… und er ging – völlig resigniert –
die lange Schotterstraße entlang
wusste mit Sicherheit, dass was passiert
an diesem schwülen und wolkigen Tag
menschenleer der See dalag …
Setzte sich ans steinige Ufer
den Kopf vergraben, zwischen den Beinen
die Hände um den Nacken gelegt
man hörte nichts – sah ihn nur weinen
sein maskuliner Körper bebte
geschüttelt von Einsamkeit und Bitternis …
Ohne Job und ohne Frau
mit ihnen ging der Grund zum Leben
vor Freunden hat er sich versteckt
niemals sollte ihn jemand so sehen
von Kummer gebrochen –
von Selbstmitleid befleckt.
Dann schnürte er seine Schuhe auf –
streifte seine Socken ab
machte sich an der Hose zu schaffen –
Zeit konnte er sich genügend lassen …
Sein Jeanshemd – längst nicht mehr gebügelt
knöpfte es gedankenlos auf
fixierte nur des Wassers Wellen
dachte – warum auch immer –
an früher und an sein Zuhaus.
Wie oft war er als Kind schon hier
verschwendete Herrgotts gute Zeit
lachte, spielte, kiffte, küsste …
war für alles offen – zu allem bereit.
Nun stand er hier zum Selberrichten
er schauderte, ihm wurde kalt
sein Tod letztendlich keiner Seele nütze
und machte sich entschlossen heim …
Kommentare
Liebe Soléa,
da bin ich aber froh, dass dies kein Exhibitionist war. "... machte sich an der Hose zu schaffen." Auch dieses Thema hätte ich Dir ohne weiteres zugetraut. Marie wird jetzt gleich in etwa schreiben: ... das hast Du sehr sensibel dargestellt. Schade, dass sich dieser Mann offenbar niemandem anvertraut hat. Möglicherweise hätte ihm jemand gesagt: Das ist DEINE Chance! Nutze sie. Es gibt Menschen, die sind auch ohne Frau/Mann, Job etc. glücklich. Deshalb braucht man nicht ins Wasser zu gehen. Es gibt hier in Deutschland psychologische Betreuung, sofern man dazu bereit ist, sich helfen zu lassen. Wenn jeder ins Wasser gehen würde, der ohne Job und/oder Frau/Mann ist, würden unsere Gewässer bald überlaufen. Ich bin für Lösungen und zu jeder Hilfe bereit. Auch der gesellschaftlich Druck, was den Familienstatus angeht, ist zwischenzeitlich - gottlob - gewichen. Man braucht nicht unbedingt einen Job, um glücklich zu sein, man kann auch ehrenamtlich arbeiten. Die Gesellschaft ist im Umbruch. Auch ich bügele meine Jeansblusen nicht mehr, das Material knautscht nicht. Ich kann den Kummer des Mannes verstehen ... aber da muss er durch ... wie Millionen anderer Menschen auf dieser Erde. Und wenn seine Freunde nicht bemerkt haben, was ihn bedrückt, dann waren das keine richtigen Freunde.
Liebe Grüße zu Dir,
Annelie
Die Story, per Gedicht verfasst -
Das Foto ideal ja passt ...
LG Axel
Ich schrieb zuerst vom groben Sand –
Doch im Album ein passenderes Foto fand ...
Liebe Grüße
Soléa
Liebe Soléa, du sollst mir nicht bös sein, aber: Der Mensch ist dazu bestimmt, am Leben zu wachsen und mit Schwierigkeiten fertigzuwerden. Deine "Story" spendet weder Trost, noch halte ich sie für nachahmenswert, und ich hoffe nicht, dass jemand wegen eines Jobs (ersetzbar) und/oder wegen Frau/Mann, die nicht zu ihm halten in dieser Situation, den Tod durch Ertrinken wählt. Es gibt Menschen mit schweren Depressionen, die keinen anderen Ausweg sehen und keine Hilfe wollen, ja; diese Menschen jedoch sind schwer krank und müssen behandelt und begleitet werden; aber wenn ich an die Flüchtlinge denke, die hier und anderswo in Europa gestrandet sind und möglicherweise ALLES verloren haben, sind mir Deine Argumente etwas zu weit hergeholt, etwas zu kitschig geschildert und teilweise auch auf Effekthascherei (maskuliner Körper, unbebügeltes Hemd, etc.) aus. Sorry. - Es ist möglich, dass es die Art und Weise ist, in welcher Du die "Story" schilderst, die mich ein wenig abstößt; sie ist mir nicht sensibel genug - die Art und Weise.
Liebe Grüße,
Annelie
Eine traurige hoffnungslose Geschichte, die mich als Leserin bedrückt und etwas ratlos zurück lässt ...
vielleicht beschreibst Du in einem Anschlussgedicht, dass ER sich in letzter Minute noch umbesonnen hat ... irgendwie möchte ich denken, dass es doch noch eine Rettung gibt ...
Liebe Grüße - Marie
Liebe Marie, mir ging es ähnlich wie Dir. Das Gedicht hat mich total deprimiert. Job und Frau verloren - das ist allenfalls ein Anlass zum Suizid, jedoch gewiss nicht die Ursache. Die liegt viel tiefer und in ferner Vergangenheit. Und dass der Mann zu diesem Zweck dorthin zurückkehrt, wo er doch eine, wie es scheint, fröhliche Kindheit verbracht hat, halte ich ganz und gar für ausgeschlossen. Es ist traurig, dass JOB und FRAU (Familie etc.) heutzutage noch immer einen so hohen Stellenwert einnehmen. Ich denke, auch für Soléa stellt sich das so dar. Und auch ich musste leider mit dieser Mär aufwachsen, auf die ich gut hätte verzichten können. Arbeitslose sind meiner Meinung recht gut absichert hier in Deutschland. Es gibt Schuldenregulierungen etc. Niemand muss sich hier wegen Verlust des Jobs oder wegen zu hoher Schulden das Leben nehmen. Verstehen könnte ich noch eher junge Menschen, die sehr einsam aufgewachsen sind und sich wegen des Scheiterns der ersten Liebesbeziehung in den Tod stürzen. Aber auch das wäre dann als Kurzschlusshandlung zu bewerten, die hauptsächlich wohl den Strukturen unserer Gesellschaftsordnung geschuldet ist.
Liebe Grüße,
Annelie
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Nein, liebe Marie, es gibt kein Anschlussgedicht. Genau diese/deine Empfindung wollte ich erreichen. So kann die/der Leser/in sich das Ende selbst ausmalen …
Herzliche Grüße in deinen hoffentlich wie bei mir, sonnigen Morgen
Soléa
Hallo Solea,
Ich denke, der Schlüssel zum Text liegt im Schlussbild
"und machte sich entschlossen heim ..."
Hier besteht für den Leser durchaus die Möglichkeit sich den Heimgang des LI selbst auszumalen.
Hilft ihm sein Glaube (welcher?) endgültig heimzukehren oder "wendet" er sich am Schluss doch um
und kehrt in sein Leben zurück.
LG
Perry
Genau Perry, da wollte ich hin – zum Open End-. Mal einen andern Schluss kreieren, wie ich ihn bei Filmen nicht so gerne mag, außer er lässt eher ein Happy End vermuten …
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Soléa
Was für ein Aufstand!
Nur für einen Kerl, der mit den Herausforderungen des Lebens nicht fertig wird.
Herzliche Grüße, liebe Solea,
Susanna
Momente die das Leben schreibt –
Für die hat man nicht immer einen plausiblen Reim …
Herzliche Grüße zu dir, liebe Susanna
Soléa