Leute heben ihre brennenden Feuerzeuge und schunkeln zur Musik. Ein Obdachloser steht auf einem Brunnen und spielt Blues auf seiner Gitarre, erzählt von seinem Leben. Ich setze mich auf den Rand des Brunnens und bemühe mich, seinen Worten zu lauschen. Zum ersten Mal an diesem Abend bereue ich es, zu viel von meinem Schnaps in mich hineingeleert zu haben.
Viel älter als ich ist der Musiker. Nichtsdestotrotz verlier ich mich in seine Stimme und sehne mich schon bald nach seiner Nähe. Ob es der Alkohol ist, weiß ich nicht, und es kümmert mich auch gar nicht. Dass ich mir wünsche, geliebt zu werden, ist ohnehin nicht neu. Geborgenheit vermisse ich seit Monaten; umso mehr nehme ich mir vor, das Herz des Obdachlosen für mich zu erobern.
Die ersten Sterne erscheinen am Himmel. So zahlreich wie ich sie noch nie gesehen habe, sind sie in dieser Nacht. Die Zuhörerinnen und Zuhörer haben Gesellschaft von ihren Zwillingen bekommen. Sogar der Musiker hat einen Zwilling, der nun synchron mit ihm spielt. Mein Kopf wird schwer, ich werde müde. Auf keinen Fall darf ich einschlafen. Nicht bevor ich mit dem Obdachlosen gesprochen habe. Was ist, wenn er morgen Früh nicht mehr da ist? Wie soll ich ihn dann wieder finden?
Der Duft von heißem Kaffee steigt mir in die Nase. Ich wälze mich auf die andere Seite und kuschle mich in meine Decke. Mein Kopf dröhnt von letzter Nacht. An kaum etwas kann ich mich erinnern, nur an das Gesicht des Obdachlosen. Lippen streifen meine Stirn. Es ist mein Mann, der mich zum Frühstück weckt.