Ja, Kundendienst – was fällt mir wohl dazu ein…
Verkäufer. Die mir am Telefon ins Wort fallen „…das ist aber nicht so, liebe Frau!“ und dann verblüfft sind, wenn ich nicht auf ihr Argument anspringe, sondern auf das „liebe Frau“.
Wenn ich sie darauf festnagele, dass sie ja nicht wissen können, ob ich „lieb“ sei und gerade im Moment beschlossen habe, es NICHT zu sein. Ob sie das in ihrer Ausbildung gelernt haben, so kundenunfreundlich mit Anruferinnen umzugehen! Dann sollten sie sich ihr Lehrgeld wohl besser zurückgeben lassen.
Und wie ihnen das den Wind aus den Segeln nimmt und die vorlaute Sprache verschlägt und sie klein mit Hut werden.
Der Elektro-Service-Mann, ein älterer Herr, den ich mir ins Haus bestellt habe, nachdem ich umgezogen war, neu in der Stadt, in der ich noch niemanden kannte, nur halt eben sein Geschäft, an dem ich eher zufällig vorbeigekommen war.
Ich musste meine Waschmaschine angeschlossen bekommen. Gut, sagte er, er sei dann Morgen um acht Uhr da. Und er war pünktlich. Grauer Kittel, Handwerkszeug-Koffer dabei, stand er erst vor meiner Tür und dann in meinem Badezimmer und konnte sich nicht entschließen anzufangen.
Misstrauisch beäugte er mich:
„Wieso können Sie das denn nicht alleine?“
„Iiich? Ich hab‘ davon keine Ahnung!“
„Das ist doch ganz einfach, hier den Schlauch anschließen und fertig.“
„Jaja, und dann ist das undicht und ich kann für den Wasserschaden beim unteren Mieter aufkommen! Nee, das lass‘ ich lieber den Fachmann machen, also Sie.“
„Können das denn nicht Ihre Freunde oder Bekannten machen?“
„Herr X, ich bin gerade frisch zugezogen und kenne hier niemanden. Darum habe ich mich ja hilfesuchend an Sie gewandt.“
„Ja, aber das hätten doch auch die Möbelpacker machen können, wenn Sie gerade umgezogen sind.“
„Die haben es aber nicht gemacht. Außerdem wäre ich mir da wegen eines Wasserschadens auch nicht sicher gewesen. Also wollen Sie das nun erledigen oder nicht? Schließlich machen Sie das ja nicht umsonst!“
Das war zwar schon am Vortag verhandelt worden und der Lohn plus Anfahrt stand auch schon fest. Aber erst jetzt machte er sich dann doch an die Arbeit – zügig, fachmännisch und weiterhin misstrauisch, wenn ich auch bis heute nicht weiß, warum.
Ja! Die Kette, bei der man bei einmaligem Besuch alles finden kann und die jetzt ganz real auch Online-Handel betreibt. Bei der hatte ich mir ein Bett bestellt, das im Unterbau auch einige praktische Schubladen hat, so als Stauraum.
Es wurde in einem Packstück pünktlich geliefert. Bis an die Bordsteinkante.
Da ich alleine wohne, und zwar im ersten Stock, bat ich den Spediteur, einen kräftigen jungen Mann, mir zu helfen, es hochzutragen. Er war schon wieder auf dem Weg zu seiner Fahrerkabine. „Bordsteinkante!“, war seine knappe Antwort. Ich warf meinen Charme an und versprach ihm 10 Euro. Er warf mir über die Schulter einen verächtlichen Blick zu, stieg ein und fuhr los.
Als ich mit Ächzen, Stöhnen und nie dagewesenen Verrenkungen das schwere Teil endlich die Treppen hochgeschleift, -gestoßen und –geschubst hatte und nassgeschwitzt und zitternd um meine Bandscheiben fürchtete, rief ich in der Verwaltung dieser Kette an, um mich über diese Unmöglichkeit zu beschweren.
