Im Taumel der Unendlichkeit 1

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

„Antonio wedelt mit dem Fidelbogen wie Waldi, der Hund, mit seinem Schwanz!“ Das ist vermutlich alles, was einem Bio-Roboter zum Thema „Musik“ einfällt. Aber ehrlich gesagt: Brauchen wir z. B. Goethes Erbmasse noch im 21. Jahrhundert? Macht doch endlich die Vivaldis platt! Wer, bitte, soll Einstein gewesen sein? Und wer, in 3 Teufels Namen, hat die Mona Lisa erschaffen? Die Affen?

Ob das nun Dürer, Rubens, oder Leonardo gewesen ist, interessiert heute keine Sau mehr! Alle Menschen sind gleich! Mao war der Gleichen Gleichster. Und die Seidenstraße wird heutzutage mit Raupen befahren, die aus dem Osten kommen und im Westen entwickelt wurden … ist das nicht schön?! Alles bewegt sich in eine Richtung – es geht vorwärts: Zurück in die Zukunft? Ja, wenn damit die Steinzeit gemeint ist!

In den Köpfen der Steinzeitmenschen aber steckt die Raumfahrttechnik. Computerchips beherrschen die Welt. Sind die Nachkommen Kants oder Newtons dafür verantwortlich? Nein, denn in den Betrieben stehen nur noch Maschinenwesen. Ihre Wege sind nachvollziehbar – sie sind die Zombies der Neuzeit, die toten Genies einer letzten Generation vor dem Absturz ins ganz Gewisse!

Alles geht wieder dorthin, wo es hergekommen ist. Bach geht den Bach runter – Hegel kegelt im Jenseits mit Humboldt um einen erotischen Stromschlag aus den Händen von so und so viel Jungfrauen. Kant gibt sich die Kante (aber nicht die Hohe), Freud erfreut sich bester Leblosigkeit, Bohr zeigt sich verbohrt, aber Stalins Urenkel geben sich ein Stelldichein in der verbotenen Stadt … ratteratatt!

Carl Barks, Morris und Uderzo haben ihre Geister zugunsten der Geistlichkeit aufgegeben, die aber leider nicht in der Lage ist, dem roten Bullen Flügel zu verleihen! Satire und Comic werden von initialisierten Halbaffen eben nicht verstanden. Sind „Wir“ verloren? Nein, niemals, wir können gar nicht verloren sein, oder als solches gelten, denn „Uns“ gibt es schon lange nicht mehr. Das wäre ja auch gelacht!

Wir haben alles ausgehaucht, was man von uns verlangt hat, denn die Welt sehnt sich nach Rückschritten in Sachen „Phantasie“, so sehr, wie sie sich nach Fortschritten in Sachen „Einfalt“ sehnt … nach einer hochtechnisierten Einfalt. Die den Mob braucht, um einen Pöbel zu ernähren, der weder Zeichen deuten kann, noch in der Lage ist, sich leidenschaftlich Eingebungen zu überlassen, die Horizonte öffnen.

„Wir“, so wie „wir“ jetzt sind, brauchen jedoch keine illustren Ausblicke mehr auf ein Paradies, das nicht nur aus Phrasen besteht. „Wir“ brauchen den Gehorsam, den Mächten gegenüber, die sich erfolgreich anmaßen zu wissen, was Wissen ist. Das impliziert, ganz automatisch, den Automatismus, die Treue zur identitätslosen Daseinsfreude, die sich buchstäblich an nichts weiter orientiert, als an den Menschenrechten vorbei!

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