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So wie jeder Tag, fing auch dieser damit an, dass ich morgens in meinem Bett aufwachte und verschlafen ins Bad taumelte. Dort wartete, wie auch jeden Morgen, meine beste Freundin Lilly auf mich. Ich lebte schon seit acht Jahren bei meiner besten Freundin in einem kleinen Einfamilienhaus in Japan in der Mittelstadt, weil meine Eltern ums Leben gekommen waren. Zuerst gab es Diskussionen, ob ich in ein Kinderheim käme oder nicht. Doch dann hat sich Lilly Mutter dazu bereit erklärt mich zu adoptieren. Lilly hat ihren Vater und ihre große Schwester mit vier Jahren bei einem Autounfall verloren. Ihre Mutter ist darum auch so stolz, dass ich jetzt sowas wie Lillys Bruder bin, um die ich mich kümmern kann und das tut sie auch. Manchmal denke ich, dass sie es übertreibt. Sie legt mir meine Schuluniform raus, macht mir mein Frühstück und mein Pausenbrot, schreib für mich in der Schule die Notizen mit, weil ich ja sowieso nie aufpasse und noch vieles mehr. Ich putzte mir noch schnell die Zähne und stürmte dann die Treppe hinunter in die Küche. Dort nahm ich mir mein Frühstück und setzte mich an den Esstisch. Lilly schien schon fertig zu sein, denn sie hatte ihren Teller schon weggeräumt und packte gerade mein Pausenbrot in meine Tasche. „Jack, bist du fertig?", fragte sie mich, „Wir müssen los. Die Schule fängt gleich an, oder möchtest du etwa schon wieder zu spät kommen?" „Nein. Ich komm sofort.", entgegnete ich ihr und brachte meinen Teller weg. Dann schnappte ich mir meine Schuhe und zog sie mir an. Lilly gab mir meine Tasche und wir gingen aus dem Haus. Bevor Lilly die Tür schloss rief sie noch ins Haus: „Wir sind dann mal weg, Mama!" Als Antwort kam dann: „ Okay mein Schatz und pass auf dich und Jack auf." „Ja!", rief Lilly und schloss die Tür. Ich kam mir mal wieder vor wie ein Kleinkind. Also wirklich, als ob ich nicht auf mich selber aufpassen könnte. Unser Schulweg führte durch den schönsten Park der Stadt. Ich schlenderte gemütlich hinter Lilly her, als diese plötzlich auf ihre Armbanduhr guckte und erschrak- wir hatten nur noch fünf Minuten. „Man, Jack! Los Beeilung!", sagte sie mir, packte mich am Arm und rannte los. Ich hatte große Mühe mit ihr Schritt zu halten. Als wir in der Klasse ankamen, saßen schon alle und schauten uns an- Wir waren also schon wieder zu spät. Ich hörte jemanden „Die sind ja schon wieder zu spät!" und „Können die nicht auch mal pünktlich kommen?" sagen. Dieser Ansicht war auch unser Mathelehrer: „Jack! Lilly ! Da ihr schon wieder zu spät seid, müsst ihr Nachsitzen!" „Nicht schon wieder.", seufzte ich und setzte mich auf meinen Platz. Der Unterricht verlief ganz normal- Lilly schrieb für mich die Notizen mit, die wir immer zum Unterricht schreiben müssen und ich passte mal wieder nicht auf und kritzelte Sprüche in mein Heft. Meine beiden Lieblings Sprüche, was das Thema Schule betrifft waren: Kennst du einen Ort wo die Sonne nie lacht? Wo man aus Kindern Idioten macht, wo weder Ordnung herrscht noch Tugend... Das ist die Schule, das Grab der Jugend und Schule ist Zeit, Zeit ist Geld, Geld ist Luxus und Luxus kann ich mir nicht leisten. Ich war für meine Sprüche sehr berühmt in der Klasse, aber nicht nur für meine Sprüche, sondern auch dafür, dass ich immer zu spät kam. Ich glaube das ist sogar schon das 10-mal Nachsitzen in zehn Tagen Schule. Nach der Schule mussten Lilly und ich fünfzehn Minuten lang nachsitzen. Außer uns waren noch drei Jungs aus der Nachbarklasse und zwei Jungs aus der Oberstufe da. Wir waren immer die einzigen aus unserer hier. Langweilig wurde uns nie. Denn wir schrieben immer Zettelchen mit den Jungs oder uns gegenseitig. Plötzlich schob mir Lilly einen Zettel zu. Ich lass in Gedanken: „ Jack, könntest du mir bitte endlich erzählen warum du vor acht Jahren zu uns gekommen bist? Immer wenn ich meine Mutter darauf anspricht, wechselt sie das Thema oder sagt mir ich soll dich selbst fragen. Also erzähl es mir, bitte, bitte, bitte!"
„Oh man! Aber sie hat ja Recht. Sie hat das Recht es zu erfahren.", dachte ich mir, riss einen Zettel aus meinem Block und fing an zu schreiben: „ Okay, dann werde ich dir jetzt die ganze Geschichte erzählen: Meine Eltern sind vor neun Jahren ums Leben gekommen. So, mehr weiß ich auch nicht!". Ich schob ihr den Zettel zu und wusste genau dass das eine große Lüge war, aber die Geschichte ist so verrückt, dass ich selbst so langsam beginne daran zu zweifeln. Sie schob mir wieder einen Zettel zu: „ Ja is klar! Also weißt du nicht warum du damals bei Kiyoshi im Haus warst?". Als ich wieder zu ihr guckte, schaute sie mich böse an und fing an in ihrem Block Rima aus Vampire Knight zu zeichnen. Zugegeben,- sie kann sehr gut zeichnen. Endlich entließ uns der Lehrer und wir gingen nach Hause. Lilly redete immer noch kein Wort mit mir und das nur, weil ich ihr nichts von meiner Vergangenheit erzählen will. Im Nachhinein wäre es wohl doch besser gewesen, es ihr zu erzählen. Ich hoffte doch, sie glaubt mir. Ich blieb stehen und sprach zu ihr: „Hey, Lilly! Jetzt warte doch mal" Erst als sie sich umdrehte sprach ich weiter: „ Ich glaube, ich sollte es dir doch erzählen, was sich vor neun Jahren abgespielt hatte." Kaum hatte ich zu Ende gesprochen sagte sie: „ Na endlich!" und riss mich mit sich. Sie zog mich ins Gebüsch und setzte sich auf einen Stein. Erwartungsvoll starrte sie mich an: „ Hier sind wir ungestört und du kannst mir in Ruhe alles erzählen." Ich setzte mich neben sie auf den Stein und begann zu erzählen: „Also, hört mir jetzt genau zu." Okay, das war jetzt überflüssig. Natürlich hörte sie mir genau zu. (das wird jetzt sowas wie eine Rückblende aus den Augen der fünfjährigen Jack. Ich saß gerade mit meinen Eltern am Esstisch und unterhielt mich mit ihnen über