Mein Hund. Verschwunden im ausgedehnten Weizenfeld. Nur ab und zu ragt die Rute weit hinten als etwas Gelbes, Bewegliches heraus. Dann ein eleganter Sprung. Und weiter die Hatz, zitternde Halme, hier und da unverhofft das Auftauchen der weizenfarbangepassten Rute. Vor, zurück, hin und her und weiter. Quälende Minuten. Eingeschlafene Füße. Erneuter Blick auf die hervorblitzende Rute. Weit hinten im Feld. Fünfzehn Minuten. Stille. Dann ein langgestreckter Lauf, entfernter am Rande von Büschen und Bäumen. Wie geschmeidig die Windhündin dahinjagt. Doch das Kaninchen kann sich retten.
Erneutes Eintauchen ins Meer der Weizenpracht. Kein Bitten, kein Befehl, kein Lockruf erreicht ihr fokussiertes Bewusstsein. Auf und Ab im Sprung, im gelobten Land des Tao.
Derweil ich mich imaginativ zu ihr geselle, tief atme, in Ruhe und leichtem Schritt meditiere. Am Feldrand. Im abwesenden Zeitverlauf. Treffe auf Einstein. Denke, alles ist relativ. Indes die Füße zu schmerzen beginnen. Blick auf die Uhr. Vergangene fünfundsiebzig Minuten. Inzwischen gefühlte Unendlichkeit. Weit hinten im Feld, die aufgerichtete Rute, am Rande des Irgendwo. Unerreichbar.
Ich stehe. Fühle inzwischen Resignation. Besinne mich auf Gelesenes, Spirituelles, noch nicht Erfahrenes. Schließe die Augen. Forme konzentriert ein inneres Bild. Sehe Nube auf dem Weg zu mir. Arbeite an meiner Überzeugung. Nube auf dem Weg zu mir. Denke an den Beobachter, der durch seine Überzeugung seine Welt formt.
Öffne die Augen. Sehe auf dem Weg Nube in meine Richtung eilen. Bin fassungslos. Ihr Blick zu mir. Kurz verschwindet sie nochmals im Feld.
Ich bleibe ruhig. Warte. Sie kommt!
Wie auch immer ich diese Erfahrung mit Hilfe der Ratio zu erklären versuche - ich habe es doch erlebt! Ein kleines Wunder.
28. Juni 2017