Sie tun, was sie tun, und sie bedauern es nicht! Müssen sie uns das auch noch extra sagen? Leute, die sind, wie sie sind, sind eben, wie sie sind – daran kann man nichts ändern! Sie ändern sich auch nicht, weil wir das gerne so hätten, oder einfach uns zuliebe, denn sie lieben eben auch anders als wir ...
Das können wir schönreden, solange wir wollen – selbst unser Schönreden ist für sie kein Schönreden, sondern ein Angriff auf ihre Ehre. Wir hingegen können uns „Ehre“ gar nicht erst leisten. Die hat man uns schon lange aberzogen. Wir haben keine Ehre und wir sehen die Dinge anders.
Wir sind offen für alles – außer für die Vernunft! Wir können nicht einsehen, was wir nicht einsehen können ... da kann man uns mit der Nase tausendmal in den Sumpf tunken ... wir sagen höchstens: „Da ist doch kein Sumpf!“ Der Sumpf sind doch wir, wenn wir sagen, daß dort ein Sumpf sei!
Für uns ist blau immer noch blau, aber manchmal auch grün oder gelb, das kommt darauf an, wer uns was sagt und was wir dann wiederholen dürfen! Für „sie“ ist blau unabänderlich blau und grün einfach unabänderlich grün und gelb einfach gelb, und wir sind für sie einfach schlecht wahrnehmbar!
Warum auch nicht?! Wir machen uns, so oft es geht, unwichtig, damit man unsere Gedanken nicht erraten kann, in denen es heißt: blau ist blau, rot ist rot, grün ist grün und gelb ist gelb. Aber das ist unanständig, denn wer sagt, was er denkt, der muss es erst einmal geübt haben, das Richtige zu denken.
Das „Richtige“ ist Folgendes: Bevor ich etwas zu sagen wünsche, oder mich gar erdreiste, einen natürlich empfundenen Gedanken zu äußern, muss ich mich abgleichen. Ich muss nachfragen, was, im Rahmen der momentanen Zeit-Bildung gedacht werden darf. Dann lege ich los!
Dann sage ich: Niemand tut, was er tut, ohne es zu bedauern. Das muss man uns extra sagen, sonst sehen wir es anders. Und an dem, was einer tut, ohne es zu bedauern, kann man etwas ändern – wir müssen ihm nur sagen, daß er das nicht darf und wenn er es doch tut, dann muss er es bedauern!
Niemandes Ehre wollen wir in Zweifel ziehen – außer die eigene natürlich, denn, da man sie uns aberzogen hat, haben wir ja auch keine. Denn wir lieben die Menschen – alle, außer uns selbstverständlich. Wenn wir vor die Hunde gehen, dann macht das einer bestimmten Clique überhaupt nichts.
Trotzdem lieben alle Menschen alle Menschen – und das, obwohl die einen für die andern keine sind, was aber auch wieder nicht auf uns zutrifft, weil wir die einen nicht sind und zu wenig Ehre haben, um die andern sein zu können. Das bedauern wir zwar, aber da kann man nichts machen ...
Machen kann man immer nur das Eine: alles schönreden, bis wir selber dran glauben müssen (daß wir es gerne hätten, uns alles leisten zu können). Es wäre doch praktisch, wenn jeder einfach das bedauern würde, was er getan hat, oder die überwiegende Mehrheit bedauern würde, was einer getan hat.
Dann könnten wir vielleicht sagen: Wir sind offen für die Vernunft, solange sie nicht darauf fußt, uns andauernd mit der Nase in den Sumpf zu tunken und wir dann schreien müssen „da ist doch gar kein Sumpf!“. Vielleicht könnten dann wenigstens wir uns darauf einigen, „Blau ist blau“ zu sagen?!
„Sie“ tun, was sie tun, ohne es zu bedauern, sie lassen sich eh nicht täuschen! Sie stehen zu ihren Prinzipien, davon sind sie nicht abzubringen ... das ist so in ihnen drin, da können sie von uns obendrauf gelernt haben, was wir wollen – sie wollen eben nicht! Wie sie aber lieben, das sehen wir beinahe jeden Tag!