... als es klopfte, bleib ich still am Fenster stehen und starrte weiter in den Tag hinaus.
Schließlich trat sie ein, ohne meine Aufforderung abzuwarten.
„Warum bist du hier?“ fragte ich.
„Weil ich gerne Besuch hätte, aber dort draußen auf dem Land keinen bekomme“, antwortete sie und ließ sich aufs Bett fallen.
„Für solche Fälle gibt es die Erdwärme, aber dazu muss man tief bohren“, sagte ich und setze mich neben sie.
Sie lag schlaff und schwieg mich an.
Also schob ich ihr Kleidchen hoch und zog ihr den Schlüpfer herunter. Da sie sich dabei nicht sträubte, steckte ich meinen Finger in sie und befand, dass sie liebesbereit war. Ich legte mich auf sie, stieß und stieß. Sie zog die Schenkel zur Brust. Wir schauten uns nicht an, ein Blickwechsel wäre zu indiskret gewesen.
Gegen meinen Willen schrie ich.
Während ich abrollte, entkam ihr ein Stöhnen der Erleichterung.
„Gut, dass du nur meiner Einbildung entstammst. Jemand anderem könnte ich das nie verzeihen“, sagte sie und schaute dabei zur Zimmerdecke empor.
„Wie immer hast du Recht, Dasein entschuldigt nicht alles“, sagte ich, stand auf und trat ans Fenster.
‚Warum nur die Verzweifelten zugeben, wie perfide das Leben ist?’, dachte ich, doch verwahrte mich sofort gegen diesen Gedanken, so verzweifelt war ich nicht, dass ich ihn denken musste.
Gegenüber kam B. aus dem Haus. Ohne Jacke ging er durch den strömenden Regen zu seinem BMW, hinter ihm her trippelte seine winzige Tochter. Sie trug eine knallrote Mütze. Überhaupt war sie zu nervös für ihr Alter.
‚Er wird sich wieder einmal erkälten’, dachte ich.
„Wobei störte ich dich, bevor du mich bestiegst?“ Sie griff nach dem Päckchen Tempo auf dem Tisch.
„Ich las kurz in einer Biografie Schillers. Über seine Zeit im Militärinternat. Dann sah ich dem Regen zu, denn mir wurde wieder einmal klar, ich kann Schiller nicht ausstehen“, antwortete ich.
Sie führte ein Papiertaschentuch zwischen ihre Schenkel und säuberte sich von meinen Spuren.
„Warum gehst du dazu nicht ins Bad?“ fragte ich.
„Weil ich will, dass du das mit bekommst“, sagte sie.
„Wenn du darauf bestehst zu bleiben, könnten wir uns einen Film ansehen“, sagte ich, als sie sich wieder angezogen hatte.
Da ich keine Antwort bekam, schaltete ich den Recorder ein.‚Die Reifeprüfung’ mit Dustin Hoffmann, vor einigen Wochen aufgenommen.
Wir schauten eine Weile stumm, bis hin zur ersten Eruption zwischen Johnathan und Mrs. Robinson.
„Wie selbstmitleidig er ist und wie überheblich“, sagte sie.
„Damals ist das niemandem aufgefallen“, erwiderte ich.
„Vermutlich, weil diese Haltung symptomatisch war - damals“, sagte sie und starrte mich an.
„Thema der Reifeprüfung war das Brechen von Tabus“, widersprach ich.
„Tabubruch ist die Ausflucht der Einfallslosen“, sagte sie. „Überhaupt langweilt mich der Film, obwohl er gut zum Tag passt und zu dir auch.“
„Für mich kann ich nichts“, sagte ich. „Heutzutage weiß man, dass die Gene an fast allem schuld sind.“
„Wie praktisch“, sagte sie und gähnte. „Doch hätte ich dir auch sonst keinen Vorwurf gemacht. Weil du ja nicht willst, dass du bist, wie du bist, stimmt’s ?” Sie lächelte.
„Spottest du meiner?“ fragte ich.
„Geben Sie Gedankenfreiheit Sire“, sagte sie und gähnte erneut.
Sie verstand mich einfach zu gut.
Ich schaltete den Rekorder aus.