106. Schritt
„Sorge dich nicht, lebe!“. Wer das gesagt hat, muss wohl oder eher sogar übel, ein ausgesprochener Vollidiot gewesen sein! Liegt nicht im Sorgen der Ursprung einer lebendigen Kultur?
Sich sorgen, sich mühen, hegen und pflegen, an sich glauben? Auch das! Man kann ja nicht anders, weil sonst der hoffnungslose Zusammenbruch droht! Niemals aber sorglos dahinvegetieren!
Sonst droht die Verkommenheit, die Versteppung der Länder, die blinde Hoffnung auf eine regelnde Götterwelt, die selbst jene errettet, die unfähig sind, sich intelligent zu erhalten.
Nichts darf ausufern! Die Untätigkeit nicht, das rücksichtslose Machen nicht, nicht das religiöse Eifern, das grenzenlose Gebären, der Kampf und das untätige Zusehen wie sich die Zustände verschlechtern!
Wer sich sorgt, der betrachtet, der analysiert, der hält sich zurück oder er schreitet ein – vor allem aber sucht er das rechte Maß der Dinge, die ein sinnvolles Fortkommen gewährleisten!
Und wer sich sorgt, der baut nicht nur Straßen und Türme, der denkt und dichtet auch, damit Beispiele geschaffen werden, die manifestieren wer oder was wir sind! Aber er tut das nicht um nur etwas zu gelten!
Die Schönheit entsteht aus der stetigen Sorge um die Verfeinerung des Lebendigen. Sie darf nicht rückschrittlich werden! Denn die Ästhetik von Körper und Geist ist ihr erfrischendster Ausdruck…
Sollte es allerdings überhaupt keinen Fortschritt mehr geben, ja nicht einmal eine Stagnation, sollten wir fortwährend Bestrafung für all unsere Mühen erfahren, dann hat der Ausspruch Gewicht!
Dann ist es Wahnsinn an das „Gute“ zu glauben, es beschützen und befördern zu wollen, nur weil es einem oder ein paar Deppen eingefallen ist alles durcheinander zu bringen!
Alles hinzuschmeißen ist in diesem Fall einfach, recht und billig – wer reißt sich schon freiwillig den Arsch auf, wenn um ihn herum die ganze Welt deutlich sichtbar vor die Hunde geht.
Da hilft es auch nichts, mit den Wölfen zu heulen, da heult man ganz für sich alleine und beklagt den Zerfall sämtlicher Errungenschaften, den Missbrauch der Naivität, den Willen zur Zusammenarbeit!
Denn wo nichts ist, da kann nichts draus gemacht werden! Da kann man nur noch seinen Stolz und seine Empörung zum Ausdruck bringen und sagen: „Macht was ihr wollt – ich sorge mich nicht mehr, ich lebe!“
©Alf Glocker
Kommentare
DIE Sorge negativ stark scheint -
SICH sorgen POSITIVES meint...
LG Axel
"Sorge dich nicht, lebe!" ist die eher ungeschickte aber reißerische Übersetzung des Original-Titels "How to Stop Worrying and Start Living" von Dale Carnegie, der passender, aber uneleganter mit "Wie man aufhört, sich zu sorgen und beginnt zu leben" übersetzt werden könnte. Und es ist kein blauäugiges Buch; mit seiner 4-Fragen-Methode "Was ist das Problem?/Was sind die Ursachen des Problems?/Was sind mögliche Lösungen?/Was ist die bestmögliche Lösung?" animiert es dazu, durch Analyse hemmende Elemente zu eliminieren, also sich von lähmendem Ballast zu befreien, um endlich zielgerichteter agieren zu können, statt sich in Gedankenlabyrinthen zu verlieren.
Ich weiß, dass ich damit deinen literarischen Ansatz torpediere, was aber nicht ursächlich für meinen Kommentar war. Wie Axel kurz und knapp schreibt: Wenn man sich zergrübelt, hat das negative Auswirkungen, weil man sich selbst blockiert.
Wenn man die Augen nicht verschließt, Probleme erkennt und daran arbeitet, sie meistern zu können, stellt man sich nicht mehr abseits des Lebens, sondern beginnt erst damit und kann, aktiv handelnd, auftretende Hemmschwellen aus dem Weg räumen.
Ich grüß' dich mal lieb,
noé
Soso, naja, ich mach mir halt, nach 60 Jahren im Labyrinth so langsam doch Sorgen ob es da überhaupt einen Ausweg gibt. Und mit Labyrint meine ich die Welt und mit Ausweg nicht den Tod. Vor allem aber Dank an Euch, die Ihr meine bevorzugten Mitstreiter an der Front der Wahrheitsfindung seid.
LieGrü
Alf
bei Google entdeckt:
"Allerdings hat bereits 2000 Jahre vor Dale Carnegie der Evangelist Matthäus für seine Gemeinde aufgeschrieben, welchen Umgang mit den Sorgen Jesus empfiehlt. Seine Ratschläge wollen wir miteinander bedenken. Wir haben den Text vorhin in der 2. Lesung gehört. Jesus sagt: „Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet.“ Dann führt er verschiedene Begründungen für diese Haltung an, um uns zu zeigen, welchen Platz die Sorgen in unserem Leben beanspruchen dürfen. Es geht ihm nicht so sehr um Überwindungsstrategien als viel mehr um die Relativierung der Sorgen, damit sie nicht zur Angst werden und unser Leben bestimmen."
Ich persönlich plädiere für die Angst!
De Bibl auf Bairisch
Dyr Mathäus 6
25 Von Noetn sag i enk: Tuetß enk nit zwögns enkern Löbn abhin, wasß össn older trinken older anzieghn solltß. Ist n s Löbn nit wichtiger wie d Narung und dyr Leib wichtiger wie s Gwand? 26 Schautß enk diend d Vögl an: Sö saend nixn, ärnend nixn und fexnend nix in Städl ein. Enker himmlischer Vater dyrnört s. Seitß n nit ös vil meerer werd wie die? 27 Wer von enk kännt mit seiner gantzn Sorg sein Löbn aau grad ayn Stünderl verlöngern? 28 Und was ränttß enk denn wögn yn n Gwand abhin? Nemtß enk diend an de Lilgnen ayn Beispil, was wild waxnd: Kaine arechtt und spinnt von ien. 29Aber i sag enk, nit aynmaal dyr Salman mit seiner gantzn Pracht war yso gwänddt wie aine von ien.
Das ist eher, wie ICH denke... ;o))
(allerdings eher plattdüütsch)
alles klar!
:-))))