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musste ihn allerdings regelrecht zum Eingang des Tanzlokals schieben ...
Gleichmäßig glitt die Bürste durch das recht glatte von Natur aus hellblondfarbene Haar. Vollständig offen getragen reichte Fridas liebevoll gepflegte Pracht bis zum Gesäß. In routinierter Handarbeit entstand ein Flechtkranz, der nach seiner Vollendung über dem nahezu makellosen Gesicht wie eine Krone thronte. Statt Make-up wurde hauchdünn Tagescreme aufgetragen, gefolgt von dem dezenten aufhübschen der Lippen. Auch die blaugrünen Augen bekamen etwas Schminke ab, ohne dabei die entsprechenden Brauen zu vernachlässigen. Das Outfit an diesem Abend, eine bunte langärmlige Bluse mit passender Hose und bequemen Schuhen. Bloß nicht zu tief durfte der Ausschnitt sein, lediglich das sich an einer Halskette befindende Kreuz sollte auf der unbedeckten Haut direkt oberhalb des Busens zum Vorschein kommen. Es war nicht einfach nur ein Schmuckstück, sondern stand symbolisch für ihren christlichen Glauben. Silberne Ohrstecker und ein schwarzer am linken Ringfinger getragener Solidaritätsreif zierten neben der mit einem Lederband versehenen Armbanduhr den beinahe ideal proportionierten Körper. Abschließend wurde noch ein wenig Parfüm aufgetragen, in die passende Jacke geschlüpft und mit der umgehängten Handtasche das Haus verlassen …
„Meine Bahn hat leider immer noch Verspätung, aber geh ruhig schon mal rein!“
Frida beschloss trotzdem zu warten, doch dummerweise verspürte sie bereits kurz darauf den Drang ein WC aufsuchen zu müssen, was zur abrupten Planänderung führte. Schnell gab sie nach dem Betreten des Tanzlokals das entsprechende Kleidungsstück an der Garderobe ab, um kurz darauf die Damentoilette aufzusuchen.
„Hänge hier wegen eines Personenschadens fest … Mir geht es übrigens gerade gar nicht gut, vielleicht bekomme ich meine …“
Franny war immer sehr zuverlässig, weshalb die von ihr ausgesendeten eindeutigen Signale sehr ernst genommen werden mussten.
„Du Arme, gute Besserung! Dann lass uns doch ein anderes Mal tanzen gehen, also ab ins Bett mit dir …“
Ansatzweise enttäuscht war Frida schon, aber der besten Freundin per Textnachricht ein schlechtes Gewissen zu machen oder gar auf die gemeinsame Verabredung zu bestehen kam nicht infrage. Sie bestellte sich eine Cola und beobachtete das Geschehen auf der Tanzfläche. Nach einiger Zeit fiel dort ein junger Mann auf, der so vorsichtig schwofte, als ob er auf eine Person in seiner unmittelbaren Nähe achten müsste, um ihr nicht versehentlich auf die Füße zu treten … Sollte sie nicht auch einfach das Beste aus dem angebrochenen Abend machen? Der auffällige Tänzer schien mit ihr unterdessen Blickkontakt aufzunehmen. Nein, doch nicht, es hatte wohl nur so ausgesehen. Eigentlich schade, denn er wirkte recht sympathisch. Frida leerte zügig ihr Getränk und war sich sicher, die Diskothek sofort verlassen zu wollen.
„Du bist auch allein hier oder?!“
Man musste sich förmlich anschreien, denn die Musik war entsprechend laut, so wie es natürlich alle Gäste auch erwarteten. Kein Typ sprach sie da gerade von der Seite an, sondern eine Angehörige ihres Geschlechts, deutlich aufgebrezelt, jedoch mit sehr natürlich wirkender Gestik.
„Ich bin übrigens die Undine!“
„Frida!“
Beide gaben sich kurz die Hand.
