dass wir kein Spiel mehr spielten. Es war purer Ernst geworden. Ich werde niemals vergessen wie wir uns gegenüberstanden und du nichts mehr gesagt hast, während auch mir die Kraft ausging noch weitere Worte zu finden. Selbst als ich dich darum bat, mich nicht mehr zum Weinen zu bringen, mich nicht mehr traurig zu machen, hast du mich nur angesehen. Keinen Zweifel daran, hier war noch nicht unser Ende, hier war der Weg noch nicht vorbei, dennoch wollte ich die Situation nicht wahrhaben. Und während du durch mich hindurchgesehen hast, lehnte ich an der Wand gegenüber, spürte meinen Körper nicht mehr. Ich wollte meinen Gedanken lauschen; sie rannen mir durch die Finger wie Wasser. Du und ich, wir trennen uns nicht; wir sterben gemeinsam, hörte ich dich plötzlich sagen. Ich hatte meine Fußspitzen angestarrt, hatte nicht mitbekommen wie du den Abstand zwischen uns vermindert hast. Als ich den Blick hob, standest du bereits vor mir, die Hand an meinem Hals. Der Druck machte mir keine Angst; stattdessen spürte ich tiefe Beruhigung in mir. Mein Herz schlug wild in meiner Brust. Wir waren beide die gleichen Freaks. Und du wusstest genauso wie ich, wir hingen aneinander. Du hast mich im Würgegriff an die Wand gepresst, mir den Slip von den Hüften gezogen. Noch nie habe ich dich so wütend wie in diesen Sekunden erlebt, aber wenn wir jetzt sterben sollten, weil du das so wolltest, würde ich das nicht als schlimm empfinden. Merkst du, wie sehr ich mich aufgegeben habe, für dich? Dennoch habe ich mich nicht aus dem Blick verloren. Ich sage dir, sowas wie zwischen uns, wird es kein zweites Mal mehr geben. Für keinen Menschen nach uns. Denn wir wurden dazu geboren um gemeinsam zu sterben. Der Sex war nicht der Schönste; für die blauen Flecken musste ich mir gute Ausreden ausdenken. Du hast mich genommen. Mehr als sonst, härter als sonst. Das wollte ich so. Ich wollte spüren wie sehr du mich brauchst; wie sehr du mich willst. Aus der Freundschaft wurde eine Affäre und aus der Affäre eine Abhängigkeit voneinander. Es ist nicht der beste Weg, den zwei Menschen gehen sollten, doch sind wir diesen nun Mal gegangen. Ein Zurück gab es nicht mehr. Heute bekomme ich das nicht mehr so hin, aber damals, als wir auf den Bett knieten, du meine Hüften gehalten hast und ich deinen Stößen entgegenkam, richtete ich mich irgendwann auf, beugte mich zu dir nach hinten in ein Hohlkreuz. Nie werde ich vergessen wie deine warmen Handflächen über meinen gestreckten Bauch strich, hinauf zur Brust. Eine blieb dort, die andere legte sich wieder an meine Kehle, doch diesmal locker. Eine stille Drohung. Nach diesem Abend wusste ich, nichts konnte uns trennen; selbst wenn unsere Wege sich einst trennen sollten.

5. Brief

Wie ich damals am Türrahmen lehnte und in den Raum blickte, werde ich nicht vergessen. Hatte ich überhaupt jemals die Haare für dich zusammengebunden? Ich glaube nicht. Stattdessen trug ich sie auch an diesem Abend wieder offen. Sie fielen mir über die Schulter, während ich den Kopf leicht gegen den Rahmen lehnte, einen Arm um meinen Bauch geschlungen. Wir sahen uns für Sekunden nur an; lange, teilnahmslos. Hinter dir ging die Sonne unter und lange Schatten tanzten an den Wänden entlang. Die Hitze war unerträglich geworden. Auch ohne Hitze, ich denke, da sind wir uns beide einig, wären wir nackt geblieben. Du hast so selbstgefällig lächelnd auf dem Bett gesessen; eine Zigarette rauchend. Welche ein Anblick, der unter die Haut ging und den ich dennoch verachtete. Deine Selbstgefälligkeit, die mich in den Wahnsinn trieb. Ich zweifelte daran, dass du jemals so abhängig bist wie ich es von dir war. Du schienst nicht den Eindruck zu machen, mich wirklich zu brauchen. Doch verengte sich dein Blick, fokussierte mich, als ich mit dem Rücken am Türrahmen hinabglitt, mich auf dem Boden auf alle Viere begab und zu dir kam. Du wolltest dich regen, bliebst dennoch neugierig sitzen. Scheinbar warst du gespannt, welche Idee ich hatte. Und so kroch ich zu dir, schlich mich auf das Bett, dich nicht aus den Augen lassend. Wahrscheinlich ist dir das Detail meiner Küsse auf deinem Oberschenkel vollständig entfallen, deshalb frische ich dein Gedächtnis mal auf. Kaum zu glauben, nicht wahr, dass wir auch mal jung waren. Und so fuhr ich mit der Zunge einer unsichtbaren Spur an deiner Leiste entlang, legte den Kopf auf den Oberschenkel und schloss die Augen; machte nicht mehr als bei dir zu liegen. Schließlich ein Blinzeln als Regung in dich kam. Deine Hand legte sich um deine Erregung und ich hob interessiert, mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen, den Kopf. Warum sich selbst befriedigen, wenn das Objekt der Begierde direkt neben einem lag, aber ich habe dir immer sehr gern dabei zugesehen. Hast du an uns gedacht oder an andere Frauen, weil du mich hattest? Dir meiner sicher sein konntest? Dabei steuerten wir das Schiff direkt vor die Wand, standen kurz vor dem Ende unserer gemeinsamen Geschichte. Damals war mir das nicht so bewusst. Damals als meine Augen deiner Hand folgten, sich an den gleichmäßigen Bewegungen festsaugten. Du wusstest genau, was du tun musst und als ich den Blick über deinen Oberkörper in dein Gesicht wandern ließ, war ich überrascht, dass du mich die ganze Zeit angesehen hast. Beweg‘ dich nicht, habe ich noch immer deine Stimme im Kopf. So blieb ich neben dir sitzen, dich beobachtend, mich nicht rührend. Ich hörte die eigene Lust in mir knistern wie ein loderndes Feuer, aber ich war immer bereit genau das zu tun, was du wolltest. Ich wollte mich bewegen, wollte mich regen, wollte tief durchatmen, irgendwas tun und sei es mich zu berühren, zu spüren wie sehr ich dich wollte. Dennoch harrte ich, in der Qual gefangen, aus; wühlte mich in deinen Blick hinein. Meine Lippen wurden ganz rau, so oft leckte ich mit der Zunge über sie. Irgendwann hast du mich auf deinen

erotische Inhalte
inspiriert von der Musik zu Lana del Rey

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Prosa von Giulia Strek

Interne Verweise

Kommentare

27. Jun 2016

Habe diese Briefe mit Faszination gelesen. Das zweite Mal in besserm Verstehen.

Liebe Grüße, Susanna

28. Jun 2016

Fühlen ist sowieso besser als Verstehen :-) Schön, dass ich dich faszinieren konnte

Liebe Grüße, Giulia

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