Es war an einem wunder-wunderschönen Sommertag, als Horsti gerade vom Naschen kam und, der guten Aussicht wegen einen Grashalm erstieg, in den er aber auf keinen Fall beißen wollte. Aber es kam wieder einmal alles ganz anders …
Über der ganzen Blumenwiese breitete das Sonnenlicht seinen fatalen Glanz der Natur aus, die, wie wir ja wissen, nicht unbedingt vertrauenswürdig ist. Aber Leben ist Leben und dem Leben hatte Horsti heute schon auf die Sprünge geholfen, indem er einen flotten Käfer weiblichen Geschlechts bestiegen hatte, der demnächst so an die hundert Eier legen würde.
Das freute den lieben Horsti, aber auch den lieben Gott, das gab ihm aber auch zu denken … nicht Horsti (der war kein großer Denker), sondern dem lieben Gott. Was würde geschehen, wenn alle Horsti-Käfer nach der Befruchtung eines Weibchens für immer am Leben bleiben würden?! Genau, es würde den Käfern gehen wie den Menschen …
Aber hier, im Mikrokosmos einer Blumenwiese, stellte sich die Natur weit „vernünftiger“ dar als im Makrokosmos vergleichsweise riesiger Säugetiere/Menschen. Und deshalb freute sich da noch jemand: die Spinne Angela!
Horsti hatte die Spitze seines Grashalmes noch nicht ganz erreicht – wo er ein bisschen hin- und herschaukeln wollte – als sich ein riesiger Schatten über ihn legte. Kurz darauf verklebten seine Beinchen – irgendetwas Schillerndes hinderte ihn am weiter Krackseln! Er dachte noch „Verschleimt und abgemurkst“, dann fühlte er den Biss gewaltiger Mandibeln im Genick und er verlor die Kontrolle über sich selbst.
Was hatte er bloß gewollt? War die Welt nicht grade noch überschaubar friedlich gewesen? Was würde denn jetzt mit ihm geschehen??
Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund war ihm jedoch plötzlich alles egal – er befand sich in einem wunderlichen Dämmerzustand, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte! Zufrieden sah er sich um. Ihn blendete fast das gleißende Licht der Sonne, das von unzähligen Netzen auf der schönen Wiese reflektiert wurde, aber er konnte noch verschiedenes Anderes entdecken.
Nicht weit von ihm entfernt hing das Spinnermännchen Jensi ebenfalls in einem wunderbaren Netz Angelas, die heute offenbar schon sehr fleißig gewesen war. Jensi war anscheinend, wie ein Stückchen von ihm entfernt Heiki, ebenfalls ein Spinnenmännchen, als Konserve für Angela, in einem ihrer Netze gefangen. Dabei war Jensi gar nicht in der Absicht unterwegs gewesen, Angela zu besteigen (er traf sich lieber mit Freundchen), wie Heiki, oder Arminchen, der ebenfalls zum Fraß gelähmt, mit anderen Leidensgenossen, die nicht wirklich litten, ein silbrig glänzendes Gewand trug. Aber den lieben Gott störte das ebenso wenig wie Angela, die große Mutter des Seins oder Nichtseins …
Die allerdings nährte nicht, sondern saugte vielmehr, den Lebenssaft aus fremden Leibern, damit weiterhin alles so schön schief im Lot verblieb, wie man es auf der Welt, von Anfang an, gewohnt war. Doch das Gefühl, das sie verbreitete, war praktisch eine Medizin gegen die Angst. Denn ihre Bisse machten die Gebissenen teilnahmslos und unterwürfig!
Fast sehnte sich schon jeder danach, die dunkle Mutter käme wieder bei ihm vorbei, um ihn weiter zu schwächen, denn dahinter, hinter diesen winzigen Horizonten, tat sich der Himmel auf! Tiefe Zufriedenheit ergriff die zu Tode gefesselten und malträtierten Opfer der heiligen Inquisition des Glaubens an die göttliche Gerechtigkeit (in Form einer Spinne) und legte den Schleier der Schicksalserfüllung angenehm über das Land!
Und als der Abend aller Tage dämmerte bot sich (dem imaginären Betrachter) ein phantastisches Bild: Die ganze Wiese strahlte golden durch die Unzahl der Netze die Mutter Angela und ihre Genossinnen gewebt und gepflegt hatten. Ein entzückendes Bild für den lieben Gott und schließlich auch für die nunmehr toten Konserven, die, völlig ausgesagt, endlich weggeworfen werden konnten!
Kommentare
Es hapert der Vergleich, ich find:
Da Spinnen schließlich nützlich sind ...
LG Axel
Haha! Da ist was dran!
LG Alf
Böse. Bild und Text. Zum Teil verständlich. Zum Teil nicht. Für mich. Was gut war/ gut ist, muss man gut sein lassen. Genauso das, was böse ist.
Ja?
LG Alf