unvermutet

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von Marie Mehrfeld

unvermutete Begegnung mit dem alten Mann, dem mit dem abgerissenen Sakko über ausgefransten, ehemals schwarzen Hosen über ausgetretenen schnurlosen Turnschuhen,

dem mit den braunbraunen todtraurigen müden Augen unter wildem schwarzweißem Haarschopf, seine schmalen Lippen zum hilflosen Lächeln gebogen,

das Muttermal neben der schweren Nase wie ein Tropfen Schlamm aus der letzten schlaflosen Nacht, dem Mann mit einer verbeulten Trompete in der Rechten, die Linke himmelwärts,

den Blick bittend auf mich gerichtet, wie er da so unvermutet fremd vor mir stand und meine Vorverurteilungen im Nu vernichtete, da fasste ich, ohne nachzudenken,

in die Tasche meiner Jeans und drückte ihm den Schein in die Hand, den ich zuerst griff, es war kein kleiner, und das, obwohl ich genau wusste, er musste ihn bei abends abliefern bei jenen, die ihn ausbeuten …

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