„Magst du vielleicht noch etwas trinken?!“
Eigentlich war ihr nicht danach, andererseits wartete zu Hause ja nur das eigene Bett …
„OK, aber lass uns bitte rüber in den Bistrobereich gehen!“
In dem besagten deutlich ruhigeren Teil des Lokals nahmen sie an einem noch freien Tisch Platz. Braune schulterlange Haare, bernsteinfarbene Augen, alternatives, aber recht freizügiges Outfit, wobei Undines üppiger Busen bestimmt auch in einem strengen klösterlichen Gewand zur Geltung gekommen wäre.
„Ich lade dich ein! Was darf es denn sein? Cocktail, Longdrink, Mixgetränk …“
„Sorry, aber Alkohol ist nicht so mein Fall. Wir haben nämlich in der Verwandtschaft …“
„Hey, bleib cool! Vorhin hattest du also eine Cola ohne Schuss …“
Sie lächelte Frida freundlich an, bestellte ungefragt die besagte koffeinhaltige Limonade und für sich einen „Sex on the Beach“.
„Das stört dich doch nicht, wenn ich mir einen genehmige oder?“
„Wirke ich denn so verklemmt auf dich?“
„Du bist auf jeden Fall unglaublich hübsch und offensichtlich auch noch sympathisch!“
Als die Getränke bereitstanden, wurde erst einmal angestoßen.
„Hat dich etwa dein Freund versetzt?“
„Du bist ganz schön neugierig … Ich wollte mich hier eigentlich mit meiner besten Freundin treffen, doch leider …“
Was war nur heute mit ihr los? Schon wieder musste Frida das WC aufsuchen. Dieses Mal hatte sich davor allerdings eine Schlange gebildet, was ihre Rückkehr in die Länge zog. Undine nippte bereits an ihrem zweiten Cocktail.
„Der geht jetzt aber auf mich.“
„Da sag ich natürlich nicht nein … Ich beeil mich auch und dann tanzen wir …“
Eigentlich wollte sie ja direkt im Anschluss gehen. OK, ihre neue Bekanntschaft schien schon in Ordnung zu sein, aber …
„Mit so einer tollen aufwendigen Frisur kannst du doch jetzt nicht einfach so abhauen!“
Hastig leerte Undine ihr Glas.
„Deine Cola ging auf mich, also lass sie bitte nicht stehen!“
Frida wollte nicht unhöflich sein, zumal bis dato noch nicht viel von der schwarzen Flüssigkeit in ihrem Magen angekommen war, was sich aber dank mehrerer kräftiger Züge ändern sollte. Eine bereits etwas angeheiterte Undine nahm sie an die Hand und beide betraten kurz darauf die Tanzfläche im Hauptsaal der Diskothek. Ihr Gegenüber schien keinerlei Hemmungen zu haben, bewegte den gelenkigen Köper in alle Richtung, bereit den Alltag zu verdrängen. Es war ansteckend, denn auch Frida kam ein wenig mehr aus sich heraus und tanzte vorsichtig auf dem Parkett im Rhythmus der Musik.
„Na los, trau dich!“
Das Koffein schien derweil zu wirken, denn sie fühlte sich deutlicher fitter als zuvor. Auch die anfängliche Zurückhaltung wich sehr schnell zu Gunsten einer aufkommenden Sorglosigkeit. Immer mehr standen jetzt die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund. Fridas Bewegungsdrang wurde ausschweifender, einhergehend mit dem stärker werdenden Gefühl, langsam der von allen bewunderte Star des Abends zu werden.
„Gib mir ruhig deine Tasche, damit du besser abgehen kannst!“
Unbekümmert nahm sie das Angebot an, tanzte daraufhin noch wilder, vergaß völlig die Welt um sich herum und nahm keinerlei Notiz von Undines plötzlichem Verschwinden. Das Tempo wurde noch einmal gesteigert, um dann für einen längeren Zeitraum beibehalten zu werden. Angetrieben von nie zuvor gekannter Energie brachte Frida ihren Körper an seine Grenzen bzw. darüber hinaus bis ihr schließlich schwarz vor Augen wurde. Als ob jemand einen Schalter im Gehirn umgelegt hätte, sackte sie förmlich zu Boden und wäre dort mit dem Kopf aufgeschlagen, wenn nicht schnell …
„Hallo?! Kannst du