„Wissen Sie eigentlich, wie fertig ich bin? Ich zittere am ganzen Körper vor lauter Anstrengung!“
Dabei wäre die Lösung doch so einfach gewesen! Ich hätte doch nur auf der Straße das Paket zu öffnen brauchen und anschließend die einzelnen Komponenten einzeln Stück für Stück nach oben tragen müssen! Easy! Dass ich nicht selber darauf gekommen bin!
Und ich musste mich belehren lassen, dass im Kleingedruckten stehe „Lieferung bis Bordsteinkante“, da hätte ich halt besser aufpassen müssen, warum schreiben sie das denn schließlich rein?!
„Wie!“, fragte ich, „wenn ich mir jetzt vorstelle, meine im Parterre wohnende achtzigjährige Nachbarin bestellt bei Ihnen eine Gefrierkombi, kriegt die die dann auch nur bis zur Bordsteinkante geliefert!?“
„Wir liefern NUR bis zur Bordsteinkante!“
„Meinen Sie denn, wenn ICH das schon nicht gelesen habe, meine achtzigjährige Nachbarin hätte das gelesen? Dann hätte sie die Gefrierkombi auf der Straße stehen und könnte sehen, wie sie die in die Wohnung gehievt bekommt?!“
„Dann darf sie sich die eben nicht bestellen!“
Ich habe der Gesprächspartnerin versichert, dass ich sehr lernfähig sei. Aber das und mein angekündigtes weiteres Kaufverhalten wird sie sicher nicht peripher tangiert haben.
Ach, goldig! Da fällt mir noch der Küchen-Verkäufer ein in der entsprechenden Abteilung eines großen Hauses, das den ebenfalls betriebenen Versandhandel diverser Dinge inzwischen eingestellt hat. Sehr beflissen und zuvorkommend, kann man nicht anders sagen. Aber er bestand darauf, mir einen „intrigierten“ Kühlschrank mit verkaufen zu wollen.
„Ach, der ist schon integriert?“, versuchte ich, ihm auf die Sprünge zu helfen.
Was ihn zu der eifrigen Versicherung veranlasste: „Ja, bei diesem Modell sind die Kühlschränke gleich mit intrigiert. Nicht bei jeder Version sind sie intrigiert, aber bei dieser Version schon. Das ist schon eine große Erleichterung, wenn Kühlschränke gleich mit intrigiert sind.“
Wahrscheinlich dachte er von mir, was ich von ihm dachte: „Wenn man Fremdwörter nicht kennt, sollte man sie auch nicht verwenden.“
Naja, ich jedenfalls überlegte mir den Kauf nochmal. Aber nicht, weil ich Intrigen eines Kühlschrankes gefürchtet hätte. Obwohl …
© noé/2015 Alle Rechte bei der Autorin
Kommentare
War auch der Kühlschrank intrigant –
Der Text ist fühlbar interessant!
LG Axel
Wenn man der Köchin dies Wort sagt,
ihr absolut es nicht behagt.
"Interessant", das ist in echt
verblümtes Wort für "eher schlecht".
Der Text - er wurde nicht gekocht -
Er wurde so auch "roh" gemocht...
Kundendienst ersetzt "interessant" -
Beinah spontan durch "imposant"!
LG Axel
Braaaver Axel. ;o)))))
Großartig! Und sehr realitätsnah. Mein Kühlschrank hat schon vor einiger Zeit den Geist aufgegeben. Ein neues Exemplar hatte ich praktisch schon gekauft. Der Verkäufer hat mich entgegen seiner Absicht aber dazu gebracht, kopfschüttelnd zu verzichten. Naja, irgendwann im nächsten Leben, oder zumindest im nächsten Laden...
Sei lieb gegrüßt,
Jörg
Was - um Gottes Willen! - hat er denn getan, der arme Mann!!?
Danke für Deinen Kommentar, Jörg!
Er wollte mir, obwohl ich mich, wie gesagt, schon entschieden hatte, derart penetrant Zusatzversicherungen aufschwatzen, dass ich meinte, er scheine offenbar mit einer sehr kurzen Lebensdauer des frostigen Stücks zu rechnen, deshalb würde ich lieber verzichten. Wir verabschiedeten uns, wie es sich gehörte- frostig. :-)
Harharr!