Der Seelenbeschützer - Page 8

Bild von Dragon556
Bibliothek

Seiten

ausmachen. Für meinen geschwächten Zustand, viel zu weit weg. Zumindest bestand somit nicht das Problem der Entscheidung. Tastend fuhr ich mit meinen Händen über meinen Körper und meinen Kopf um etwaige Verletzungen ausschließen zu können. Schmerzen hatte ich so und so im gesamten Körper. Meine langen Haare hingen mir wirr ins Gesicht und meine Jeans waren zerrissen, aber offene Wunden konnte ich nicht entdecken. Ich trug einen dicken Rollkragenpullover und eine Winterjacke, dennoch durch schüttelte die Kälte immer wieder meinen Körper und meine Zähne klapperten aufeinander. Ich war so Müde. Ein paar Minuten wollte ich die Augen schließen. Ein paar Minuten nur. Einfach ausrasten. Dann wurde es schwarz um mich. Bilder schwirren durch meinen Kopf; Flüsternde Bäume, ein Raunen, Schatten, überall Schatten die mich eingekreisten. Die Farbe Rot erschien in jedem dieser Bilder. Ballte sich zusammen und verflüchtigte sich wieder. Rot in den Schatten, rot in den Bäumen. Musik drang an mein Ohr. Ich hörte ein Lachen, wunderschön und verzaubernd. Lippen näherten sich mir, blutrote wunderschöne Lippen. Schmerz, Schmerz und Dunkelheit. Mit einem Schrei schrak ich hoch. Gehetzt sah ich mich um. Keine Musik, keine Bäume, ich befand mich immer noch in der Halle und saß auf der Kiste. Wie lang hatte ich geschlafen? Ich fluchte gedanklich vor mich hin. Meine rissigen Lippen schmerzen. Vorsichtig tastete ich mit meinen Fingern danach. Blut. Mein ausgedörrter Hals machte mich fast wahnsinnig. Ich hatte das Gefühl als würden immer noch Schatten auf mich zu kriechen, wenn ich nicht bald hier rauskam würde ich durchdrehen. Mit der rechten Hand tastete ich nach der Wand und stellte meine Beine auf den Boden. Das allein kostete mir schon dermaßen viel Kraft das ich bezweifelte es wirklich bis zum Ausgang zu schaffen. Ich ignorierte die sardonische Stimme in meinem Kopf, die der Meinung war dass dies gar kein Ausgang war. Mehr an der Wand entlang rutschend als wirklich gehend, schleppte ich mich auf diese Tür zu. Immer wieder schluckte ich trocken und hatte das Gefühl als hätte ich ein Reibeisen in meinem Hals. Je mehr ich versuchte nicht zu Schlucken desto schlimmer wurde es. Ich schloss die Augen und sah wieder nur Rot. Keine Schwärze die mich umgab, einfach nur Rot. Es war als würde ich durch eine rote Maße waten. Erschrocken riss ich die Augen wieder auf und versuchte meine wirren Gedanken zu ordnen. Ich scheitere kläglich. Ein wimmernder Laut drang über meine Lippen. „Ich werde hier sterben". Dieser Gedanke manifestierte sich so stark in meinem Kopf das ich aufgeben wollte. Einfach an dieser Wand hinabrutschen, mich hinlegen und die Augen schließen. Es war so einfach. Ich wusste, ich würde nicht nochmals aufwachen. Bevor mich dieser Gedanke ganz einnehmen konnte schüttelte ich meinen Kopf und riss mich zusammen. Nein, die Tür war der Ausgang, ich wusste es. Sobald ich das geschafft hatte, würde ich Hilfe finden. Die Stimme in meinem Kopf meldete sich wieder. „Durst, Durst. Du wirst nichts zu trinken finden. Du wirst hier elendig verdursten". Ein Schleier trat vor meine Augen. Mir war egal was ich finden würde, Hauptsache trinken, ich wollte dass diese Schmerzen aufhörten, in meiner Kehle, in meinem Magen. Ich stolperte weiter auf die Tür zu. Die Bilder aus meinem Traum begleiteten mich. Musik drang an mein Ohr als befände sie sich direkt in der Halle. Ich hörte wieder dieses Lachen, hypnotisierend und wunderschön. Ein Lachen wie ein schöner Sommertag, das Rascheln der Blätter. Lippen die sich meinen nähern. Lippen die mich Küssen wollen. Oh wie sehr wollte ich dass diese Lippen die meinen berührten. Blind stolperte ich auf die Tür zu. „Will" hauchte ich. Ein Name ohne Gesicht. Kurz durchzuckte mich die Frage woher ich diesen Namen kannte. Ich konnte ihn nicht zuordnen, doch sogleich drifteten meine Gedanken wieder ab. Es war mir gleich, ich wollte nicht nachdenken. Ich wollte keine Antworten mehr, ich wollte nur noch Erlösung. Ich sehnte mich nach diesen Lippen, der Durst war vergessen, die Schmerzen waren vergessen. Alles um mich herum verschwamm, immer wieder drang der Name über meine Lippen. Endlich hatte ich die Tür erreicht und stieß sie auf. Kalter Wind und Regen peitschte mir ins Gesicht. Gierig leckte ich mit der Zunge über meine Lippen um dieses köstliche Nass zu schmecken doch brachte es mir keine wirkliche Erleichterung. Langsam klärte sich mein Blick wieder, der Ausgang hatte mich an den Rand eines Waldes geführt. Ein paar Meter befanden sich zwischen der Halle und dem Wald, ausgestreut mit Kies.Die Bäume hatten eine magische Anziehungskraft auf mich. Ich wollte ihn unbedingt erreichen. Etwas schien mich zu rufen, mir Mut zuzusprechen. Gleichzeitig meldete sich wieder die gemeine Stimme in meinem Kopf, die mir genau dies ausreden wollte. Diese Stimme wurde jedoch von Mal zu Mal schwächer. Die andere war so viel schöner und zärtlicher. „Komm, komm" lockte sie. „Ich warte auf dich, Erlösung bekommst du". Wieder drang die Musik an mein Ohr. Sie schien direkt aus dem Wald zu kommen. Sofort schweiften meine Gedanken wieder zu den verheißungsvollen Lippen ab, die ich in meinem Traum gesehen hatte. Süße, alles versprechende Lippen. Ich ignorierte jeden Anflug von Schmerz in meinem Körper und stolperte gänzlich aus der Halle. Drei Schritte, vier. Ich stürzte und fiel auf meine Knie. Der Kies bohrt sich schmerzhaft in meine Hände, mit denen ich den Sturz abgefangen hatte.Keuchend rappelte ich mich wieder auf. Die Stimme, sie lockte, sie versprach. Wie ein leichter Windhauch drang sie an mein Ohr. Den Sturm, den Wind und Regen spürte ich nicht mehr auf meiner Haut. Ich richtete meinen Blick wieder auf den Waldrand. Schritt für Schritt schleppte ich mich weiter darauf zu. Immer weiter, auf dieses süße Versprechen zu. Die andere Stimme, die sardonische, gemeine und warnende Stimme war längst verstummt. Ich hatte sie zum Schweigen gebracht, wollte nicht auf sie hören. Nach unendlich langer Zeit kam ich endlich zum Rand des Waldes, meine Kleidung vom Regen vollgesogen und schwer klebte unangenehm an meinem Körper. Erschöpft ließ ich mich gegen einen Baum sinken. Kurz kam mir der Gedanke fortzulaufen. Was suchte ich in diesem Wald? Ich musste

Seiten

Interne Verweise