Bäume brauchen keine Spiritualität, Tiere auch nicht. Das ganze Universum schwingt und ist in Bewegung, es tönt und es leuchtet, es entfaltet sich und zieht sich wieder zusammen - aber es ist nicht fromm. Der Mensch ist das einzige Wesen, das Spiritualität lebt.
Das hat wohl mit dem zu tun, was der Mythos erahnt: dass der Mensch sehr - wenn nicht zu - weit gegangen ist in seiner Entwicklung. Er hat vom Baum der Erkenntnis gegessen. Er steht nun quasi 'über den Dingen' und hat die Möglichkeit zu herrschen. Er isst und tötet und nimmt nicht mehr nur das, was er braucht, sondern nimmt sich auch das, was ihm gefällt. Dadurch entfernt er sich aber deutlich von allem anderen. Und er fühlt es auch, dass kein anderer dafür verantwortlich gemacht werden kann: er wird selber schuldig in seinem unendlich wachsenden Begehren. Angefangen von den persönlich hochgesteckten Lebenserwartungen bis hin zu dem Glauben an immerwährendes Fortschreiten und Wachsen unserer modernen Wirtschaftwelt. Die Re-ligion, die Rückbindung an unsere ursprünglichen Wurzeln, ist da schon ein Gegenmittel, aber Rückwärtsgewandtheit allein dient dem Leben nicht. Man muss vor allem erfahren und wissen, wohin man sich denn wenden soll.
Das verlorene Paradies werden wir nie finden - es sei denn, wir öffnen die Augen und erkennen.
Wir werden nie zu unseren Wurzeln zurückkehren - es sei denn, wir opfern unsere menschliche Hybris, wir stünden 'über' den anderen Wesen und wären etwas Besseres, weil wir differenziert denken, in einer hochentwickelten Sprache sprechen und Macht ausüben können.
Wir werden nie eins werden mit dem, was ist - es sei denn, wir hören auf, die Dinge als Gegenstände zu betrachten und als Material für unsere Bedürfnisse.
2016