Tag der Arbeit

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Es ist gerade Rom in wunderbaren Zeiten:
Man führt die Sklaven durch die große Stadt!
Sie haben Arbeit und die hohen Herren reiten,
ganz prinzipiell, all ihre nied‘ren Träume platt.

Das Feuer muss in Badehäusern brennen,
der Marmor wird verbaut, am Kolosseum,
die Statuen (ich will sie hier nicht nennen)
stehn heut noch bleich in dem Museum
der kurz bemess’nen Ewigkeit und lauern,
sind transportiert und aufgestellt von Leuten,
die Dienste leisten müssen, oder Mauern
errichten, ohne jemals etwas zu bedeuten.

Für sie gibt’s eine dumpfe Welt in einer Hölle,
die ebenfalls ganz dumpf ist – und die Seele
weiß von keiner glitzerhellen Daseinswelle,
die rosa Früchte trägt: Sie hört auf die Befehle!

Wer da nicht folgt, der taugt nicht für die Erde,
sieht sich bald ausgeliefert und geschmäht.
Sogar die andern, aus der eignen Herde,
die auch nicht wissen, was hier vor sich geht,
wenn Senatoren ihren frühen Tod beschließen,
die lächeln grob, wenn sie wen reden hören:
„Die Mühen sind wie stetes Blutvergießen!“
Denn jedermann soll auf die Regeln schwören.

Und die besagen, leicht dahin gesprochen:
„Tritt an zur Fron, sei mit Begeisterung dabei –
der freie Wille gebe sich, ganz brav, gebrochen,
glaube nur: Die Pflicht ist schön am ersten Mai."

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