Selbstverständlich

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Man geht auf den Markt und durch die Geschäfte,
kauft ein: Gemüse und Obst, gutes Fleisch, Milch und Säfte,
dann trägt man den Korb, mit dem Guten so voll,
nach Haus, weil man weiß, was man kochen soll,

um die Lieben daheim zu erfreuen und nähren.
Gemüse geputzt, geschnibbelt … die leeren
Töpfe und Pfannen füllen sich bald,
über Stunden bekommt eine Mahlzeit Gestalt.

Der Tisch wird gedeckt, Blumen müssen nicht sein,
über kurz oder lang trudeln alle ein,
Teller füllen sich und werden schnell wieder leer,
Pudding/Obst/Eis folgt noch als Dessert …

Auch hier ist es, wie mit so vielen Sachen:
Wird all das Rackern und Mühen, das Schaffen und Machen
für andere zur Selbstverständlichkeit,
verflüchtigt sich schnell auch die Dankbarkeit …

Oft wird Arbeit und Mühe eingesetzt,
von den Nutznießern aber nicht wertgeschätzt.
All die Liebe und Sorgfalt, die ein Mensch da verwendet:
Sind sie am Ende vielleicht gar verschwendet?

© noé/2020

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Kommentare

01. Feb 2020

Was bleibt von all der mühsam produzierten Köstlichkeit?
Die Frage sich so manche stellt,
Die dieses Los wie viele teilt ...

LG Yvonne

01. Feb 2020

Die Pfunde auf der Waage (der anderen).
Die Rache der "kleinen Frau" ;o)))

01. Feb 2020

Danach darf man nicht fragen - sonst kann man gleich alles bleiben lassen.
Das Leben hat nicht mehr Sinn als man ihm selbst geben kann...

guterText!

01. Feb 2020

Dankbarkeit für Mutters Küche entsteht oft im Vergleich mit anderen Kochstellen, bei Freunden und Verwandten.
Kommen die Esserinnen und Esser wieder an den Tisch, entfällt auch ein Gericht. Besser wäre es, man zeigt,
dass man die Familienküche und ihre Erzeugnisse mag.
HG Olaf

01. Feb 2020

Im Leben scheint es so zu sein:
Der EINE kocht - JENER haut rein ...

LG Axel

01. Feb 2020

Wenn ich koche, dann mache ich das, weil ich es auch wirklich möchte. Ich fühle mich eigentlich nie dazu gezwungen.
Während des Prozesses freue ich mich schon darüber, dass meine Einsatz, gleich alle an den Tisch bringt und wir die Mahlzeit gemeinsam und mit tollen Gesprächen, genießen können. Wenn ich sehe, dass sich alle darüber freuen, kaum erwarten können, dass es fertig ist, dann alle zufrieden mampfen und zwischendurch ein "lecker" erklingt und wir am Tisch eine tolle Zeit hatten, ist das der beste Lohn, den ich bekommen konnte. Jackpot! Es hat sich gelohnt! :)

Herzliche Grüße
Ella

01. Feb 2020

Liebe Ella, der Vorgang des "Kochens" stand hier als leicht nachvollziehbare Metapher für andere wenig anerkannte Aktivitäten/"Selbstverständlichkeiten" ...

02. Feb 2020

Liebe *noe*,
wenn das so ist, dann ist auch mein Kommentar eigentlich leicht zu "übersetzen". Er bedeutet : Tue etwas, weil du es wirklich möchtest, weil du dich darauf freust, es zu tun. Erwarte nichts dafür, sondern genieße alles was damit verbunden ist, dann brauchst du dafür weder Anerkennung noch Dankbarkeit.
Wenn du aber etwas tust, der Anerkennung und Dankbarkeit willen, warum auch immer, dann kann es leicht passieren, dass du enttäuscht wirst.
Aber ich glaube zu verstehen, was du mit dem Gedicht sagen möchtest. Bitte korrigiere mich, falls ich mich irre:
Anerkennung und Dankbarkeit sind nicht mehr unbedingt Tugenden, die häufig zum Einsatz kommen.

Herzliche Grüße
Ella

02. Feb 2020

So ist es, liebe Ella, in vielen Bereichen wächst die Erwartungshaltung der "Nutznießer" schneller als das (Hin-)Gabevermögen der den Dienst Leistenden, es entsteht eine Anspruchshaltung, die es selbst dem Willigsten schwer macht zu tun, was er eigentlich gern tut. Aber auch das Gern-Tun wird immer mehr zum Luxusgut, wenn es um das Überleben geht. Viele haben da nicht die Wahl und müssen einfach nur funktionieren. Leider.
(... weshalb ich mein Gedicht auch bei "Beziehungweisen" eingestellt habe ...)

02. Feb 2020

Liebe *noé*,
für die umfassenden und ausführlichen Antworten und die wertvolle Zeit, die sie in Anspruch nahmen, möchte ich dir sehr danken. Deine Sicht der Dinge kann ich nun sehr gut verstehen, was mir auch hilft, das Gedicht auf auf einer tieferen Ebene zu verstehen.
Danke dafür :)

Herzliche Grüße
Ella